Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Theil. VI. Capitul.
neugebohrnen Ertz-Hertzogin einen Kirchgang
hielt, zu Wien des Abends Jhro Majestät zu Eh-
ren eine Opera gespielet, welche um so viel merck-
würdiger war, als alle Acteurs und Musicanten
aus lauter Personen Fürstlichen und Gräflichen
Standes bestanden. S. Einleitung zur neuesten
Historie XXVI. Stück. p. 704. Anno 1702
hat man in Franckreich an dem Hofe des Hertzogs
von Burgund, eine Comoedie von einer gantz neuen
Art eingeführt, indem nichts von der Liebe darin-
nen gehandelt worden, und hat die Hertzogin von
Burgund in diesen beyden Schau-Spielen die
vornehmste Person agirt, die andern sind aber
durch die Herren und Damen des Hertzoglichen
Hofes vorgestellt worden. Madame la Duchesse
de Maine,
ließ vor einigen Jahren auf ihrer Resi-
dence
zu Meaux etzliche Meilen von Paris gelegen,
durch einige von ihrer Hofstatt, zu Zeiten Comoedien
spielen, spielte auch wohl selbst mit. S. Nemeitz
Sejour de Paris p. 89. Ein gewisser Autor sagt
bey dieser Gelegenheit: Niemand schickt sich zu die-
ser Verrichtung besser als die Hof-Leute, weil ein
Hof nichts anders zu nennen ist, als ein stets wäh-
render Schau-Platz, auf welchen immer eine Co-
moedie
nach der andern gespielt wird, und allwo
immer neue Personen auftreten, welche ihrer Vor-
fahren Masquen angenommen. Jst ein Schau-
spiel geendiget, so werden schon neue Masquen,
Scenen, Machinen, Decorationen/ und andere zur
Verstellungs-Kunst benöthigten Dinge ausgear-

beitet,

IV. Theil. VI. Capitul.
neugebohrnen Ertz-Hertzogin einen Kirchgang
hielt, zu Wien des Abends Jhro Majeſtaͤt zu Eh-
ren eine Opera geſpielet, welche um ſo viel merck-
wuͤrdiger war, als alle Acteurs und Muſicanten
aus lauter Perſonen Fuͤrſtlichen und Graͤflichen
Standes beſtanden. S. Einleitung zur neueſten
Hiſtorie XXVI. Stuͤck. p. 704. Anno 1702
hat man in Franckreich an dem Hofe des Hertzogs
von Burgund, eine Comœdie von einer gantz neuen
Art eingefuͤhrt, indem nichts von der Liebe darin-
nen gehandelt worden, und hat die Hertzogin von
Burgund in dieſen beyden Schau-Spielen die
vornehmſte Perſon agirt, die andern ſind aber
durch die Herren und Damen des Hertzoglichen
Hofes vorgeſtellt worden. Madame la Ducheſſe
de Maine,
ließ vor einigen Jahren auf ihrer Reſi-
dence
zu Meaux etzliche Meilen von Paris gelegen,
durch einige von ihrer Hofſtatt, zu Zeiten Comœdien
ſpielen, ſpielte auch wohl ſelbſt mit. S. Nemeitz
Sejour de Paris p. 89. Ein gewiſſer Autor ſagt
bey dieſer Gelegenheit: Niemand ſchickt ſich zu die-
ſer Verrichtung beſſer als die Hof-Leute, weil ein
Hof nichts anders zu nennen iſt, als ein ſtets waͤh-
render Schau-Platz, auf welchen immer eine Co-
mœdie
nach der andern geſpielt wird, und allwo
immer neue Perſonen auftreten, welche ihrer Vor-
fahren Masquen angenommen. Jſt ein Schau-
ſpiel geendiget, ſo werden ſchon neue Masquen,
Scénen, Machinen, Decorationen/ und andere zur
Verſtellungs-Kunſt benoͤthigten Dinge ausgear-

beitet,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0830" n="806"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">VI.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
neugebohrnen Ertz-Hertzogin einen Kirchgang<lb/>
hielt, zu Wien des Abends Jhro Maje&#x017F;ta&#x0364;t zu Eh-<lb/>
ren eine <hi rendition="#aq">Opera</hi> ge&#x017F;pielet, welche um &#x017F;o viel merck-<lb/>
wu&#x0364;rdiger war, als alle <hi rendition="#aq">Acteurs</hi> und <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;icant</hi>en<lb/>
aus lauter Per&#x017F;onen Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen und Gra&#x0364;flichen<lb/>
Standes be&#x017F;tanden. S. Einleitung zur neue&#x017F;ten<lb/>
Hi&#x017F;torie <hi rendition="#aq">XXVI.</hi> Stu&#x0364;ck. <hi rendition="#aq">p. 704. Anno</hi> 1702<lb/>
hat man in Franckreich an dem Hofe des Hertzogs<lb/>
von Burgund, eine <hi rendition="#aq">Com&#x0153;die</hi> von einer gantz neuen<lb/>
Art eingefu&#x0364;hrt, indem nichts von der Liebe darin-<lb/>
nen gehandelt worden, und hat die Hertzogin von<lb/>
Burgund in die&#x017F;en beyden Schau-Spielen die<lb/>
vornehm&#x017F;te Per&#x017F;on <hi rendition="#aq">agi</hi>rt, die andern &#x017F;ind aber<lb/>
durch die Herren und <hi rendition="#aq">Damen</hi> des Hertzoglichen<lb/>
Hofes vorge&#x017F;tellt worden. <hi rendition="#aq">Madame la Duche&#x017F;&#x017F;e<lb/>
de Maine,</hi> ließ vor einigen Jahren auf ihrer <hi rendition="#aq">Re&#x017F;i-<lb/>
dence</hi> zu <hi rendition="#aq">Meaux</hi> etzliche Meilen von Paris gelegen,<lb/>
durch einige von ihrer Hof&#x017F;tatt, zu Zeiten <hi rendition="#aq">Com&#x0153;di</hi>en<lb/>
&#x017F;pielen, &#x017F;pielte auch wohl &#x017F;elb&#x017F;t mit. S. Nemeitz<lb/><hi rendition="#aq">Sejour de Paris p.</hi> 89. Ein gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Autor</hi> &#x017F;agt<lb/>
bey die&#x017F;er Gelegenheit: Niemand &#x017F;chickt &#x017F;ich zu die-<lb/>
&#x017F;er Verrichtung be&#x017F;&#x017F;er als die Hof-Leute, weil ein<lb/>
Hof nichts anders zu nennen i&#x017F;t, als ein &#x017F;tets wa&#x0364;h-<lb/>
render Schau-Platz, auf welchen immer eine <hi rendition="#aq">Co-<lb/>
m&#x0153;die</hi> nach der andern ge&#x017F;pielt wird, und allwo<lb/>
immer neue Per&#x017F;onen auftreten, welche ihrer Vor-<lb/>
fahren <hi rendition="#aq">Masqu</hi>en angenommen. J&#x017F;t ein Schau-<lb/>
&#x017F;piel geendiget, &#x017F;o werden &#x017F;chon neue <hi rendition="#aq">Masqu</hi>en,<lb/><hi rendition="#aq">Scén</hi>en, <hi rendition="#aq">Machin</hi>en, <hi rendition="#aq">Decoration</hi>en/ und andere zur<lb/>
Ver&#x017F;tellungs-Kun&#x017F;t beno&#x0364;thigten Dinge ausgear-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">beitet,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[806/0830] IV. Theil. VI. Capitul. neugebohrnen Ertz-Hertzogin einen Kirchgang hielt, zu Wien des Abends Jhro Majeſtaͤt zu Eh- ren eine Opera geſpielet, welche um ſo viel merck- wuͤrdiger war, als alle Acteurs und Muſicanten aus lauter Perſonen Fuͤrſtlichen und Graͤflichen Standes beſtanden. S. Einleitung zur neueſten Hiſtorie XXVI. Stuͤck. p. 704. Anno 1702 hat man in Franckreich an dem Hofe des Hertzogs von Burgund, eine Comœdie von einer gantz neuen Art eingefuͤhrt, indem nichts von der Liebe darin- nen gehandelt worden, und hat die Hertzogin von Burgund in dieſen beyden Schau-Spielen die vornehmſte Perſon agirt, die andern ſind aber durch die Herren und Damen des Hertzoglichen Hofes vorgeſtellt worden. Madame la Ducheſſe de Maine, ließ vor einigen Jahren auf ihrer Reſi- dence zu Meaux etzliche Meilen von Paris gelegen, durch einige von ihrer Hofſtatt, zu Zeiten Comœdien ſpielen, ſpielte auch wohl ſelbſt mit. S. Nemeitz Sejour de Paris p. 89. Ein gewiſſer Autor ſagt bey dieſer Gelegenheit: Niemand ſchickt ſich zu die- ſer Verrichtung beſſer als die Hof-Leute, weil ein Hof nichts anders zu nennen iſt, als ein ſtets waͤh- render Schau-Platz, auf welchen immer eine Co- mœdie nach der andern geſpielt wird, und allwo immer neue Perſonen auftreten, welche ihrer Vor- fahren Masquen angenommen. Jſt ein Schau- ſpiel geendiget, ſo werden ſchon neue Masquen, Scénen, Machinen, Decorationen/ und andere zur Verſtellungs-Kunſt benoͤthigten Dinge ausgear- beitet,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/830
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 806. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/830>, abgerufen am 22.11.2024.