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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. III. Capitul.
"Jn meinen Kleider-Behalter befindet sich ein
"Crucifix, so mit vielen Indulgentien oder Ablas-
"sen begnadiget, welche der König, mein Vater/
"mir und meinen Nachfolgern hinterlassen. Die-
"ses Creutzes haben sich Kayser Carl der V. mein
"Ur-Anherr und seine Nachfolger biß auf den Kö-
"nig meinen Vater bey der Stunde ihres Todes
"bedienet, wie ich denn auch bey meinem Ende
"mich dessen zu bedienen gewillet. Solches Hei-
"ligthum hinterlasse ich hiermit gleichfalls meinem
"Successori und dessen Nachfolgern, als ein Denck-
"mahl der Gottesfurcht und Frömmigkeit meiner
"Vorfahren.

§. 12. An einigen Königlichen und andern
grossen Höfen, ist die Ober-Aufsicht über die Kö-
nigliche Garde Robe, eine besondre ansehnliche
Charge. An den teutschen Höfen hat entweder
ein Ober-Cammer-Herr oder auch der oberste
und älteste Cammer-Juncker die Garde robe un-
ter sich. Diese helffen etwan mit Zuziehung der
Fürstlichen Gemahlin, oder auch mit Beyrath der
Cammer-Diener, die Fürstliche Kleidung befor-
gen, und was bey derselben Einkauff, Verfertigung,
Anzug und Erhaltung nöthig, zugleich mit veran-
statten.

§. 13. Einige Fürsten nehmen in diesem Stück
keinen Bey-Rath an, sie halten davor, daß sie nö-
thigere Sachen zu verrichten haben, als daß sie
mit Besorgung ihrer Kleidung zu viel Zeit verder-

ben

I. Theil. III. Capitul.
„Jn meinen Kleider-Behalter befindet ſich ein
Crucifix, ſo mit vielen Indulgentien oder Ablaſ-
„ſen begnadiget, welche der Koͤnig, mein Vater/
„mir und meinen Nachfolgern hinterlaſſen. Die-
„ſes Creutzes haben ſich Kayſer Carl der V. mein
„Ur-Anherr und ſeine Nachfolger biß auf den Koͤ-
„nig meinen Vater bey der Stunde ihres Todes
„bedienet, wie ich denn auch bey meinem Ende
„mich deſſen zu bedienen gewillet. Solches Hei-
„ligthum hinterlaſſe ich hiermit gleichfalls meinem
Succeſſori und deſſen Nachfolgern, als ein Denck-
„mahl der Gottesfurcht und Froͤmmigkeit meiner
„Vorfahren.

§. 12. An einigen Koͤniglichen und andern
groſſen Hoͤfen, iſt die Ober-Aufſicht uͤber die Koͤ-
nigliche Garde Robe, eine beſondre anſehnliche
Charge. An den teutſchen Hoͤfen hat entweder
ein Ober-Cammer-Herr oder auch der oberſte
und aͤlteſte Cammer-Juncker die Garde robe un-
ter ſich. Dieſe helffen etwan mit Zuziehung der
Fuͤrſtlichen Gemahlin, oder auch mit Beyrath der
Cammer-Diener, die Fuͤrſtliche Kleidung befor-
gen, und was bey derſelben Einkauff, Verfertigung,
Anzug und Erhaltung noͤthig, zugleich mit veran-
ſtatten.

§. 13. Einige Fuͤrſten nehmen in dieſem Stuͤck
keinen Bey-Rath an, ſie halten davor, daß ſie noͤ-
thigere Sachen zu verrichten haben, als daß ſie
mit Beſorgung ihrer Kleidung zu viel Zeit verder-

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[32/0056] I. Theil. III. Capitul. „Jn meinen Kleider-Behalter befindet ſich ein „Crucifix, ſo mit vielen Indulgentien oder Ablaſ- „ſen begnadiget, welche der Koͤnig, mein Vater/ „mir und meinen Nachfolgern hinterlaſſen. Die- „ſes Creutzes haben ſich Kayſer Carl der V. mein „Ur-Anherr und ſeine Nachfolger biß auf den Koͤ- „nig meinen Vater bey der Stunde ihres Todes „bedienet, wie ich denn auch bey meinem Ende „mich deſſen zu bedienen gewillet. Solches Hei- „ligthum hinterlaſſe ich hiermit gleichfalls meinem „Succeſſori und deſſen Nachfolgern, als ein Denck- „mahl der Gottesfurcht und Froͤmmigkeit meiner „Vorfahren. §. 12. An einigen Koͤniglichen und andern groſſen Hoͤfen, iſt die Ober-Aufſicht uͤber die Koͤ- nigliche Garde Robe, eine beſondre anſehnliche Charge. An den teutſchen Hoͤfen hat entweder ein Ober-Cammer-Herr oder auch der oberſte und aͤlteſte Cammer-Juncker die Garde robe un- ter ſich. Dieſe helffen etwan mit Zuziehung der Fuͤrſtlichen Gemahlin, oder auch mit Beyrath der Cammer-Diener, die Fuͤrſtliche Kleidung befor- gen, und was bey derſelben Einkauff, Verfertigung, Anzug und Erhaltung noͤthig, zugleich mit veran- ſtatten. §. 13. Einige Fuͤrſten nehmen in dieſem Stuͤck keinen Bey-Rath an, ſie halten davor, daß ſie noͤ- thigere Sachen zu verrichten haben, als daß ſie mit Beſorgung ihrer Kleidung zu viel Zeit verder- ben

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/56>, abgerufen am 28.11.2024.