meister, und die andern beyden werden von zwey Unter-Stallmeistern regieret. Bißweilen reiten die sämmtlichen Reit-Knechte der Herrschafft paar und paar voran. So führet auch wohl ein Offi- cier die Stangen-Knechte, und reiten derer 4 und 4 in einer Reyhe. Hernach dirigiren ein paar Officiers die Schlittenfahrt.
§. 6. Bey andern Schlittenfahrten reitet ein Reit-Knecht vorher, hernach kommt ein Wurst- Schlitten mit 6 Pferden, auf dem 12 Trompeter und Paucker sitzen, alsdenn ein 12 Reit-Knechte zu Pferde mit vergüldten Schlitten-Stangen, nach diesen einige Futter-Knechte, und auf diese wieder eine Reyhe Sattel-Knechte.
§. 7. Die Schlitten-Pferde werden auf das kostbarste mit silbernen Geläute, mit Federbüschen und Bändern, und andern Zierrathen ausgeputzt. Die Schlitten prangen mit Sammeten und an- dern Decken, die mit silbernen oder goldenen Fran- gen oder Tressen besetzt sind. Man siehet die künst- lichste Mahlerey und Bildhauer-Arbeit daran. Sie praesentiren zuweilen artige Figuren, und sie- het man gemeiniglich allerhand wilde Thiere auf denselben zur Zierrath, als Bären, Tyger, Löwen, Hirsche, oder Vögel, als Reyher, Pelicane, Schwähne, Adler, Strauße u. s. w. die entweder ausgestopfft, oder ausgeschnitzt.
§. 8. Ein ieder Cavalier führt ein Frauenzimmer neben sich in Schlitten. Neben den Schlitten lauffen oder reiten eine gewisse Anzahl Pagen, La-
quays
IV. Theil. IX. Capitul.
meiſter, und die andern beyden werden von zwey Unter-Stallmeiſtern regieret. Bißweilen reiten die ſaͤmmtlichen Reit-Knechte der Herrſchafft paar und paar voran. So fuͤhret auch wohl ein Offi- cier die Stangen-Knechte, und reiten derer 4 und 4 in einer Reyhe. Hernach dirigiren ein paar Officiers die Schlittenfahrt.
§. 6. Bey andern Schlittenfahrten reitet ein Reit-Knecht vorher, hernach kommt ein Wurſt- Schlitten mit 6 Pferden, auf dem 12 Trompeter und Paucker ſitzen, alsdenn ein 12 Reit-Knechte zu Pferde mit verguͤldten Schlitten-Stangen, nach dieſen einige Futter-Knechte, und auf dieſe wieder eine Reyhe Sattel-Knechte.
§. 7. Die Schlitten-Pferde werden auf das koſtbarſte mit ſilbernen Gelaͤute, mit Federbuͤſchen und Baͤndern, und andern Zierrathen ausgeputzt. Die Schlitten prangen mit Sammeten und an- dern Decken, die mit ſilbernen oder goldenen Fran- gen oder Treſſen beſetzt ſind. Man ſiehet die kuͤnſt- lichſte Mahlerey und Bildhauer-Arbeit daran. Sie præſentiren zuweilen artige Figuren, und ſie- het man gemeiniglich allerhand wilde Thiere auf denſelben zur Zierrath, als Baͤren, Tyger, Loͤwen, Hirſche, oder Voͤgel, als Reyher, Pelicane, Schwaͤhne, Adler, Strauße u. ſ. w. die entweder ausgeſtopfft, oder ausgeſchnitzt.
§. 8. Ein ieder Cavalier fuͤhrt ein Frauenzimmer neben ſich in Schlitten. Neben den Schlitten lauffen oder reiten eine gewiſſe Anzahl Pagen, La-
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IV. Theil. IX. Capitul.
meiſter, und die andern beyden werden von zwey
Unter-Stallmeiſtern regieret. Bißweilen reiten
die ſaͤmmtlichen Reit-Knechte der Herrſchafft paar
und paar voran. So fuͤhret auch wohl ein Offi-
cier die Stangen-Knechte, und reiten derer 4 und
4 in einer Reyhe. Hernach dirigiren ein paar
Officiers die Schlittenfahrt.
§. 6. Bey andern Schlittenfahrten reitet ein
Reit-Knecht vorher, hernach kommt ein Wurſt-
Schlitten mit 6 Pferden, auf dem 12 Trompeter
und Paucker ſitzen, alsdenn ein 12 Reit-Knechte zu
Pferde mit verguͤldten Schlitten-Stangen, nach
dieſen einige Futter-Knechte, und auf dieſe wieder
eine Reyhe Sattel-Knechte.
§. 7. Die Schlitten-Pferde werden auf das
koſtbarſte mit ſilbernen Gelaͤute, mit Federbuͤſchen
und Baͤndern, und andern Zierrathen ausgeputzt.
Die Schlitten prangen mit Sammeten und an-
dern Decken, die mit ſilbernen oder goldenen Fran-
gen oder Treſſen beſetzt ſind. Man ſiehet die kuͤnſt-
lichſte Mahlerey und Bildhauer-Arbeit daran.
Sie præſentiren zuweilen artige Figuren, und ſie-
het man gemeiniglich allerhand wilde Thiere auf
denſelben zur Zierrath, als Baͤren, Tyger, Loͤwen,
Hirſche, oder Voͤgel, als Reyher, Pelicane,
Schwaͤhne, Adler, Strauße u. ſ. w. die entweder
ausgeſtopfft, oder ausgeſchnitzt.
§. 8. Ein ieder Cavalier fuͤhrt ein Frauenzimmer
neben ſich in Schlitten. Neben den Schlitten
lauffen oder reiten eine gewiſſe Anzahl Pagen, La-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 836. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/860>, abgerufen am 22.11.2024.
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