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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von musicalischen Concerten, Tantzen, etc.
aber die Laster und Absurditäten brutaler Men-
schen durch die Satyre und das Gegentheil aller
Regeln, so für ernsthaffte gehören, corrigirt,
damit andere für solchen närrischen Gestibus einen
Eckel und Abscheu bekommen mögen. Uber die-
ses giebt es philosophische, welche die Grund-
Ursachen, die Würckungen und Eigenschafften der
Dinge in einem guten Verhältniß vorstellen, Ro-
manesqu
en die ihren Ursprung aus den Romainen
hohlen, wunderseltzame Ausgänge in sich fassen,
und offt gar wenig Wahrscheinlichkeit bey sich
führen; poetische und fabulöse, deren Erfindung
aus der Mythologie und heydnischen Fabeln
kommt; und historische, die aus den wahrhafften
Geschichten genommen. Jn Summa, was in der
Welt, in der Natur, oder unter den Menschen zu ge-
schehen pflegt, wird in Balletten mit vorgestellt.

§. 13. Jn allen Balletten werden 3 Haupt-
Ordonancen und Eintheilungen gemacht, nehm-
lich 1) die Ouverture, welches die Erklährung
des Sujets oder der Haupt-Abhandlung giebt, so
man praesentiren will, und soll den Haupt-End-
zweck von der gantzen Action vorstellen. Die
Actus handeln die gantze Geschichte ab, und wer-
den in ihre Entreen oder Scenen wieder abge-
theilt, dieses sind die unterschiednen Folgerungen,
welche zeigen, wie diese Geschichte von Stück zu
Stück passirt sey. Das Grand-Ballet oder der
Schluß der gantzen Repraesentation geschicht,
wenn sich die Täntzer alle versammlen, und viel-

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D d d 4

Von muſicaliſchen Concerten, Tantzen, ꝛc.
aber die Laſter und Abſurditaͤten brutaler Men-
ſchen durch die Satyre und das Gegentheil aller
Regeln, ſo fuͤr ernſthaffte gehoͤren, corrigirt,
damit andere fuͤr ſolchen naͤrriſchen Geſtibus einen
Eckel und Abſcheu bekommen moͤgen. Uber die-
ſes giebt es philoſophiſche, welche die Grund-
Urſachen, die Wuͤrckungen und Eigenſchafften der
Dinge in einem guten Verhaͤltniß vorſtellen, Ro-
manesqu
en die ihren Urſprung aus den Romainen
hohlen, wunderſeltzame Ausgaͤnge in ſich faſſen,
und offt gar wenig Wahrſcheinlichkeit bey ſich
fuͤhren; poetiſche und fabulöſe, deren Erfindung
aus der Mythologie und heydniſchen Fabeln
kommt; und hiſtoriſche, die aus den wahrhafften
Geſchichten genommen. Jn Summa, was in der
Welt, in der Natur, oder unter den Menſchen zu ge-
ſchehen pflegt, wird in Balletten mit vorgeſtellt.

§. 13. Jn allen Balletten werden 3 Haupt-
Ordonancen und Eintheilungen gemacht, nehm-
lich 1) die Ouverture, welches die Erklaͤhrung
des Sujets oder der Haupt-Abhandlung giebt, ſo
man præſentiren will, und ſoll den Haupt-End-
zweck von der gantzen Action vorſtellen. Die
Actus handeln die gantze Geſchichte ab, und wer-
den in ihre Entréen oder Scenen wieder abge-
theilt, dieſes ſind die unterſchiednen Folgerungen,
welche zeigen, wie dieſe Geſchichte von Stuͤck zu
Stuͤck paſſirt ſey. Das Grand-Ballet oder der
Schluß der gantzen Repræſentation geſchicht,
wenn ſich die Taͤntzer alle verſammlen, und viel-

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[791/0815] Von muſicaliſchen Concerten, Tantzen, ꝛc. aber die Laſter und Abſurditaͤten brutaler Men- ſchen durch die Satyre und das Gegentheil aller Regeln, ſo fuͤr ernſthaffte gehoͤren, corrigirt, damit andere fuͤr ſolchen naͤrriſchen Geſtibus einen Eckel und Abſcheu bekommen moͤgen. Uber die- ſes giebt es philoſophiſche, welche die Grund- Urſachen, die Wuͤrckungen und Eigenſchafften der Dinge in einem guten Verhaͤltniß vorſtellen, Ro- manesquen die ihren Urſprung aus den Romainen hohlen, wunderſeltzame Ausgaͤnge in ſich faſſen, und offt gar wenig Wahrſcheinlichkeit bey ſich fuͤhren; poetiſche und fabulöſe, deren Erfindung aus der Mythologie und heydniſchen Fabeln kommt; und hiſtoriſche, die aus den wahrhafften Geſchichten genommen. Jn Summa, was in der Welt, in der Natur, oder unter den Menſchen zu ge- ſchehen pflegt, wird in Balletten mit vorgeſtellt. §. 13. Jn allen Balletten werden 3 Haupt- Ordonancen und Eintheilungen gemacht, nehm- lich 1) die Ouverture, welches die Erklaͤhrung des Sujets oder der Haupt-Abhandlung giebt, ſo man præſentiren will, und ſoll den Haupt-End- zweck von der gantzen Action vorſtellen. Die Actus handeln die gantze Geſchichte ab, und wer- den in ihre Entréen oder Scenen wieder abge- theilt, dieſes ſind die unterſchiednen Folgerungen, welche zeigen, wie dieſe Geſchichte von Stuͤck zu Stuͤck paſſirt ſey. Das Grand-Ballet oder der Schluß der gantzen Repræſentation geſchicht, wenn ſich die Taͤntzer alle verſammlen, und viel- mehr D d d 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 791. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/815>, abgerufen am 22.11.2024.