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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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der mit Pferden, Rind-Vieh, Schaafen, noch
andern Vieh, das Schaden thun mag, treiben
oder hüten lassen, es sey denn wissentlich ver-
gönnet, und das junge Gehöltze wieder bestan-
den, und zwar mit Rind-Vieh nicht vor neun
vollen Jahren, und den Schaaf-Vieh, sieben
Jahr, wo aber das Gehöltze nicht sonderlich
gewächsig ist, muß nachdem iedes Orts Grund
und Boden an Auffwachs zu finden, noch län-
ger biß das Vieh keinen Schaden mehr thun,
oder die Gipffel erreichen kan, nicht in die Ge-
häue gehütet werden. Wo die Unterthanen,
als arme Leute den Wäldern und Gehöltzen so
nahe gesessen, daß sie deren mit ihren Vieh nicht
entbehren, noch dieselben meiden können, auch
vor Alters das Trifft-Recht darinnen gehabt,
und noch haben, denen muß dennoch nicht ver-
stattet werden, durchaus an alle Oerter zu trei-
ben. Sondern es muß ieder Fuß-Knecht nach
Gelegenheit der Wälder den armen Leuten, ie-
doch mit Vorbewust der Ober-Forst-Bedien-
ten, solche Oerter anweisen, da sie ihr Vieh hü-
ten, und dasselbige ernehren mögen, doch in kei-
nen jungen Schlägen, oder Gehegen, damit
das junge Gehöltze wieder über sich kommen
möge.

§. 24. Die Städte und Dorffschafften, so
ein oder zwey Holtz-Tage in der Wochen, das

dürre



der mit Pferden, Rind-Vieh, Schaafen, noch
andern Vieh, das Schaden thun mag, treiben
oder huͤten laſſen, es ſey denn wiſſentlich ver-
goͤnnet, und das junge Gehoͤltze wieder beſtan-
den, und zwar mit Rind-Vieh nicht vor neun
vollen Jahren, und den Schaaf-Vieh, ſieben
Jahr, wo aber das Gehoͤltze nicht ſonderlich
gewaͤchſig iſt, muß nachdem iedes Orts Grund
und Boden an Auffwachs zu finden, noch laͤn-
ger biß das Vieh keinen Schaden mehr thun,
oder die Gipffel erreichen kan, nicht in die Ge-
haͤue gehuͤtet werden. Wo die Unterthanen,
als arme Leute den Waͤldern und Gehoͤltzen ſo
nahe geſeſſen, daß ſie deren mit ihren Vieh nicht
entbehren, noch dieſelben meiden koͤnnen, auch
vor Alters das Trifft-Recht darinnen gehabt,
und noch haben, denen muß dennoch nicht ver-
ſtattet werden, durchaus an alle Oerter zu trei-
ben. Sondern es muß ieder Fuß-Knecht nach
Gelegenheit der Waͤlder den armen Leuten, ie-
doch mit Vorbewuſt der Ober-Forſt-Bedien-
ten, ſolche Oerter anweiſen, da ſie ihr Vieh huͤ-
ten, und daſſelbige ernehren moͤgen, doch in kei-
nen jungen Schlaͤgen, oder Gehegen, damit
das junge Gehoͤltze wieder uͤber ſich kommen
moͤge.

§. 24. Die Staͤdte und Dorffſchafften, ſo
ein oder zwey Holtz-Tage in der Wochen, das

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[1147/1167] der mit Pferden, Rind-Vieh, Schaafen, noch andern Vieh, das Schaden thun mag, treiben oder huͤten laſſen, es ſey denn wiſſentlich ver- goͤnnet, und das junge Gehoͤltze wieder beſtan- den, und zwar mit Rind-Vieh nicht vor neun vollen Jahren, und den Schaaf-Vieh, ſieben Jahr, wo aber das Gehoͤltze nicht ſonderlich gewaͤchſig iſt, muß nachdem iedes Orts Grund und Boden an Auffwachs zu finden, noch laͤn- ger biß das Vieh keinen Schaden mehr thun, oder die Gipffel erreichen kan, nicht in die Ge- haͤue gehuͤtet werden. Wo die Unterthanen, als arme Leute den Waͤldern und Gehoͤltzen ſo nahe geſeſſen, daß ſie deren mit ihren Vieh nicht entbehren, noch dieſelben meiden koͤnnen, auch vor Alters das Trifft-Recht darinnen gehabt, und noch haben, denen muß dennoch nicht ver- ſtattet werden, durchaus an alle Oerter zu trei- ben. Sondern es muß ieder Fuß-Knecht nach Gelegenheit der Waͤlder den armen Leuten, ie- doch mit Vorbewuſt der Ober-Forſt-Bedien- ten, ſolche Oerter anweiſen, da ſie ihr Vieh huͤ- ten, und daſſelbige ernehren moͤgen, doch in kei- nen jungen Schlaͤgen, oder Gehegen, damit das junge Gehoͤltze wieder uͤber ſich kommen moͤge. §. 24. Die Staͤdte und Dorffſchafften, ſo ein oder zwey Holtz-Tage in der Wochen, das duͤrre

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1167>, abgerufen am 26.06.2024.