Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Antrit u. Niederleg. der Regierung.
Bruder das Directorium mit gebührenden Rath
führen soll, und sich aller Einführung eines fremden
dem Fürsten-Band und Einigkeit ebenbürtiger Ge-
brüder oder Vettern höchst schädlichen, unbilligen
und ungebührlichen Dominats enthalten.

§. 36. Es geschicht bey unterschiedenen Fürstli-
chen Häusern, wenn ein von den Eltern hinterlasse-
nes Stück Landes zu einer Landes-Fürstlichen oder
Fürst-mäßigen Portion nicht genug zu seyn schei-
net, und die Landes-Fürstliche Hoheit allen ge-
meinschafftlich verbleiben soll, daß nur eine Thei-
lung der Einkünffte vorgenommen wird, biß sie
durch neue Accessionen des Landes zu einer erb-
lichen und austräglichen Landes-Theilung können
förtschreiten.

§. 37. Einige Fürstliche Herren Gebrüdere er-
richten auf folgende Weise einen Provisional-Re-
ceß.
Sie vereinigen und vergleichen sich zu Er-
haltung ihrer selbst und ihrer Posterität freund-
brüderlich mit einander, daß sie nichts von einan-
der trennen, keiner von ihnen den bösen Mäulern,
wie sich in dergleichen Fällen gemeiniglich zuzutra-
gen pflegt, Glauben zustellen, sondern einer dem an-
dern getreulich davon informiren und part geben,
auch den Personen selbst, um zu sehen, ob es auch
aus einiger Passion geschehen seyn möchte, zu wis-
sen machen soll; sie versprechen auch heiliglich und
vor dem Angesicht GOttes, daß keiner von ihnen
ohne des andern Vorwissen einige Possession ap-
prehendi
ren, keiner ein mehrers Recht vor dem

andern
S s

Von Antrit u. Niederleg. der Regierung.
Bruder das Directorium mit gebuͤhrenden Rath
fuͤhren ſoll, und ſich aller Einfuͤhrung eines fremden
dem Fuͤrſten-Band und Einigkeit ebenbuͤrtiger Ge-
bruͤder oder Vettern hoͤchſt ſchaͤdlichen, unbilligen
und ungebuͤhrlichen Dominats enthalten.

§. 36. Es geſchicht bey unterſchiedenen Fuͤrſtli-
chen Haͤuſern, wenn ein von den Eltern hinterlaſſe-
nes Stuͤck Landes zu einer Landes-Fuͤrſtlichen oder
Fuͤrſt-maͤßigen Portion nicht genug zu ſeyn ſchei-
net, und die Landes-Fuͤrſtliche Hoheit allen ge-
meinſchafftlich verbleiben ſoll, daß nur eine Thei-
lung der Einkuͤnffte vorgenommen wird, biß ſie
durch neue Acceſſionen des Landes zu einer erb-
lichen und austraͤglichen Landes-Theilung koͤnnen
foͤrtſchreiten.

§. 37. Einige Fuͤrſtliche Herren Gebruͤdere er-
richten auf folgende Weiſe einen Proviſional-Re-
ceß.
Sie vereinigen und vergleichen ſich zu Er-
haltung ihrer ſelbſt und ihrer Poſteritaͤt freund-
bruͤderlich mit einander, daß ſie nichts von einan-
der trennen, keiner von ihnen den boͤſen Maͤulern,
wie ſich in dergleichen Faͤllen gemeiniglich zuzutra-
gen pflegt, Glauben zuſtellen, ſondern einer dem an-
dern getreulich davon informiren und part geben,
auch den Perſonen ſelbſt, um zu ſehen, ob es auch
aus einiger Paſſion geſchehen ſeyn moͤchte, zu wiſ-
ſen machen ſoll; ſie verſprechen auch heiliglich und
vor dem Angeſicht GOttes, daß keiner von ihnen
ohne des andern Vorwiſſen einige Poſſeſſion ap-
prehendi
ren, keiner ein mehrers Recht vor dem

andern
S s
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0665" n="641"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Antrit u. Niederleg. der Regierung.</hi></fw><lb/>
Bruder das <hi rendition="#aq">Directorium</hi> mit gebu&#x0364;hrenden Rath<lb/>
fu&#x0364;hren &#x017F;oll, und &#x017F;ich aller Einfu&#x0364;hrung eines fremden<lb/>
dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten-Band und Einigkeit ebenbu&#x0364;rtiger Ge-<lb/>
bru&#x0364;der oder Vettern ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;cha&#x0364;dlichen, unbilligen<lb/>
und ungebu&#x0364;hrlichen <hi rendition="#aq">Dominats</hi> enthalten.</p><lb/>
          <p>§. 36. Es ge&#x017F;chicht bey unter&#x017F;chiedenen Fu&#x0364;r&#x017F;tli-<lb/>
chen Ha&#x0364;u&#x017F;ern, wenn ein von den Eltern hinterla&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
nes Stu&#x0364;ck Landes zu einer Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen oder<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t-ma&#x0364;ßigen <hi rendition="#aq">Portion</hi> nicht genug zu &#x017F;eyn &#x017F;chei-<lb/>
net, und die Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Hoheit allen ge-<lb/>
mein&#x017F;chafftlich verbleiben &#x017F;oll, daß nur eine Thei-<lb/>
lung der Einku&#x0364;nffte vorgenommen wird, biß &#x017F;ie<lb/>
durch neue <hi rendition="#aq">Acce&#x017F;&#x017F;ion</hi>en des Landes zu einer erb-<lb/>
lichen und austra&#x0364;glichen Landes-Theilung ko&#x0364;nnen<lb/>
fo&#x0364;rt&#x017F;chreiten.</p><lb/>
          <p>§. 37. Einige Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Herren Gebru&#x0364;dere er-<lb/>
richten auf folgende Wei&#x017F;e einen <hi rendition="#aq">Provi&#x017F;ional-Re-<lb/>
ceß.</hi> Sie vereinigen und vergleichen &#x017F;ich zu Er-<lb/>
haltung ihrer &#x017F;elb&#x017F;t und ihrer <hi rendition="#aq">Po&#x017F;terit</hi>a&#x0364;t freund-<lb/>
bru&#x0364;derlich mit einander, daß &#x017F;ie nichts von einan-<lb/>
der trennen, keiner von ihnen den bo&#x0364;&#x017F;en Ma&#x0364;ulern,<lb/>
wie &#x017F;ich in dergleichen Fa&#x0364;llen gemeiniglich zuzutra-<lb/>
gen pflegt, Glauben zu&#x017F;tellen, &#x017F;ondern einer dem an-<lb/>
dern getreulich davon <hi rendition="#aq">informi</hi>ren und <hi rendition="#aq">part</hi> geben,<lb/>
auch den Per&#x017F;onen &#x017F;elb&#x017F;t, um zu &#x017F;ehen, ob es auch<lb/>
aus einiger <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;ion</hi> ge&#x017F;chehen &#x017F;eyn mo&#x0364;chte, zu wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en machen &#x017F;oll; &#x017F;ie ver&#x017F;prechen auch heiliglich und<lb/>
vor dem Ange&#x017F;icht GOttes, daß keiner von ihnen<lb/>
ohne des andern Vorwi&#x017F;&#x017F;en einige <hi rendition="#aq">Po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ion ap-<lb/>
prehendi</hi>ren, keiner ein mehrers Recht vor dem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S s</fw><fw place="bottom" type="catch">andern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[641/0665] Von Antrit u. Niederleg. der Regierung. Bruder das Directorium mit gebuͤhrenden Rath fuͤhren ſoll, und ſich aller Einfuͤhrung eines fremden dem Fuͤrſten-Band und Einigkeit ebenbuͤrtiger Ge- bruͤder oder Vettern hoͤchſt ſchaͤdlichen, unbilligen und ungebuͤhrlichen Dominats enthalten. §. 36. Es geſchicht bey unterſchiedenen Fuͤrſtli- chen Haͤuſern, wenn ein von den Eltern hinterlaſſe- nes Stuͤck Landes zu einer Landes-Fuͤrſtlichen oder Fuͤrſt-maͤßigen Portion nicht genug zu ſeyn ſchei- net, und die Landes-Fuͤrſtliche Hoheit allen ge- meinſchafftlich verbleiben ſoll, daß nur eine Thei- lung der Einkuͤnffte vorgenommen wird, biß ſie durch neue Acceſſionen des Landes zu einer erb- lichen und austraͤglichen Landes-Theilung koͤnnen foͤrtſchreiten. §. 37. Einige Fuͤrſtliche Herren Gebruͤdere er- richten auf folgende Weiſe einen Proviſional-Re- ceß. Sie vereinigen und vergleichen ſich zu Er- haltung ihrer ſelbſt und ihrer Poſteritaͤt freund- bruͤderlich mit einander, daß ſie nichts von einan- der trennen, keiner von ihnen den boͤſen Maͤulern, wie ſich in dergleichen Faͤllen gemeiniglich zuzutra- gen pflegt, Glauben zuſtellen, ſondern einer dem an- dern getreulich davon informiren und part geben, auch den Perſonen ſelbſt, um zu ſehen, ob es auch aus einiger Paſſion geſchehen ſeyn moͤchte, zu wiſ- ſen machen ſoll; ſie verſprechen auch heiliglich und vor dem Angeſicht GOttes, daß keiner von ihnen ohne des andern Vorwiſſen einige Poſſeſſion ap- prehendiren, keiner ein mehrers Recht vor dem andern S s

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/665
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/665>, abgerufen am 22.11.2024.