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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. V. Capitul.
Exemplar des kleinen Catechismi Lutheri als ein
Kleinod, welches er in seiner Jugend gebraucht, und
als er nach der Zeit seine junge Herrschafft unter die
Hand eines Praeceptoris thate, so ist dasselbe Ca-
techismus-
Büchlein das erste gewesen/ welches er
in ihr Museum gegeben. S. Beckmanns V. Theil
p. 406.

§. 6. Bey ihrem Gebeth erweisen sie sich sehr
eifrig und andächtig; sie setzen sich entweder selbst
kräfftige Gebethe auf, dadurch sie ihre Andacht
anfeuren und erhalten, wie der fromme Chur-Fürst
zu Sachsen Johann Friedrich gethan, oder zeich-
nen sich doch diejenigen, die ihnen vor andern am
besten gefallen und das Hertz rühren, aus, und tra-
gen solche zusammen. Bey dem Tisch-Gebethe,
oder auch in der Kirche und in ihren Zimmern, wenn
öffentlich gebethet wird, heben sie die Hände, nach
einer, unter denen Christen hergebrachten guten Ge-
wohnheit, auf, ihre Ehrerbietigkeit dadurch gegen
den grossen GOtt an den Tag zu legen; Sie hal-
ten ihre Hof-Cavaliers und Bedienten ebenfalls
dazu an, und nehmen es nicht wohl auf, wenn sie
sich zu der Zeit die Air eines Hofmanns geben
wollen.

§. 7. Jn dem ietzigen Seculo ist es wohl allent-
halben eingeführt, daß die Hof-Prediger bey So-
lennit
äten, sonsten aber die Pagen gewöhnlicher
Weise das Tisch-Gebeth an den Höfen verrichten
müssen. Jn den alten Geschichten der Hoch-
Fürstlichen Häuser findet man, daß einige grosse

Herren

I. Theil. V. Capitul.
Exemplar des kleinen Catechiſmi Lutheri als ein
Kleinod, welches er in ſeiner Jugend gebraucht, und
als er nach der Zeit ſeine junge Herrſchafft unter die
Hand eines Præceptoris thate, ſo iſt daſſelbe Ca-
techiſmus-
Buͤchlein das erſte geweſen/ welches er
in ihr Muſeum gegeben. S. Beckmanns V. Theil
p. 406.

§. 6. Bey ihrem Gebeth erweiſen ſie ſich ſehr
eifrig und andaͤchtig; ſie ſetzen ſich entweder ſelbſt
kraͤfftige Gebethe auf, dadurch ſie ihre Andacht
anfeuren und erhalten, wie der fromme Chur-Fuͤrſt
zu Sachſen Johann Friedrich gethan, oder zeich-
nen ſich doch diejenigen, die ihnen vor andern am
beſten gefallen und das Hertz ruͤhren, aus, und tra-
gen ſolche zuſammen. Bey dem Tiſch-Gebethe,
oder auch in der Kirche und in ihren Zimmern, wenn
oͤffentlich gebethet wird, heben ſie die Haͤnde, nach
einer, unter denen Chriſten hergebrachten guten Ge-
wohnheit, auf, ihre Ehrerbietigkeit dadurch gegen
den groſſen GOtt an den Tag zu legen; Sie hal-
ten ihre Hof-Cavaliers und Bedienten ebenfalls
dazu an, und nehmen es nicht wohl auf, wenn ſie
ſich zu der Zeit die Air eines Hofmanns geben
wollen.

§. 7. Jn dem ietzigen Seculo iſt es wohl allent-
halben eingefuͤhrt, daß die Hof-Prediger bey So-
lennit
aͤten, ſonſten aber die Pagen gewoͤhnlicher
Weiſe das Tiſch-Gebeth an den Hoͤfen verrichten
muͤſſen. Jn den alten Geſchichten der Hoch-
Fuͤrſtlichen Haͤuſer findet man, daß einige groſſe

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[44/0068] I. Theil. V. Capitul. Exemplar des kleinen Catechiſmi Lutheri als ein Kleinod, welches er in ſeiner Jugend gebraucht, und als er nach der Zeit ſeine junge Herrſchafft unter die Hand eines Præceptoris thate, ſo iſt daſſelbe Ca- techiſmus-Buͤchlein das erſte geweſen/ welches er in ihr Muſeum gegeben. S. Beckmanns V. Theil p. 406. §. 6. Bey ihrem Gebeth erweiſen ſie ſich ſehr eifrig und andaͤchtig; ſie ſetzen ſich entweder ſelbſt kraͤfftige Gebethe auf, dadurch ſie ihre Andacht anfeuren und erhalten, wie der fromme Chur-Fuͤrſt zu Sachſen Johann Friedrich gethan, oder zeich- nen ſich doch diejenigen, die ihnen vor andern am beſten gefallen und das Hertz ruͤhren, aus, und tra- gen ſolche zuſammen. Bey dem Tiſch-Gebethe, oder auch in der Kirche und in ihren Zimmern, wenn oͤffentlich gebethet wird, heben ſie die Haͤnde, nach einer, unter denen Chriſten hergebrachten guten Ge- wohnheit, auf, ihre Ehrerbietigkeit dadurch gegen den groſſen GOtt an den Tag zu legen; Sie hal- ten ihre Hof-Cavaliers und Bedienten ebenfalls dazu an, und nehmen es nicht wohl auf, wenn ſie ſich zu der Zeit die Air eines Hofmanns geben wollen. §. 7. Jn dem ietzigen Seculo iſt es wohl allent- halben eingefuͤhrt, daß die Hof-Prediger bey So- lennitaͤten, ſonſten aber die Pagen gewoͤhnlicher Weiſe das Tiſch-Gebeth an den Hoͤfen verrichten muͤſſen. Jn den alten Geſchichten der Hoch- Fuͤrſtlichen Haͤuſer findet man, daß einige groſſe Herren

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/68>, abgerufen am 17.05.2024.