Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Handel damit getrieben, diejenige, welche in
Ober- und Nieder-Sachsen, Schlesien, Böh-
men, Mähren und Oesterreich gereiset, und eine
Leipziger, Braunschweiger und Franckfur-
ter Meß an der Oder besichtiget, werden zeu-
gen können, was vor Schäfereyen und Vor-
rath an Wolle sie hin und wieder gesehen, welch
ein Handel in obbesagten Messen damit ge-
trieben, und welch eine Quantität zu manufa-
ctur
en verwand werde. Wie groß aber auch
diese letztere immerhin seyn kan, so kommt sie
doch fast in keine Vergleichung mit dem, was
jährlich an roher Wolle und gesponnenen Gar-
ne den Ausländern überlassen wird, welche sol-
che hernachmahls zum Vortheil ihrer Landes-
Leute verarbeiten, und uns die fertigen manu-
factur
en wieder in das Land führen, vor einen
Thaler, welchen sie vor die Wolle bezahlen,
zehn und mehr Reichs-Thaler wieder aus dem
Lande ziehen. Jch gebe dessen zum Exempel,
die grosse Abführung der rohen Wolle, welche
jährlich aus Leipzig nach der Schweitz, aus dem
Lüneburgischen nach Holland, und mit der Pol-
nischen Lamm-Wolle nach Franckreich ge-
schiehet. Nun ist zwar nicht ohne, daß ein Land
mehr rohe Materien in gewisser Waare aus-
geben kan, als von daraus gemachten manufa-
ctur
en im Lande mögen consumiret werden.

Wer
U u u



Handel damit getrieben, diejenige, welche in
Ober- und Nieder-Sachſen, Schleſien, Boͤh-
men, Maͤhren und Oeſterreich gereiſet, und eine
Leipziger, Braunſchweiger und Franckfur-
ter Meß an der Oder beſichtiget, werden zeu-
gen koͤnnen, was vor Schaͤfereyen und Vor-
rath an Wolle ſie hin und wieder geſehen, welch
ein Handel in obbeſagten Meſſen damit ge-
trieben, und welch eine Quantitaͤt zu manufa-
ctur
en verwand werde. Wie groß aber auch
dieſe letztere immerhin ſeyn kan, ſo kommt ſie
doch faſt in keine Vergleichung mit dem, was
jaͤhrlich an roher Wolle und geſponnenen Gar-
ne den Auslaͤndern uͤberlaſſen wird, welche ſol-
che hernachmahls zum Vortheil ihrer Landes-
Leute verarbeiten, und uns die fertigen manu-
factur
en wieder in das Land fuͤhren, vor einen
Thaler, welchen ſie vor die Wolle bezahlen,
zehn und mehr Reichs-Thaler wieder aus dem
Lande ziehen. Jch gebe deſſen zum Exempel,
die groſſe Abfuͤhrung der rohen Wolle, welche
jaͤhrlich aus Leipzig nach der Schweitz, aus dem
Luͤneburgiſchen nach Holland, und mit der Pol-
niſchen Lamm-Wolle nach Franckreich ge-
ſchiehet. Nun iſt zwar nicht ohne, daß ein Land
mehr rohe Materien in gewiſſer Waare aus-
geben kan, als von daraus gemachten manufa-
ctur
en im Lande moͤgen conſumiret werden.

Wer
U u u
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1061" n="1041"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Handel damit getrieben, diejenige, welche in<lb/>
Ober- und Nieder-Sach&#x017F;en, Schle&#x017F;ien, Bo&#x0364;h-<lb/>
men, Ma&#x0364;hren und Oe&#x017F;terreich gerei&#x017F;et, und eine<lb/>
Leipziger, Braun&#x017F;chweiger und Franckfur-<lb/>
ter Meß an der Oder be&#x017F;ichtiget, werden zeu-<lb/>
gen ko&#x0364;nnen, was vor Scha&#x0364;fereyen und Vor-<lb/>
rath an Wolle &#x017F;ie hin und wieder ge&#x017F;ehen, welch<lb/>
ein Handel in obbe&#x017F;agten Me&#x017F;&#x017F;en damit ge-<lb/>
trieben, und welch eine <hi rendition="#aq">Quanti</hi>ta&#x0364;t zu <hi rendition="#aq">manufa-<lb/>
ctur</hi>en verwand werde. Wie groß aber auch<lb/>
die&#x017F;e letztere immerhin &#x017F;eyn kan, &#x017F;o kommt &#x017F;ie<lb/>
doch fa&#x017F;t in keine Vergleichung mit dem, was<lb/>
ja&#x0364;hrlich an roher Wolle und ge&#x017F;ponnenen Gar-<lb/>
ne den Ausla&#x0364;ndern u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en wird, welche &#x017F;ol-<lb/>
che hernachmahls zum Vortheil ihrer Landes-<lb/>
Leute verarbeiten, und uns die fertigen <hi rendition="#aq">manu-<lb/>
factur</hi>en wieder in das Land fu&#x0364;hren, vor einen<lb/>
Thaler, welchen &#x017F;ie vor die Wolle bezahlen,<lb/>
zehn und mehr Reichs-Thaler wieder aus dem<lb/>
Lande ziehen. Jch gebe de&#x017F;&#x017F;en zum Exempel,<lb/>
die gro&#x017F;&#x017F;e Abfu&#x0364;hrung der rohen Wolle, welche<lb/>
ja&#x0364;hrlich aus Leipzig nach der Schweitz, aus dem<lb/>
Lu&#x0364;neburgi&#x017F;chen nach Holland, und mit der Pol-<lb/>
ni&#x017F;chen Lamm-Wolle nach Franckreich ge-<lb/>
&#x017F;chiehet. Nun i&#x017F;t zwar nicht ohne, daß ein Land<lb/>
mehr rohe Materien in gewi&#x017F;&#x017F;er Waare aus-<lb/>
geben kan, als von daraus gemachten <hi rendition="#aq">manufa-<lb/>
ctur</hi>en im Lande mo&#x0364;gen <hi rendition="#aq">con&#x017F;umi</hi>ret werden.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U u u</fw><fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1041/1061] Handel damit getrieben, diejenige, welche in Ober- und Nieder-Sachſen, Schleſien, Boͤh- men, Maͤhren und Oeſterreich gereiſet, und eine Leipziger, Braunſchweiger und Franckfur- ter Meß an der Oder beſichtiget, werden zeu- gen koͤnnen, was vor Schaͤfereyen und Vor- rath an Wolle ſie hin und wieder geſehen, welch ein Handel in obbeſagten Meſſen damit ge- trieben, und welch eine Quantitaͤt zu manufa- cturen verwand werde. Wie groß aber auch dieſe letztere immerhin ſeyn kan, ſo kommt ſie doch faſt in keine Vergleichung mit dem, was jaͤhrlich an roher Wolle und geſponnenen Gar- ne den Auslaͤndern uͤberlaſſen wird, welche ſol- che hernachmahls zum Vortheil ihrer Landes- Leute verarbeiten, und uns die fertigen manu- facturen wieder in das Land fuͤhren, vor einen Thaler, welchen ſie vor die Wolle bezahlen, zehn und mehr Reichs-Thaler wieder aus dem Lande ziehen. Jch gebe deſſen zum Exempel, die groſſe Abfuͤhrung der rohen Wolle, welche jaͤhrlich aus Leipzig nach der Schweitz, aus dem Luͤneburgiſchen nach Holland, und mit der Pol- niſchen Lamm-Wolle nach Franckreich ge- ſchiehet. Nun iſt zwar nicht ohne, daß ein Land mehr rohe Materien in gewiſſer Waare aus- geben kan, als von daraus gemachten manufa- cturen im Lande moͤgen conſumiret werden. Wer U u u

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1061
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1041. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1061>, abgerufen am 29.06.2024.