nien Philippum von Anjou vor seiner Abreise aus Franckreich auf der Reit-Bahne mit einen blossen Degen in der Hand gegen den aufgesteckten Kopff rennen sahe, gesagt, er glaubte dieses sey nach Ca- rolo V. der erste König in Spanien, den man mit einen blossen Degen bey diesen Exercitio gesehen.
§. 4. Bey den Carousellen zielet man gemei- niglich nach ausgestellten Türcken-Köpffen. Es soll dieses einen gewissen Türckischen Gesandten, der dem An. 1662 zu Wien angestellten Kopff- Rennen zugesehen, gar nicht gefallen haben, daß man ein solch Spiel auf Türcken-Köpffe übte/ gestalt er sich gegen einen zum Christenthum be- kehrten Türcken, mit dem er reden können, dieser ausdrücklichen Worte soll haben vernehmen las- sen: Sein großmächtigster Kayser liesse in Sie- benbürgen und auswerts lebende Christen-Köpffe in genugsamer grosser Anzahl niedersäbeln, und hier triebe man mit erdichteten Türcken-Köpffen solche unnöthige Kurtzweil. S. Lünigs Theatr. Cerem. II. Theil p. 1171.
§. 5. Einige Carousels geschehen gantz simple- ment und ohne große Erfindung. Die Ritter und Cavaliers werden in nichts als in der Farbe der Kleidung von einander unterschieden. Andere aber sind inventieuser und allegorischer eingerich- tet, als die National-Aufzüge, die Carousels der vier Elemente u. s. w. Die besondern Erfindun- gen, die unterschiedenen mit dabey vorkommenden künstlich ausgesonnenen Machinen, die gute Rangi-
rung,
IV. Theil. IV. Capitul.
nien Philippum von Anjou vor ſeiner Abreiſe aus Franckreich auf der Reit-Bahne mit einen bloſſen Degen in der Hand gegen den aufgeſteckten Kopff rennen ſahe, geſagt, er glaubte dieſes ſey nach Ca- rolo V. der erſte Koͤnig in Spanien, den man mit einen bloſſen Degen bey dieſen Exercitio geſehen.
§. 4. Bey den Carouſellen zielet man gemei- niglich nach ausgeſtellten Tuͤrcken-Koͤpffen. Es ſoll dieſes einen gewiſſen Tuͤrckiſchen Geſandten, der dem An. 1662 zu Wien angeſtellten Kopff- Rennen zugeſehen, gar nicht gefallen haben, daß man ein ſolch Spiel auf Tuͤrcken-Koͤpffe uͤbte/ geſtalt er ſich gegen einen zum Chriſtenthum be- kehrten Tuͤrcken, mit dem er reden koͤnnen, dieſer ausdruͤcklichen Worte ſoll haben vernehmen laſ- ſen: Sein großmaͤchtigſter Kayſer lieſſe in Sie- benbuͤrgen und auswerts lebende Chriſten-Koͤpffe in genugſamer groſſer Anzahl niederſaͤbeln, und hier triebe man mit erdichteten Tuͤrcken-Koͤpffen ſolche unnoͤthige Kurtzweil. S. Luͤnigs Theatr. Cerem. II. Theil p. 1171.
§. 5. Einige Carouſels geſchehen gantz ſimple- ment und ohne große Erfindung. Die Ritter und Cavaliers werden in nichts als in der Farbe der Kleidung von einander unterſchieden. Andere aber ſind inventieuſer und allegoriſcher eingerich- tet, als die National-Aufzuͤge, die Carouſels der vier Elemente u. ſ. w. Die beſondern Erfindun- gen, die unterſchiedenen mit dabey vorkommenden kuͤnſtlich ausgeſonnenen Machinen, die gute Rangi-
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IV. Theil. IV. Capitul.
nien Philippum von Anjou vor ſeiner Abreiſe aus
Franckreich auf der Reit-Bahne mit einen bloſſen
Degen in der Hand gegen den aufgeſteckten Kopff
rennen ſahe, geſagt, er glaubte dieſes ſey nach Ca-
rolo V. der erſte Koͤnig in Spanien, den man mit
einen bloſſen Degen bey dieſen Exercitio geſehen.
§. 4. Bey den Carouſellen zielet man gemei-
niglich nach ausgeſtellten Tuͤrcken-Koͤpffen. Es
ſoll dieſes einen gewiſſen Tuͤrckiſchen Geſandten,
der dem An. 1662 zu Wien angeſtellten Kopff-
Rennen zugeſehen, gar nicht gefallen haben, daß
man ein ſolch Spiel auf Tuͤrcken-Koͤpffe uͤbte/
geſtalt er ſich gegen einen zum Chriſtenthum be-
kehrten Tuͤrcken, mit dem er reden koͤnnen, dieſer
ausdruͤcklichen Worte ſoll haben vernehmen laſ-
ſen: Sein großmaͤchtigſter Kayſer lieſſe in Sie-
benbuͤrgen und auswerts lebende Chriſten-Koͤpffe
in genugſamer groſſer Anzahl niederſaͤbeln, und
hier triebe man mit erdichteten Tuͤrcken-Koͤpffen
ſolche unnoͤthige Kurtzweil. S. Luͤnigs Theatr.
Cerem. II. Theil p. 1171.
§. 5. Einige Carouſels geſchehen gantz ſimple-
ment und ohne große Erfindung. Die Ritter
und Cavaliers werden in nichts als in der Farbe der
Kleidung von einander unterſchieden. Andere
aber ſind inventieuſer und allegoriſcher eingerich-
tet, als die National-Aufzuͤge, die Carouſels der
vier Elemente u. ſ. w. Die beſondern Erfindun-
gen, die unterſchiedenen mit dabey vorkommenden
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/794>, abgerufen am 23.11.2024.
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