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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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bestimmt ist, da ein fähiger Kopff, wenn er ei-
nen guten Meister hat, welcher denen Hand-
griffen selbst besser nachzudencken, und selbige
geschickt beyzubringen weiß, wohl eher das
Fundament oder Grund-Lehre des Hand-
wercks begreiffen könte, ein andrer aber, so ei-
nen dergestalt fähigen Kopff nicht, auch keinen
so geschickten und deutlichen Lehr-Meister hat,
wohl noch mehr Lehr-Zeit erforderte, wenn er
nicht zu rohe loß gesprochen werden soll.

§. 15. Es tauget ferner nicht, daß ein
Handwercks-Meister nicht mehr als einen
Lehr-Knaben halten, auch wenn er solchen aus-
gelernet, nicht sofort einen andern annehmen
darff, sondern gewisse Jahre warten muß, und
es wohl gar nach der Reihe gehet, und ein Lehr-
ling, oder dessen Eltern oder Vormünder nicht
die freye Wahl haben können, bey welchen Mei-
ster sie den Lehr-Jungen anbringen möchten.

§. 16. Da auch die Handwercker manch-
mahl so scrupuleus sind, daß fie die Lehr-Jun-
gen, denen an ihren Lehr-Jahren etwan wenig
Tage oder Stunden noch abgehen, zu dem Ge-
sellen-Stande nicht wollen kommen lassen, in-
gleichen über ihren Handwercks Grüssen, läppi-
schen Redens-Formalien und andern derglei-
chen ungereimten Dingen so scharff halten, daß
derjenige, welcher etwan in Ableg- und Erzeh-

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beſtimmt iſt, da ein faͤhiger Kopff, wenn er ei-
nen guten Meiſter hat, welcher denen Hand-
griffen ſelbſt beſſer nachzudencken, und ſelbige
geſchickt beyzubringen weiß, wohl eher das
Fundament oder Grund-Lehre des Hand-
wercks begreiffen koͤnte, ein andrer aber, ſo ei-
nen dergeſtalt faͤhigen Kopff nicht, auch keinen
ſo geſchickten und deutlichen Lehr-Meiſter hat,
wohl noch mehr Lehr-Zeit erforderte, wenn er
nicht zu rohe loß geſprochen werden ſoll.

§. 15. Es tauget ferner nicht, daß ein
Handwercks-Meiſter nicht mehr als einen
Lehr-Knaben halten, auch wenn er ſolchen aus-
gelernet, nicht ſofort einen andern annehmen
darff, ſondern gewiſſe Jahre warten muß, und
es wohl gar nach der Reihe gehet, und ein Lehr-
ling, oder deſſen Eltern oder Vormuͤnder nicht
die freye Wahl haben koͤnnen, bey welchen Mei-
ſter ſie den Lehr-Jungen anbringen moͤchten.

§. 16. Da auch die Handwercker manch-
mahl ſo ſcrupuleus ſind, daß fie die Lehr-Jun-
gen, denen an ihren Lehr-Jahren etwan wenig
Tage oder Stunden noch abgehen, zu dem Ge-
ſellen-Stande nicht wollen kommen laſſen, in-
gleichen uͤber ihren Handwercks Gruͤſſen, laͤppi-
ſchen Redens-Formalien und andern derglei-
chen ungereimten Dingen ſo ſcharff halten, daß
derjenige, welcher etwan in Ableg- und Erzeh-

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[1061/1081] beſtimmt iſt, da ein faͤhiger Kopff, wenn er ei- nen guten Meiſter hat, welcher denen Hand- griffen ſelbſt beſſer nachzudencken, und ſelbige geſchickt beyzubringen weiß, wohl eher das Fundament oder Grund-Lehre des Hand- wercks begreiffen koͤnte, ein andrer aber, ſo ei- nen dergeſtalt faͤhigen Kopff nicht, auch keinen ſo geſchickten und deutlichen Lehr-Meiſter hat, wohl noch mehr Lehr-Zeit erforderte, wenn er nicht zu rohe loß geſprochen werden ſoll. §. 15. Es tauget ferner nicht, daß ein Handwercks-Meiſter nicht mehr als einen Lehr-Knaben halten, auch wenn er ſolchen aus- gelernet, nicht ſofort einen andern annehmen darff, ſondern gewiſſe Jahre warten muß, und es wohl gar nach der Reihe gehet, und ein Lehr- ling, oder deſſen Eltern oder Vormuͤnder nicht die freye Wahl haben koͤnnen, bey welchen Mei- ſter ſie den Lehr-Jungen anbringen moͤchten. §. 16. Da auch die Handwercker manch- mahl ſo ſcrupuleus ſind, daß fie die Lehr-Jun- gen, denen an ihren Lehr-Jahren etwan wenig Tage oder Stunden noch abgehen, zu dem Ge- ſellen-Stande nicht wollen kommen laſſen, in- gleichen uͤber ihren Handwercks Gruͤſſen, laͤppi- ſchen Redens-Formalien und andern derglei- chen ungereimten Dingen ſo ſcharff halten, daß derjenige, welcher etwan in Ableg- und Erzeh- lung X x x 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1061. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1081>, abgerufen am 23.11.2024.