wortete iedweden mit gehörigem Bescheide. Es wolte einstens, gleich bey dem Anfang seiner Re- gierung ein Schwedischer Abgesandte, die Fertig- keit des Kaysers in der Lateinischen Sprache und übrigen Studiis, von denen er viel gehört hatte, auf die Probe stellen. Als er Audienz verlangte, ward er von dem Obristen Cämmerer gefragt, in was vor einer Sprache er die Rede thun wolte, worüber er sich erklärte, daß er sich der Teutschen bedienen wol- te. Als er aber für den Kayser kam, legte er eine zierliche Lateinische Oration ab, worüber er wohl einige Wochen mochte studiert haben. Den Kay- ser bewegte dieses im geringsten nicht, sondern er beantwortete solche, ohne sich lange zu bedencken, nicht allein mit gleichmäßiger Zierlichkeit, sondern auch wohlgefaßter Eintheilung der Puncte, daß hernach der Gesandte gestehen muste, er habe sich dergleichen Salomon nimmermehr einbilden kön- nen. S. die Lebens-Beschreibung, die von ihm zu Leipzig heraus kommen, p. 33.
§. 10. Manche gehen in ihrer Regierungs- Sorgfalt so weit, daß sie nicht allein sich um das- jenige was in ihrem Lande, und an ihrem Hofe un- ter ihren Bedienten vorgehet, deren Stärcke und Schwäche sie genau kennen lernen, auf das ange- legentlichste bekümmern, sondern wenden auch alle Bemühung an, den Hof-Staat der andern Höfe/ und alle hauptsächlich sich dabey er eignende Ver- änderungen, mit denen sie entweder in einiger Ver- bindung stehen, oder bey denen sie sonst einig In-
teresse
I. Theil. IV. Capitul.
wortete iedweden mit gehoͤrigem Beſcheide. Es wolte einſtens, gleich bey dem Anfang ſeiner Re- gierung ein Schwediſcher Abgeſandte, die Fertig- keit des Kayſers in der Lateiniſchen Sprache und uͤbrigen Studiis, von denen er viel gehoͤrt hatte, auf die Probe ſtellen. Als er Audienz verlangte, ward er von dem Obriſten Caͤmmerer gefragt, in was vor einer Sprache er die Rede thun wolte, woruͤber er ſich erklaͤrte, daß er ſich der Teutſchen bedienen wol- te. Als er aber fuͤr den Kayſer kam, legte er eine zierliche Lateiniſche Oration ab, woruͤber er wohl einige Wochen mochte ſtudiert haben. Den Kay- ſer bewegte dieſes im geringſten nicht, ſondern er beantwortete ſolche, ohne ſich lange zu bedencken, nicht allein mit gleichmaͤßiger Zierlichkeit, ſondern auch wohlgefaßter Eintheilung der Puncte, daß hernach der Geſandte geſtehen muſte, er habe ſich dergleichen Salomon nimmermehr einbilden koͤn- nen. S. die Lebens-Beſchreibung, die von ihm zu Leipzig heraus kommen, p. 33.
§. 10. Manche gehen in ihrer Regierungs- Sorgfalt ſo weit, daß ſie nicht allein ſich um das- jenige was in ihrem Lande, und an ihrem Hofe un- ter ihren Bedienten vorgehet, deren Staͤrcke und Schwaͤche ſie genau kennen lernen, auf das ange- legentlichſte bekuͤmmern, ſondern wenden auch alle Bemuͤhung an, den Hof-Staat der andern Hoͤfe/ und alle hauptſaͤchlich ſich dabey er eignende Ver- aͤnderungen, mit denen ſie entweder in einiger Ver- bindung ſtehen, oder bey denen ſie ſonſt einig In-
tereſſe
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I. Theil. IV. Capitul.
wortete iedweden mit gehoͤrigem Beſcheide. Es
wolte einſtens, gleich bey dem Anfang ſeiner Re-
gierung ein Schwediſcher Abgeſandte, die Fertig-
keit des Kayſers in der Lateiniſchen Sprache und
uͤbrigen Studiis, von denen er viel gehoͤrt hatte, auf
die Probe ſtellen. Als er Audienz verlangte, ward
er von dem Obriſten Caͤmmerer gefragt, in was vor
einer Sprache er die Rede thun wolte, woruͤber er
ſich erklaͤrte, daß er ſich der Teutſchen bedienen wol-
te. Als er aber fuͤr den Kayſer kam, legte er eine
zierliche Lateiniſche Oration ab, woruͤber er wohl
einige Wochen mochte ſtudiert haben. Den Kay-
ſer bewegte dieſes im geringſten nicht, ſondern er
beantwortete ſolche, ohne ſich lange zu bedencken,
nicht allein mit gleichmaͤßiger Zierlichkeit, ſondern
auch wohlgefaßter Eintheilung der Puncte, daß
hernach der Geſandte geſtehen muſte, er habe ſich
dergleichen Salomon nimmermehr einbilden koͤn-
nen. S. die Lebens-Beſchreibung, die von ihm
zu Leipzig heraus kommen, p. 33.
§. 10. Manche gehen in ihrer Regierungs-
Sorgfalt ſo weit, daß ſie nicht allein ſich um das-
jenige was in ihrem Lande, und an ihrem Hofe un-
ter ihren Bedienten vorgehet, deren Staͤrcke und
Schwaͤche ſie genau kennen lernen, auf das ange-
legentlichſte bekuͤmmern, ſondern wenden auch alle
Bemuͤhung an, den Hof-Staat der andern Hoͤfe/
und alle hauptſaͤchlich ſich dabey er eignende Ver-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/64>, abgerufen am 22.11.2024.
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