Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Schloß- u. Zimmer-Ceremoniellen.
dern besondern Bedienung zu Aufhebung der Ta-
feln dabey nöthig haben. Jn der Tafel ist noch
eine a parte kleine Eröffnung, dadurch mit einer
Schiefer-Tafel denen unten befindlichen Bedien-
ten Nachricht gegeben werden kan, was Jhro Ma-
jestät von Geträncke oder sonst haben wollen, wel-
ches denn unten durch gewisse Eröffnungen hinauf
getrieben wird. Es heist dieses eine Confidenz-
Tafel, und dienet dazu, wenn Jhro Majestät mit
einigen vertrauten Ministris allein speisen wollen.

§. 26. Es darff sich niemand von den Fremden
unterfangen, an den Fürstlichen Höfen die Herr-
schafft speisen zu sehen, es müste denn solches die
Herrschafft oder der Hof-Marschall erlauben.
Bey manchen Solennitäten, wenn offene Tafel
gehalten wird, ist iederman vergönnt in das Ta-
fel-Zimmer zu treten, iedoch müssen sie in sauberer
und reinlicher Kleidung erscheinen, und die Weibs-
Personen dürffen keine Regentücher, die Manns-
Personen aber keine Mäntel um sich geschlagen ha-
ben. Es werden auch diejenigen, so kräncklich und
ungesund aussehen, um der Herrschafft bey der Ta-
fel durch deren übeln Anblick den Appetit zum Es-
sen nicht zu verderben, zurück gehalten. Wollen
Frembde in die Tafel- oder andere Zimmer ohne
Erlaubniß eindringen, so werden sie anfänglich,
wenn die Wache höflich ist, mit guter Manier ver-
mahnt, zurück zu bleiben, und wo sie dem ungeach-
tet weiter avanciren wollen, mit Gewalt, und durch
ein paar Ribbenstösse zurück getrieben.

§. 27.

Von Schloß- u. Zimmer-Ceremoniellen.
dern beſondern Bedienung zu Aufhebung der Ta-
feln dabey noͤthig haben. Jn der Tafel iſt noch
eine a parte kleine Eroͤffnung, dadurch mit einer
Schiefer-Tafel denen unten befindlichen Bedien-
ten Nachricht gegeben werden kan, was Jhro Ma-
jeſtaͤt von Getraͤncke oder ſonſt haben wollen, wel-
ches denn unten durch gewiſſe Eroͤffnungen hinauf
getrieben wird. Es heiſt dieſes eine Confidenz-
Tafel, und dienet dazu, wenn Jhro Majeſtaͤt mit
einigen vertrauten Miniſtris allein ſpeiſen wollen.

§. 26. Es darff ſich niemand von den Fremden
unterfangen, an den Fuͤrſtlichen Hoͤfen die Herr-
ſchafft ſpeiſen zu ſehen, es muͤſte denn ſolches die
Herrſchafft oder der Hof-Marſchall erlauben.
Bey manchen Solennitaͤten, wenn offene Tafel
gehalten wird, iſt iederman vergoͤnnt in das Ta-
fel-Zimmer zu treten, iedoch muͤſſen ſie in ſauberer
und reinlicher Kleidung erſcheinen, und die Weibs-
Perſonen duͤrffen keine Regentuͤcher, die Manns-
Perſonen aber keine Maͤntel um ſich geſchlagen ha-
ben. Es werden auch diejenigen, ſo kraͤncklich und
ungeſund ausſehen, um der Herrſchafft bey der Ta-
fel durch deren uͤbeln Anblick den Appetit zum Eſ-
ſen nicht zu verderben, zuruͤck gehalten. Wollen
Frembde in die Tafel- oder andere Zimmer ohne
Erlaubniß eindringen, ſo werden ſie anfaͤnglich,
wenn die Wache hoͤflich iſt, mit guter Manier ver-
mahnt, zuruͤck zu bleiben, und wo ſie dem ungeach-
tet weiter avanciren wollen, mit Gewalt, und durch
ein paar Ribbenſtoͤſſe zuruͤck getrieben.

§. 27.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0099" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Schloß- u. Zimmer-<hi rendition="#aq">Ceremoniell</hi>en.</hi></fw><lb/>
dern be&#x017F;ondern Bedienung zu Aufhebung der Ta-<lb/>
feln dabey no&#x0364;thig haben. Jn der Tafel i&#x017F;t noch<lb/>
eine <hi rendition="#aq">a parte</hi> kleine Ero&#x0364;ffnung, dadurch mit einer<lb/>
Schiefer-Tafel denen unten befindlichen Bedien-<lb/>
ten Nachricht gegeben werden kan, was Jhro Ma-<lb/>
je&#x017F;ta&#x0364;t von Getra&#x0364;ncke oder &#x017F;on&#x017F;t haben wollen, wel-<lb/>
ches denn unten durch gewi&#x017F;&#x017F;e Ero&#x0364;ffnungen hinauf<lb/>
getrieben wird. Es hei&#x017F;t die&#x017F;es eine <hi rendition="#aq">Confidenz-</hi><lb/>
Tafel, und dienet dazu, wenn Jhro Maje&#x017F;ta&#x0364;t mit<lb/>
einigen vertrauten <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tris</hi> allein &#x017F;pei&#x017F;en wollen.</p><lb/>
          <p>§. 26. Es darff &#x017F;ich niemand von den Fremden<lb/>
unterfangen, an den Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Ho&#x0364;fen die Herr-<lb/>
&#x017F;chafft &#x017F;pei&#x017F;en zu &#x017F;ehen, es mu&#x0364;&#x017F;te denn &#x017F;olches die<lb/>
Herr&#x017F;chafft oder der Hof-Mar&#x017F;chall erlauben.<lb/>
Bey manchen <hi rendition="#aq">Solennit</hi>a&#x0364;ten, wenn offene Tafel<lb/>
gehalten wird, i&#x017F;t iederman vergo&#x0364;nnt in das Ta-<lb/>
fel-Zimmer zu treten, iedoch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie in &#x017F;auberer<lb/>
und reinlicher Kleidung er&#x017F;cheinen, und die Weibs-<lb/>
Per&#x017F;onen du&#x0364;rffen keine Regentu&#x0364;cher, die Manns-<lb/>
Per&#x017F;onen aber keine Ma&#x0364;ntel um &#x017F;ich ge&#x017F;chlagen ha-<lb/>
ben. Es werden auch diejenigen, &#x017F;o kra&#x0364;ncklich und<lb/>
unge&#x017F;und aus&#x017F;ehen, um der Herr&#x017F;chafft bey der Ta-<lb/>
fel durch deren u&#x0364;beln Anblick den <hi rendition="#aq">Appetit</hi> zum E&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en nicht zu verderben, zuru&#x0364;ck gehalten. Wollen<lb/>
Frembde in die Tafel- oder andere Zimmer ohne<lb/>
Erlaubniß eindringen, &#x017F;o werden &#x017F;ie anfa&#x0364;nglich,<lb/>
wenn die Wache ho&#x0364;flich i&#x017F;t, mit guter Manier ver-<lb/>
mahnt, zuru&#x0364;ck zu bleiben, und wo &#x017F;ie dem ungeach-<lb/>
tet weiter <hi rendition="#aq">avanci</hi>ren wollen, mit Gewalt, und durch<lb/>
ein paar Ribben&#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zuru&#x0364;ck getrieben.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 27.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0099] Von Schloß- u. Zimmer-Ceremoniellen. dern beſondern Bedienung zu Aufhebung der Ta- feln dabey noͤthig haben. Jn der Tafel iſt noch eine a parte kleine Eroͤffnung, dadurch mit einer Schiefer-Tafel denen unten befindlichen Bedien- ten Nachricht gegeben werden kan, was Jhro Ma- jeſtaͤt von Getraͤncke oder ſonſt haben wollen, wel- ches denn unten durch gewiſſe Eroͤffnungen hinauf getrieben wird. Es heiſt dieſes eine Confidenz- Tafel, und dienet dazu, wenn Jhro Majeſtaͤt mit einigen vertrauten Miniſtris allein ſpeiſen wollen. §. 26. Es darff ſich niemand von den Fremden unterfangen, an den Fuͤrſtlichen Hoͤfen die Herr- ſchafft ſpeiſen zu ſehen, es muͤſte denn ſolches die Herrſchafft oder der Hof-Marſchall erlauben. Bey manchen Solennitaͤten, wenn offene Tafel gehalten wird, iſt iederman vergoͤnnt in das Ta- fel-Zimmer zu treten, iedoch muͤſſen ſie in ſauberer und reinlicher Kleidung erſcheinen, und die Weibs- Perſonen duͤrffen keine Regentuͤcher, die Manns- Perſonen aber keine Maͤntel um ſich geſchlagen ha- ben. Es werden auch diejenigen, ſo kraͤncklich und ungeſund ausſehen, um der Herrſchafft bey der Ta- fel durch deren uͤbeln Anblick den Appetit zum Eſ- ſen nicht zu verderben, zuruͤck gehalten. Wollen Frembde in die Tafel- oder andere Zimmer ohne Erlaubniß eindringen, ſo werden ſie anfaͤnglich, wenn die Wache hoͤflich iſt, mit guter Manier ver- mahnt, zuruͤck zu bleiben, und wo ſie dem ungeach- tet weiter avanciren wollen, mit Gewalt, und durch ein paar Ribbenſtoͤſſe zuruͤck getrieben. §. 27.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/99
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/99>, abgerufen am 23.11.2024.