Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Theil. VI. Capitul.
stellt werden/ an andern hingegen, werden nur zu
der Zeit, da man Opern und Comoedien spielen
will, gewisse Plätze dazu zu recht gemacht, und
Theatra erbaut, oder auch gewisse Sähle auf den
Schlössern dazu gewidmet. Daß die Opern-
Häuser hin und wieder in den Europäischen Län-
dern durch den Brand verunglückt, bezeugen sehr
viele Exempel. Ein gewisser Autor macht über den
Brand der Opern-Häuser folgende Reflexion:
Welcher verständiger Mensch kan sich wundern,
daß die Opern-Häuser so leicht entzündet werden,
weiß man denn nicht, daß in diesen Venus-Tem-
peln von eitel Liebes-Feuern geprediget wird, und
daß die meisten Zuhörer ihre Sardanapalische An-
dacht mit lichterlohe brennenden Hertzen darinnen
verrichten. Solten denn alle diese gleichsam in ei-
nen Mittel-Punct zusammenstoßenden Flammen,
nicht endlich ein würckliches Feuer anzünden.

§. 23. Damit nicht in den Comoedien und O-
pern
die bey Hofe gespielt werden, durch die Zu-
schauer eine und die andere widrige Unordnung
entstehen möge, so pflegen nicht allein die Eingän-
ge mit besondern Trabanten oder andern Wachen
bestellt, sondern auch bißweilen eigene Verord-
nungen publicirt zu werden, auf was vor Art sich
ein ieder so wohl in Occupirung der Logen, als
auch sonst hin und wieder bezeugen soll. An eini-
gen Orten und zu manchen Zeiten wird niemand
eingelassen, als wer sich mit einen besondern Billet,
so er aus dem Hof-Marschall-Amt bekommen,

legiti-

IV. Theil. VI. Capitul.
ſtellt werden/ an andern hingegen, werden nur zu
der Zeit, da man Opern und Comœdien ſpielen
will, gewiſſe Plaͤtze dazu zu recht gemacht, und
Theatra erbaut, oder auch gewiſſe Saͤhle auf den
Schloͤſſern dazu gewidmet. Daß die Opern-
Haͤuſer hin und wieder in den Europaͤiſchen Laͤn-
dern durch den Brand verungluͤckt, bezeugen ſehr
viele Exempel. Ein gewiſſer Autor macht uͤber den
Brand der Opern-Haͤuſer folgende Reflexion:
Welcher verſtaͤndiger Menſch kan ſich wundern,
daß die Opern-Haͤuſer ſo leicht entzuͤndet werden,
weiß man denn nicht, daß in dieſen Venus-Tem-
peln von eitel Liebes-Feuern geprediget wird, und
daß die meiſten Zuhoͤrer ihre Sardanapaliſche An-
dacht mit lichterlohe brennenden Hertzen darinnen
verrichten. Solten denn alle dieſe gleichſam in ei-
nen Mittel-Punct zuſammenſtoßenden Flammen,
nicht endlich ein wuͤrckliches Feuer anzuͤnden.

§. 23. Damit nicht in den Comœdien und O-
pern
die bey Hofe geſpielt werden, durch die Zu-
ſchauer eine und die andere widrige Unordnung
entſtehen moͤge, ſo pflegen nicht allein die Eingaͤn-
ge mit beſondern Trabanten oder andern Wachen
beſtellt, ſondern auch bißweilen eigene Verord-
nungen publicirt zu werden, auf was vor Art ſich
ein ieder ſo wohl in Occupirung der Logen, als
auch ſonſt hin und wieder bezeugen ſoll. An eini-
gen Orten und zu manchen Zeiten wird niemand
eingelaſſen, als wer ſich mit einen beſondern Billet,
ſo er aus dem Hof-Marſchall-Amt bekommen,

legiti-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0834" n="810"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">VI.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
&#x017F;tellt werden/ an andern hingegen, werden nur zu<lb/>
der Zeit, da man <hi rendition="#aq">Opern</hi> und <hi rendition="#aq">Com&#x0153;di</hi>en &#x017F;pielen<lb/>
will, gewi&#x017F;&#x017F;e Pla&#x0364;tze dazu zu recht gemacht, und<lb/><hi rendition="#aq">Theatra</hi> erbaut, oder auch gewi&#x017F;&#x017F;e Sa&#x0364;hle auf den<lb/>
Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern dazu gewidmet. Daß die <hi rendition="#aq">Opern-</hi><lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;er hin und wieder in den Europa&#x0364;i&#x017F;chen La&#x0364;n-<lb/>
dern durch den Brand verunglu&#x0364;ckt, bezeugen &#x017F;ehr<lb/>
viele Exempel. Ein gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Autor</hi> macht u&#x0364;ber den<lb/>
Brand der <hi rendition="#aq">Opern-</hi>Ha&#x0364;u&#x017F;er folgende <hi rendition="#aq">Reflexion:</hi><lb/>
Welcher ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger Men&#x017F;ch kan &#x017F;ich wundern,<lb/>
daß die <hi rendition="#aq">Opern-</hi>Ha&#x0364;u&#x017F;er &#x017F;o leicht entzu&#x0364;ndet werden,<lb/>
weiß man denn nicht, daß in die&#x017F;en <hi rendition="#aq">Venus-</hi>Tem-<lb/>
peln von eitel Liebes-Feuern geprediget wird, und<lb/>
daß die mei&#x017F;ten Zuho&#x0364;rer ihre <hi rendition="#aq">Sardanapali</hi>&#x017F;che An-<lb/>
dacht mit lichterlohe brennenden Hertzen darinnen<lb/>
verrichten. Solten denn alle die&#x017F;e gleich&#x017F;am in ei-<lb/>
nen Mittel-Punct zu&#x017F;ammen&#x017F;toßenden Flammen,<lb/>
nicht endlich ein wu&#x0364;rckliches Feuer anzu&#x0364;nden.</p><lb/>
          <p>§. 23. Damit nicht in den <hi rendition="#aq">Com&#x0153;di</hi>en und <hi rendition="#aq">O-<lb/>
pern</hi> die bey Hofe ge&#x017F;pielt werden, durch die Zu-<lb/>
&#x017F;chauer eine und die andere widrige Unordnung<lb/>
ent&#x017F;tehen mo&#x0364;ge, &#x017F;o pflegen nicht allein die Einga&#x0364;n-<lb/>
ge mit be&#x017F;ondern Trabanten oder andern Wachen<lb/>
be&#x017F;tellt, &#x017F;ondern auch bißweilen eigene Verord-<lb/>
nungen <hi rendition="#aq">publici</hi>rt zu werden, auf was vor Art &#x017F;ich<lb/>
ein ieder &#x017F;o wohl in <hi rendition="#aq">Occupi</hi>rung der <hi rendition="#aq">Logen,</hi> als<lb/>
auch &#x017F;on&#x017F;t hin und wieder bezeugen &#x017F;oll. An eini-<lb/>
gen Orten und zu manchen Zeiten wird niemand<lb/>
eingela&#x017F;&#x017F;en, als wer &#x017F;ich mit einen be&#x017F;ondern <hi rendition="#aq">Billet,</hi><lb/>
&#x017F;o er aus dem Hof-Mar&#x017F;chall-Amt bekommen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">legiti-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[810/0834] IV. Theil. VI. Capitul. ſtellt werden/ an andern hingegen, werden nur zu der Zeit, da man Opern und Comœdien ſpielen will, gewiſſe Plaͤtze dazu zu recht gemacht, und Theatra erbaut, oder auch gewiſſe Saͤhle auf den Schloͤſſern dazu gewidmet. Daß die Opern- Haͤuſer hin und wieder in den Europaͤiſchen Laͤn- dern durch den Brand verungluͤckt, bezeugen ſehr viele Exempel. Ein gewiſſer Autor macht uͤber den Brand der Opern-Haͤuſer folgende Reflexion: Welcher verſtaͤndiger Menſch kan ſich wundern, daß die Opern-Haͤuſer ſo leicht entzuͤndet werden, weiß man denn nicht, daß in dieſen Venus-Tem- peln von eitel Liebes-Feuern geprediget wird, und daß die meiſten Zuhoͤrer ihre Sardanapaliſche An- dacht mit lichterlohe brennenden Hertzen darinnen verrichten. Solten denn alle dieſe gleichſam in ei- nen Mittel-Punct zuſammenſtoßenden Flammen, nicht endlich ein wuͤrckliches Feuer anzuͤnden. §. 23. Damit nicht in den Comœdien und O- pern die bey Hofe geſpielt werden, durch die Zu- ſchauer eine und die andere widrige Unordnung entſtehen moͤge, ſo pflegen nicht allein die Eingaͤn- ge mit beſondern Trabanten oder andern Wachen beſtellt, ſondern auch bißweilen eigene Verord- nungen publicirt zu werden, auf was vor Art ſich ein ieder ſo wohl in Occupirung der Logen, als auch ſonſt hin und wieder bezeugen ſoll. An eini- gen Orten und zu manchen Zeiten wird niemand eingelaſſen, als wer ſich mit einen beſondern Billet, ſo er aus dem Hof-Marſchall-Amt bekommen, legiti-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/834
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 810. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/834>, abgerufen am 22.11.2024.