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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von der Crönung.
Pohlen eine Königin allein und absonderlich gecrö-
net, so muß es geschehen mit Einwilligung des Kö-
niges, und auf dessen vorhergegangenes Ansuchen
bey der Republick. Er selbst muß die Königin in
die Kirche führen, und sie dem Ertz-Bischoff, oder
einem andern dessen Stelle vertretenden Bischoff
praesentiren, welcher ihr die Crone aufsetzt, sie mit
dem heiligen Oehl salbet, und ihr den Scepter in
die rechte, den Reichs-Apffel aber in die lincke
Hand giebt. Hierauf führet auch der König die
Königin nach dem Rath-Hause, doch wird ihr da-
selbst keine Huldigung geleistet.

§. 35. Jn den Königlich Böhmischen Funda-
mental-
Gesetzen ist verordnet, daß die Königin
nach ihres Ehe-Herren Tode nicht eher des Kö-
niglichen Leibgedings fähig werden kan, als biß sie
gecrönet. Durch die Crönung wird die weibliche
Eventual-Succession mehr befestiget; Es soll auch
eine alte Propheceyung der Königin in Böhmen
nicht eher männliche Erben versprechen, als biß sie
sich salben und crönen lassen. Bey diesen Crö-
nungen ist etwas besonders, daß nach einem alten
Gebrauch die Ehe-Weiber der Ober-Land-Offi-
ciers, des Ober-Burggrafens, des Ober-Land-
Hofmeisters, Ober-Land-Cämmerers, Ober-
Land-Richters, Ober-Cantzlers und andrer hohen
Land-Bedienten ihre besondern Tafeln haben.

§. 36. Bey der Königlichen Ungarischen Crö-
nung des itzt regierenden glorwürdigsten Römi-
schen Kaysers haben der Kayser Dero Crone auf

dem
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Von der Croͤnung.
Pohlen eine Koͤnigin allein und abſonderlich gecroͤ-
net, ſo muß es geſchehen mit Einwilligung des Koͤ-
niges, und auf deſſen vorhergegangenes Anſuchen
bey der Republick. Er ſelbſt muß die Koͤnigin in
die Kirche fuͤhren, und ſie dem Ertz-Biſchoff, oder
einem andern deſſen Stelle vertretenden Biſchoff
præſentiren, welcher ihr die Crone aufſetzt, ſie mit
dem heiligen Oehl ſalbet, und ihr den Scepter in
die rechte, den Reichs-Apffel aber in die lincke
Hand giebt. Hierauf fuͤhret auch der Koͤnig die
Koͤnigin nach dem Rath-Hauſe, doch wird ihr da-
ſelbſt keine Huldigung geleiſtet.

§. 35. Jn den Koͤniglich Boͤhmiſchen Funda-
mental-
Geſetzen iſt verordnet, daß die Koͤnigin
nach ihres Ehe-Herren Tode nicht eher des Koͤ-
niglichen Leibgedings faͤhig werden kan, als biß ſie
gecroͤnet. Durch die Croͤnung wird die weibliche
Eventual-Succeſſion mehr befeſtiget; Es ſoll auch
eine alte Propheceyung der Koͤnigin in Boͤhmen
nicht eher maͤnnliche Erben verſprechen, als biß ſie
ſich ſalben und croͤnen laſſen. Bey dieſen Croͤ-
nungen iſt etwas beſonders, daß nach einem alten
Gebrauch die Ehe-Weiber der Ober-Land-Offi-
ciers, des Ober-Burggrafens, des Ober-Land-
Hofmeiſters, Ober-Land-Caͤmmerers, Ober-
Land-Richters, Ober-Cantzlers und andrer hohen
Land-Bedienten ihre beſondern Tafeln haben.

§. 36. Bey der Koͤniglichen Ungariſchen Croͤ-
nung des itzt regierenden glorwuͤrdigſten Roͤmi-
ſchen Kayſers haben der Kayſer Dero Crone auf

dem
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[601/0625] Von der Croͤnung. Pohlen eine Koͤnigin allein und abſonderlich gecroͤ- net, ſo muß es geſchehen mit Einwilligung des Koͤ- niges, und auf deſſen vorhergegangenes Anſuchen bey der Republick. Er ſelbſt muß die Koͤnigin in die Kirche fuͤhren, und ſie dem Ertz-Biſchoff, oder einem andern deſſen Stelle vertretenden Biſchoff præſentiren, welcher ihr die Crone aufſetzt, ſie mit dem heiligen Oehl ſalbet, und ihr den Scepter in die rechte, den Reichs-Apffel aber in die lincke Hand giebt. Hierauf fuͤhret auch der Koͤnig die Koͤnigin nach dem Rath-Hauſe, doch wird ihr da- ſelbſt keine Huldigung geleiſtet. §. 35. Jn den Koͤniglich Boͤhmiſchen Funda- mental-Geſetzen iſt verordnet, daß die Koͤnigin nach ihres Ehe-Herren Tode nicht eher des Koͤ- niglichen Leibgedings faͤhig werden kan, als biß ſie gecroͤnet. Durch die Croͤnung wird die weibliche Eventual-Succeſſion mehr befeſtiget; Es ſoll auch eine alte Propheceyung der Koͤnigin in Boͤhmen nicht eher maͤnnliche Erben verſprechen, als biß ſie ſich ſalben und croͤnen laſſen. Bey dieſen Croͤ- nungen iſt etwas beſonders, daß nach einem alten Gebrauch die Ehe-Weiber der Ober-Land-Offi- ciers, des Ober-Burggrafens, des Ober-Land- Hofmeiſters, Ober-Land-Caͤmmerers, Ober- Land-Richters, Ober-Cantzlers und andrer hohen Land-Bedienten ihre beſondern Tafeln haben. §. 36. Bey der Koͤniglichen Ungariſchen Croͤ- nung des itzt regierenden glorwuͤrdigſten Roͤmi- ſchen Kayſers haben der Kayſer Dero Crone auf dem P p 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/625>, abgerufen am 28.11.2024.