und einen neuen Fang ablauschten. Jhre Grösse war als der allergröste Wind-Hund, das Wachs- thum eine vollkommene Katze, lang von Rücken- Brust und Creutze und schmahl. S. Leben des Kaysers Leopoldi, p. 68.
Das XIV. Capitul. Von unterschiedenen andern Divertissemens auf dem Lande.
§. 1.
Die Jagten haben zwar vor den Fischereyen einen Vorzug behalten, daß jene bey gros- sen Herren beliebter sind als diese; inzwi- schen pflegt es doch bißweilen auch zu ge- schehen, daß die höchsten Regenten an dieser un- schuldigen Occupation ihr Vergnügen finden. Bey der Crönung des ietzigen Königs in Franck- reich Ludwigs XV. sahe man eine prächtige Fische- rey. Der König thate eine Promenade in dem Thier-Garten der Sylvia, und Nachmittags führte der Hertzog von Bourbon Jhre Majestät an das Ufer des dem Schloß gegen über liegenden Canals. So bald Jhro Majestät hier anlangten, kam ein in Form einer See-Muschel verfertigtes Schiff zum Vorschein, auf welchen die Tritonen, die durch ein vornehm Opern-Frauenzimmer vorgestellte Göttin Thetis, vor Jhrer Majestät Füsse brachten, welche deroselben eine mit Perlen und Corallen gezierte An- gel-Schnure, auch Angeln und Köder in 2 von den raresten Muschel-Schaalen verfertigten Schach-
teln
IV. Theil. XIV. Capitul.
und einen neuen Fang ablauſchten. Jhre Groͤſſe war als der allergroͤſte Wind-Hund, das Wachs- thum eine vollkommene Katze, lang von Ruͤcken- Bruſt und Creutze und ſchmahl. S. Leben des Kayſers Leopoldi, p. 68.
Das XIV. Capitul. Von unterſchiedenen andern Divertisſemens auf dem Lande.
§. 1.
Die Jagten haben zwar vor den Fiſchereyen einen Vorzug behalten, daß jene bey groſ- ſen Herren beliebter ſind als dieſe; inzwi- ſchen pflegt es doch bißweilen auch zu ge- ſchehen, daß die hoͤchſten Regenten an dieſer un- ſchuldigen Occupation ihr Vergnuͤgen finden. Bey der Croͤnung des ietzigen Koͤnigs in Franck- reich Ludwigs XV. ſahe man eine praͤchtige Fiſche- rey. Der Koͤnig thate eine Promenade in dem Thier-Garten der Sylvia, und Nachmittags fuͤhrte der Hertzog von Bourbon Jhre Majeſtaͤt an das Ufer des dem Schloß gegen uͤber liegenden Canals. So bald Jhro Majeſtaͤt hier anlangten, kam ein in Form einer See-Muſchel verfertigtes Schiff zum Vorſchein, auf welchen die Tritonen, die durch ein vornehm Opern-Frauenzimmer vorgeſtellte Goͤttin Thetis, vor Jhrer Majeſtaͤt Fuͤſſe brachten, welche deroſelben eine mit Perlen und Corallen gezierte An- gel-Schnure, auch Angeln und Koͤder in 2 von den rareſten Muſchel-Schaalen verfertigten Schach-
teln
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0900"n="876"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IV.</hi> Theil. <hirendition="#aq">XIV.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
und einen neuen Fang ablauſchten. Jhre Groͤſſe<lb/>
war als der allergroͤſte Wind-Hund, das Wachs-<lb/>
thum eine vollkommene Katze, lang von Ruͤcken-<lb/>
Bruſt und Creutze und ſchmahl. S. Leben des<lb/>
Kayſers <hirendition="#aq">Leopoldi, p.</hi> 68.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das <hirendition="#aq">XIV.</hi> Capitul.<lb/>
Von unterſchiedenen andern<lb/><hirendition="#aq">Divertisſemens</hi> auf dem Lande.</hi></head><lb/><p><hirendition="#c">§. 1.</hi></p><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Jagten haben zwar vor den Fiſchereyen<lb/>
einen Vorzug behalten, daß jene bey groſ-<lb/>ſen Herren beliebter ſind als dieſe; inzwi-<lb/>ſchen pflegt es doch bißweilen auch zu ge-<lb/>ſchehen, daß die hoͤchſten Regenten an dieſer un-<lb/>ſchuldigen <hirendition="#aq">Occupation</hi> ihr Vergnuͤgen finden.<lb/>
Bey der Croͤnung des ietzigen Koͤnigs in Franck-<lb/>
reich Ludwigs <hirendition="#aq">XV.</hi>ſahe man eine praͤchtige Fiſche-<lb/>
rey. Der Koͤnig thate eine <hirendition="#aq">Promenade</hi> in dem<lb/>
Thier-Garten der <hirendition="#aq">Sylvia,</hi> und Nachmittags fuͤhrte<lb/>
der Hertzog von <hirendition="#aq">Bourbon</hi> Jhre Majeſtaͤt an das<lb/>
Ufer des dem Schloß gegen uͤber liegenden Canals.<lb/>
So bald Jhro Majeſtaͤt hier anlangten, kam ein in<lb/><hirendition="#aq">Form</hi> einer See-Muſchel verfertigtes Schiff zum<lb/>
Vorſchein, auf welchen die <hirendition="#aq">Triton</hi>en, die durch ein<lb/>
vornehm Opern-Frauenzimmer vorgeſtellte Goͤttin<lb/><hirendition="#aq">Thetis,</hi> vor Jhrer Majeſtaͤt Fuͤſſe brachten, welche<lb/>
deroſelben eine mit Perlen und Corallen gezierte An-<lb/>
gel-Schnure, auch Angeln und Koͤder in 2 von den<lb/>
rareſten Muſchel-Schaalen verfertigten Schach-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">teln</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[876/0900]
IV. Theil. XIV. Capitul.
und einen neuen Fang ablauſchten. Jhre Groͤſſe
war als der allergroͤſte Wind-Hund, das Wachs-
thum eine vollkommene Katze, lang von Ruͤcken-
Bruſt und Creutze und ſchmahl. S. Leben des
Kayſers Leopoldi, p. 68.
Das XIV. Capitul.
Von unterſchiedenen andern
Divertisſemens auf dem Lande.
§. 1.
Die Jagten haben zwar vor den Fiſchereyen
einen Vorzug behalten, daß jene bey groſ-
ſen Herren beliebter ſind als dieſe; inzwi-
ſchen pflegt es doch bißweilen auch zu ge-
ſchehen, daß die hoͤchſten Regenten an dieſer un-
ſchuldigen Occupation ihr Vergnuͤgen finden.
Bey der Croͤnung des ietzigen Koͤnigs in Franck-
reich Ludwigs XV. ſahe man eine praͤchtige Fiſche-
rey. Der Koͤnig thate eine Promenade in dem
Thier-Garten der Sylvia, und Nachmittags fuͤhrte
der Hertzog von Bourbon Jhre Majeſtaͤt an das
Ufer des dem Schloß gegen uͤber liegenden Canals.
So bald Jhro Majeſtaͤt hier anlangten, kam ein in
Form einer See-Muſchel verfertigtes Schiff zum
Vorſchein, auf welchen die Tritonen, die durch ein
vornehm Opern-Frauenzimmer vorgeſtellte Goͤttin
Thetis, vor Jhrer Majeſtaͤt Fuͤſſe brachten, welche
deroſelben eine mit Perlen und Corallen gezierte An-
gel-Schnure, auch Angeln und Koͤder in 2 von den
rareſten Muſchel-Schaalen verfertigten Schach-
teln
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 876. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/900>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.