Europä den Frieden verlangen, pflegen die streiten- den Theile schrifftlich zu ersuchen, so bald als mög- lich einen Friedens-Congreß durch genugsam be- vollmächtigte Ministros zu beschicken, und ihres Orts an diesen heylsamen Werck die Hände anzu- legen; Sie versichern anbey, daß sie nicht unter- lassen wolten, alles mögliche anzuwenden, was so wohl zur Herstellung des Ruhestandes, als zu Er- langung des Friedens und Verhütung fernerer Vergiessung des Christen-Blutes gereichen möch- te. Jnsonderheit wendet der Römische Pabst al- le nur ersinnliche Officia an, wenn er siehet, daß entweder die Römisch-Catholischen einander in Haaren liegen, oder doch daß das Interesse der Pa- pistischen Religion bey dem länger anhaltenden Kriege periclitiren möchte. Er thut also alles, was in seinen Kräfften stehet, um den Frieden wie- der herzustellen, er vermahnet, er bittet, er schlägt seine Mediation vor, er läst auf viel Tage Cere- moniel-Fasten und Gebether ausschreiber; es lassen sich aber doch nicht allezeit die harten Her- tzen durch alle seine Bemühung erweichen. Eini- ge Römisch-Catholische Potentzen kommen selbst bey ihm ein, erklähren ihre Dispositionen zum Frie- den, und ersuchen ihm, die andern mit dazu lispo- niren zu helffen, wie der vorige König in Fanck- reich Ludwig XIV. zu unterschiedenen mahen in dem letztern Spanischen Successions-Kriege ge- than. Sie thun es gar offters aus Poliique, damit sie sich bey Sr. Päbstlichen Heligkeit
wegen
II. Theil. VIII. Capitul.
Europaͤ den Frieden verlangen, pflegen die ſtreiten- den Theile ſchrifftlich zu erſuchen, ſo bald als moͤg- lich einen Friedens-Congreß durch genugſam be- vollmaͤchtigte Miniſtros zu beſchicken, und ihres Orts an dieſen heylſamen Werck die Haͤnde anzu- legen; Sie verſichern anbey, daß ſie nicht unter- laſſen wolten, alles moͤgliche anzuwenden, was ſo wohl zur Herſtellung des Ruheſtandes, als zu Er- langung des Friedens und Verhuͤtung fernerer Vergieſſung des Chriſten-Blutes gereichen moͤch- te. Jnſonderheit wendet der Roͤmiſche Pabſt al- le nur erſinnliche Officia an, wenn er ſiehet, daß entweder die Roͤmiſch-Catholiſchen einander in Haaren liegen, oder doch daß das Intereſſe der Pa- piſtiſchen Religion bey dem laͤnger anhaltenden Kriege periclitiren moͤchte. Er thut alſo alles, was in ſeinen Kraͤfften ſtehet, um den Frieden wie- der herzuſtellen, er vermahnet, er bittet, er ſchlaͤgt ſeine Mediation vor, er laͤſt auf viel Tage Cere- moniel-Faſten und Gebether ausſchreiber; es laſſen ſich aber doch nicht allezeit die harten Her- tzen durch alle ſeine Bemuͤhung erweichen. Eini- ge Roͤmiſch-Catholiſche Potentzen kommen ſelbſt bey ihm ein, erklaͤhren ihre Diſpoſitionen zum Frie- den, und erſuchen ihm, die andern mit dazu liſpo- niren zu helffen, wie der vorige Koͤnig in Fanck- reich Ludwig XIV. zu unterſchiedenen mahen in dem letztern Spaniſchen Succeſſions-Kriege ge- than. Sie thun es gar offters aus Poliique, damit ſie ſich bey Sr. Paͤbſtlichen Heligkeit
wegen
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II. Theil. VIII. Capitul.
Europaͤ den Frieden verlangen, pflegen die ſtreiten-
den Theile ſchrifftlich zu erſuchen, ſo bald als moͤg-
lich einen Friedens-Congreß durch genugſam be-
vollmaͤchtigte Miniſtros zu beſchicken, und ihres
Orts an dieſen heylſamen Werck die Haͤnde anzu-
legen; Sie verſichern anbey, daß ſie nicht unter-
laſſen wolten, alles moͤgliche anzuwenden, was ſo
wohl zur Herſtellung des Ruheſtandes, als zu Er-
langung des Friedens und Verhuͤtung fernerer
Vergieſſung des Chriſten-Blutes gereichen moͤch-
te. Jnſonderheit wendet der Roͤmiſche Pabſt al-
le nur erſinnliche Officia an, wenn er ſiehet, daß
entweder die Roͤmiſch-Catholiſchen einander in
Haaren liegen, oder doch daß das Intereſſe der Pa-
piſtiſchen Religion bey dem laͤnger anhaltenden
Kriege periclitiren moͤchte. Er thut alſo alles,
was in ſeinen Kraͤfften ſtehet, um den Frieden wie-
der herzuſtellen, er vermahnet, er bittet, er ſchlaͤgt
ſeine Mediation vor, er laͤſt auf viel Tage Cere-
moniel-Faſten und Gebether ausſchreiber; es
laſſen ſich aber doch nicht allezeit die harten Her-
tzen durch alle ſeine Bemuͤhung erweichen. Eini-
ge Roͤmiſch-Catholiſche Potentzen kommen ſelbſt
bey ihm ein, erklaͤhren ihre Diſpoſitionen zum Frie-
den, und erſuchen ihm, die andern mit dazu liſpo-
niren zu helffen, wie der vorige Koͤnig in Fanck-
reich Ludwig XIV. zu unterſchiedenen mahen in
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/532>, abgerufen am 22.11.2024.
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