Regent die Music und die damit verbundenen Er- findungen liebt, ie mehr läst er sich angelegen seyn, geschickte Musicos in seine Capelle zu bekommen, und dieselben mit Unkosten darinnen zu erhalten, und ist es nichts ungewöhnliches, daß einige Jta- liänische Sänger und Sängerinnen einige tausend Thaler des Jahres über zu ihrer Besoldung oder Pension bekommen.
§. 2. Die Componisten pflegen auf mancher- ley verschiedene Weise an Hoch-Fürstlichen Ge- burths-Tägen, Beylagern, Kindtauffen, Huldi- gungen, Crönungen und andern Festivitäten aller- hand Serenaden, musicalische Pastorellen und Sing-Ballette, durch Hülffe der Poesie, Music und Mathematic zu erfinden. Die Serenaden sind gewisse Abend-Musicken, die bey Fackeln durch Menschen-Stimmen und Instrumenta überbracht und vorgestellet werden. Sie sind entweder sim- pler oder zusammen gesetzt, historisch und allego- risch. Die simplen bestehen in der blossen Music, die historischen aber stellen zugleich eine gantze Hi- storie vor, die sich zu einer ieden Solennität schickt. Die Personen sind auf eine besondere Weise ge- kleidet, es werden heydnische Götter und allerhand Machinen mit dabey aufgeführt. Die Sänger und Sängerinnen formiren bey viel tausend Fa- ckeln besondere Figuren, u. s. w.
§. 3. Die Pastorellen sind gewisse Schäfer- Gedichte, die etwan bey Hoch-Fürstlichen Beyla- gern inventirt werden, und dem neu verlobten Hoch-
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Von muſicaliſchen Concerten, Tantzen/ ꝛc.
Regent die Muſic und die damit verbundenen Er- findungen liebt, ie mehr laͤſt er ſich angelegen ſeyn, geſchickte Muſicos in ſeine Capelle zu bekommen, und dieſelben mit Unkoſten darinnen zu erhalten, und iſt es nichts ungewoͤhnliches, daß einige Jta- liaͤniſche Saͤnger und Saͤngerinnen einige tauſend Thaler des Jahres uͤber zu ihrer Beſoldung oder Penſion bekommen.
§. 2. Die Componiſten pflegen auf mancher- ley verſchiedene Weiſe an Hoch-Fuͤrſtlichen Ge- burths-Taͤgen, Beylagern, Kindtauffen, Huldi- gungen, Croͤnungen und andern Feſtivitaͤten aller- hand Serenaden, muſicaliſche Paſtorellen und Sing-Ballette, durch Huͤlffe der Poeſie, Muſic und Mathematic zu erfinden. Die Serenaden ſind gewiſſe Abend-Muſicken, die bey Fackeln durch Menſchen-Stimmen und Inſtrumenta uͤberbracht und vorgeſtellet werden. Sie ſind entweder ſim- pler oder zuſammen geſetzt, hiſtoriſch und allego- riſch. Die ſimplen beſtehen in der bloſſen Muſic, die hiſtoriſchen aber ſtellen zugleich eine gantze Hi- ſtorie vor, die ſich zu einer ieden Solennitaͤt ſchickt. Die Perſonen ſind auf eine beſondere Weiſe ge- kleidet, es werden heydniſche Goͤtter und allerhand Machinen mit dabey aufgefuͤhrt. Die Saͤnger und Saͤngerinnen formiren bey viel tauſend Fa- ckeln beſondere Figuren, u. ſ. w.
§. 3. Die Paſtorellen ſind gewiſſe Schaͤfer- Gedichte, die etwan bey Hoch-Fuͤrſtlichen Beyla- gern inventirt werden, und dem neu verlobten Hoch-
Fuͤrſt-
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Von muſicaliſchen Concerten, Tantzen/ ꝛc.
Regent die Muſic und die damit verbundenen Er-
findungen liebt, ie mehr laͤſt er ſich angelegen ſeyn,
geſchickte Muſicos in ſeine Capelle zu bekommen,
und dieſelben mit Unkoſten darinnen zu erhalten,
und iſt es nichts ungewoͤhnliches, daß einige Jta-
liaͤniſche Saͤnger und Saͤngerinnen einige tauſend
Thaler des Jahres uͤber zu ihrer Beſoldung oder
Penſion bekommen.
§. 2. Die Componiſten pflegen auf mancher-
ley verſchiedene Weiſe an Hoch-Fuͤrſtlichen Ge-
burths-Taͤgen, Beylagern, Kindtauffen, Huldi-
gungen, Croͤnungen und andern Feſtivitaͤten aller-
hand Serenaden, muſicaliſche Paſtorellen und
Sing-Ballette, durch Huͤlffe der Poeſie, Muſic
und Mathematic zu erfinden. Die Serenaden ſind
gewiſſe Abend-Muſicken, die bey Fackeln durch
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pler oder zuſammen geſetzt, hiſtoriſch und allego-
riſch. Die ſimplen beſtehen in der bloſſen Muſic,
die hiſtoriſchen aber ſtellen zugleich eine gantze Hi-
ſtorie vor, die ſich zu einer ieden Solennitaͤt ſchickt.
Die Perſonen ſind auf eine beſondere Weiſe ge-
kleidet, es werden heydniſche Goͤtter und allerhand
Machinen mit dabey aufgefuͤhrt. Die Saͤnger
und Saͤngerinnen formiren bey viel tauſend Fa-
ckeln beſondere Figuren, u. ſ. w.
§. 3. Die Paſtorellen ſind gewiſſe Schaͤfer-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/809>, abgerufen am 22.11.2024.
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