Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil. VII. Capitul.
wechseln in einer guten Ordnung entweder nach
den Regeln der Einzüge, oder nach dem Gefallen
des Herrn.

§. 39. Vor ihrer Abreise und bey der Durch-
paßirung der Oerter ihres Landes bekommen sie
allenthalben freudige und glückwünschende Zuruffe
wegen Ruhmes und Sieges von ihren Untertha-
nen. Kommen sie bey ihrer Armee an, so werden
sie nach Soldaten-Manier salutiret, und mit den
grösten Freuden- und allen nur ersinnlichen Ehren-
Bezeigungen und Frohlocken empfangen.

§. 40. Es giebt einen gewaltigen Eindruck, wenn
die grossen Herren selbst ihre Soldaten entweder
vor der Schlacht zur Tapfferkeit, oder doch sonst
zu allerhand Tugenden anmahnen, und findet man
in der alten und neuen Historie hiervon unterschie-
dene Exempel. König Gustavus Adolphus in
Schweden vermahnete seine Officirer den 29 Junii
1632, daß sie bessere Disciplin halten solten. Der
grosse Chur-Fürst zu Brandenburg Friedrich Wil-
helm, vermahnete die nach Ungarn marchirenden
Auxiliar-Trouppen zur Einigkeit und Tapfferkeit.
Es war auch etwas sonderliches, daß der junge Kö-
nig in Schweden Carl XII, bevor er Narva wider
die Moscowiter entsatzte, anno 1700, nach dem er
durch die Regiments-Priester das öffentliche Ge-
beth angestellet, und solches auch selbst mit der grö-
sten Devotion vollbrachte, nachgehends bey der
gantzen Armee ausruffen ließ, so iemand unter sei-
ner Armee verzagten oder betrübten Hertzens wäre,

dem

II. Theil. VII. Capitul.
wechſeln in einer guten Ordnung entweder nach
den Regeln der Einzuͤge, oder nach dem Gefallen
des Herrn.

§. 39. Vor ihrer Abreiſe und bey der Durch-
paßirung der Oerter ihres Landes bekommen ſie
allenthalben freudige und gluͤckwuͤnſchende Zuruffe
wegen Ruhmes und Sieges von ihren Untertha-
nen. Kommen ſie bey ihrer Armee an, ſo werden
ſie nach Soldaten-Manier ſalutiret, und mit den
groͤſten Freuden- und allen nur erſinnlichen Ehren-
Bezeigungen und Frohlocken empfangen.

§. 40. Es giebt einen gewaltigen Eindruck, wenn
die groſſen Herren ſelbſt ihre Soldaten entweder
vor der Schlacht zur Tapfferkeit, oder doch ſonſt
zu allerhand Tugenden anmahnen, und findet man
in der alten und neuen Hiſtorie hiervon unterſchie-
dene Exempel. Koͤnig Guſtavus Adolphus in
Schweden vermahnete ſeine Officirer den 29 Junii
1632, daß ſie beſſere Diſciplin halten ſolten. Der
groſſe Chur-Fuͤrſt zu Brandenburg Friedrich Wil-
helm, vermahnete die nach Ungarn marchirenden
Auxiliar-Trouppen zur Einigkeit und Tapfferkeit.
Es war auch etwas ſonderliches, daß der junge Koͤ-
nig in Schweden Carl XII, bevor er Narva wider
die Moſcowiter entſatzte, anno 1700, nach dem er
durch die Regiments-Prieſter das oͤffentliche Ge-
beth angeſtellet, und ſolches auch ſelbſt mit der groͤ-
ſten Devotion vollbrachte, nachgehends bey der
gantzen Armee ausruffen ließ, ſo iemand unter ſei-
ner Armee verzagten oder betruͤbten Hertzens waͤre,

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0518" n="494"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">VII.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
wech&#x017F;eln in einer guten Ordnung entweder nach<lb/>
den Regeln der Einzu&#x0364;ge, oder nach dem Gefallen<lb/>
des Herrn.</p><lb/>
          <p>§. 39. Vor ihrer Abrei&#x017F;e und bey der Durch-<lb/>
paßirung der Oerter ihres Landes bekommen &#x017F;ie<lb/>
allenthalben freudige und glu&#x0364;ckwu&#x0364;n&#x017F;chende Zuruffe<lb/>
wegen Ruhmes und Sieges von ihren Untertha-<lb/>
nen. Kommen &#x017F;ie bey ihrer Armee an, &#x017F;o werden<lb/>
&#x017F;ie nach Soldaten-<hi rendition="#aq">Manier &#x017F;aluti</hi>ret, und mit den<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;ten Freuden- und allen nur er&#x017F;innlichen Ehren-<lb/>
Bezeigungen und Frohlocken empfangen.</p><lb/>
          <p>§. 40. Es giebt einen gewaltigen Eindruck, wenn<lb/>
die gro&#x017F;&#x017F;en Herren &#x017F;elb&#x017F;t ihre Soldaten entweder<lb/>
vor der Schlacht zur Tapfferkeit, oder doch &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
zu allerhand Tugenden anmahnen, und findet man<lb/>
in der alten und neuen Hi&#x017F;torie hiervon unter&#x017F;chie-<lb/>
dene Exempel. Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Gu&#x017F;tavus Adolphus</hi> in<lb/>
Schweden vermahnete &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Officirer</hi> den 29 <hi rendition="#aq">Junii</hi><lb/>
1632, daß &#x017F;ie be&#x017F;&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Di&#x017F;ciplin</hi> halten &#x017F;olten. Der<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;t zu Brandenburg Friedrich Wil-<lb/>
helm, vermahnete die nach Ungarn <hi rendition="#aq">marchi</hi>renden<lb/><hi rendition="#aq">Auxiliar-Troupp</hi>en zur Einigkeit und Tapfferkeit.<lb/>
Es war auch etwas &#x017F;onderliches, daß der junge Ko&#x0364;-<lb/>
nig in Schweden Carl <hi rendition="#aq">XII,</hi> bevor er <hi rendition="#aq">Narva</hi> wider<lb/>
die Mo&#x017F;cowiter ent&#x017F;atzte, <hi rendition="#aq">anno</hi> 1700, nach dem er<lb/>
durch die Regiments-Prie&#x017F;ter das o&#x0364;ffentliche Ge-<lb/>
beth ange&#x017F;tellet, und &#x017F;olches auch &#x017F;elb&#x017F;t mit der gro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Devotion</hi> vollbrachte, nachgehends bey der<lb/>
gantzen Armee ausruffen ließ, &#x017F;o iemand unter &#x017F;ei-<lb/>
ner Armee verzagten oder betru&#x0364;bten Hertzens wa&#x0364;re,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[494/0518] II. Theil. VII. Capitul. wechſeln in einer guten Ordnung entweder nach den Regeln der Einzuͤge, oder nach dem Gefallen des Herrn. §. 39. Vor ihrer Abreiſe und bey der Durch- paßirung der Oerter ihres Landes bekommen ſie allenthalben freudige und gluͤckwuͤnſchende Zuruffe wegen Ruhmes und Sieges von ihren Untertha- nen. Kommen ſie bey ihrer Armee an, ſo werden ſie nach Soldaten-Manier ſalutiret, und mit den groͤſten Freuden- und allen nur erſinnlichen Ehren- Bezeigungen und Frohlocken empfangen. §. 40. Es giebt einen gewaltigen Eindruck, wenn die groſſen Herren ſelbſt ihre Soldaten entweder vor der Schlacht zur Tapfferkeit, oder doch ſonſt zu allerhand Tugenden anmahnen, und findet man in der alten und neuen Hiſtorie hiervon unterſchie- dene Exempel. Koͤnig Guſtavus Adolphus in Schweden vermahnete ſeine Officirer den 29 Junii 1632, daß ſie beſſere Diſciplin halten ſolten. Der groſſe Chur-Fuͤrſt zu Brandenburg Friedrich Wil- helm, vermahnete die nach Ungarn marchirenden Auxiliar-Trouppen zur Einigkeit und Tapfferkeit. Es war auch etwas ſonderliches, daß der junge Koͤ- nig in Schweden Carl XII, bevor er Narva wider die Moſcowiter entſatzte, anno 1700, nach dem er durch die Regiments-Prieſter das oͤffentliche Ge- beth angeſtellet, und ſolches auch ſelbſt mit der groͤ- ſten Devotion vollbrachte, nachgehends bey der gantzen Armee ausruffen ließ, ſo iemand unter ſei- ner Armee verzagten oder betruͤbten Hertzens waͤre, dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/518
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/518>, abgerufen am 23.07.2024.