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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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II. Theil V. Capitul.

§. 25. Ehedem geschahen die Kayserlichen Be-
lehnungen der Churfürsten unter freyen Himmel,
mit besondern Ceremonien. Die Churfürsten
liessen sich gewisse Lehns-Fahnen vortragen, die
Kayser nahmen sie in ipso actu investiturae nach-
einander in die Hand, und die Churfürsten liefer-
ten solche den Herolden, diese aber wurffen sie der
Gewohnheit nach von deren Gerüste unter das
Volck. An. 1566 den 23 April begab sichs bey
einer vom Kayser Maximiliano II. auf dem Reichs-
Tage zu Augspurg geschehenen Belehnung, daß
alle Chur-Sächsische Fahnen von dem Pöbel in
dem grossen Gedränge gewöhnlich zurissen worden,
ausser des Hertzogthums Sachsen Fahne in dem
Rauten-Crantz, und den 5 schwartzen Balcken,
welche unerachtet des grossen Volcks, so sich dar-
um gerissen und geschmissen, gantz blieben, gestalt
solche ein Reuter erwischt, und dem Churfürsten
unverletzt überantwortet, wovor er ein gutes Trinck-
Geld bekommen, und ist solches vor eine gute An-
zeige gehalten worden. S. Müllers Annal. Saxon.
pag.
139.

§. 26. Wenn in den heutigen Zeiten ein Chur-
Fürst oder Fürst des Heiligen Römischen Reichs,
durch seine Gevollmächtigten, es wären derselben
einer, zwey oder drey, vom Römischen Kayser und
König seine Reichs-Lehn empfängt, so fertiget er
solche mit behöriger Lehns-Vollmacht und schrifft-
lichen Pouvoir an den Kayserlichen Hof ab, nebst
gewissen Credentialen an den Kayser. So bald

die-
II. Theil V. Capitul.

§. 25. Ehedem geſchahen die Kayſerlichen Be-
lehnungen der Churfuͤrſten unter freyen Himmel,
mit beſondern Ceremonien. Die Churfuͤrſten
lieſſen ſich gewiſſe Lehns-Fahnen vortragen, die
Kayſer nahmen ſie in ipſo actu inveſtituræ nach-
einander in die Hand, und die Churfuͤrſten liefer-
ten ſolche den Herolden, dieſe aber wurffen ſie der
Gewohnheit nach von deren Geruͤſte unter das
Volck. An. 1566 den 23 April begab ſichs bey
einer vom Kayſer Maximiliano II. auf dem Reichs-
Tage zu Augſpurg geſchehenen Belehnung, daß
alle Chur-Saͤchſiſche Fahnen von dem Poͤbel in
dem groſſen Gedraͤnge gewoͤhnlich zuriſſen worden,
auſſer des Hertzogthums Sachſen Fahne in dem
Rauten-Crantz, und den 5 ſchwartzen Balcken,
welche unerachtet des groſſen Volcks, ſo ſich dar-
um geriſſen und geſchmiſſen, gantz blieben, geſtalt
ſolche ein Reuter erwiſcht, und dem Churfuͤrſten
unverletzt uͤberantwortet, wovor er ein gutes Trinck-
Geld bekommen, und iſt ſolches vor eine gute An-
zeige gehalten worden. S. Muͤllers Annal. Saxon.
pag.
139.

§. 26. Wenn in den heutigen Zeiten ein Chur-
Fuͤrſt oder Fuͤrſt des Heiligen Roͤmiſchen Reichs,
durch ſeine Gevollmaͤchtigten, es waͤren derſelben
einer, zwey oder drey, vom Roͤmiſchen Kayſer und
Koͤnig ſeine Reichs-Lehn empfaͤngt, ſo fertiget er
ſolche mit behoͤriger Lehns-Vollmacht und ſchrifft-
lichen Pouvoir an den Kayſerlichen Hof ab, nebſt
gewiſſen Credentialen an den Kayſer. So bald

die-
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[450/0474] II. Theil V. Capitul. §. 25. Ehedem geſchahen die Kayſerlichen Be- lehnungen der Churfuͤrſten unter freyen Himmel, mit beſondern Ceremonien. Die Churfuͤrſten lieſſen ſich gewiſſe Lehns-Fahnen vortragen, die Kayſer nahmen ſie in ipſo actu inveſtituræ nach- einander in die Hand, und die Churfuͤrſten liefer- ten ſolche den Herolden, dieſe aber wurffen ſie der Gewohnheit nach von deren Geruͤſte unter das Volck. An. 1566 den 23 April begab ſichs bey einer vom Kayſer Maximiliano II. auf dem Reichs- Tage zu Augſpurg geſchehenen Belehnung, daß alle Chur-Saͤchſiſche Fahnen von dem Poͤbel in dem groſſen Gedraͤnge gewoͤhnlich zuriſſen worden, auſſer des Hertzogthums Sachſen Fahne in dem Rauten-Crantz, und den 5 ſchwartzen Balcken, welche unerachtet des groſſen Volcks, ſo ſich dar- um geriſſen und geſchmiſſen, gantz blieben, geſtalt ſolche ein Reuter erwiſcht, und dem Churfuͤrſten unverletzt uͤberantwortet, wovor er ein gutes Trinck- Geld bekommen, und iſt ſolches vor eine gute An- zeige gehalten worden. S. Muͤllers Annal. Saxon. pag. 139. §. 26. Wenn in den heutigen Zeiten ein Chur- Fuͤrſt oder Fuͤrſt des Heiligen Roͤmiſchen Reichs, durch ſeine Gevollmaͤchtigten, es waͤren derſelben einer, zwey oder drey, vom Roͤmiſchen Kayſer und Koͤnig ſeine Reichs-Lehn empfaͤngt, ſo fertiget er ſolche mit behoͤriger Lehns-Vollmacht und ſchrifft- lichen Pouvoir an den Kayſerlichen Hof ab, nebſt gewiſſen Credentialen an den Kayſer. So bald die-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/474>, abgerufen am 22.11.2024.