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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Belehnungen.
Curatel, ihre der minderjährigen von dem Reiche
habenden Regalien und Lehne innerhalb Jahr und
Tag würcklich suchen, und mit der darauf folgen-
den Belehnung das gewöhnliche juramentum fi-
delitatis
ablegen, und die Gebühr entrichten, an
welche der Vormünder Empfahung und eydliche
Versprechung die minderjährigen selbst nach er-
langter pubertaet u. respective majorennitaet der-
gestalt gebunden seyn sollen, als wenn die minder-
jährigen berührte Regalien und Lehne nach über-
nommener Regierung selbst empfangen, und den
Lehns-Eyd erstattet hätten, dagegen wollen und
sollen wir, sie minderjährigen nach erlangter Pu-
bertaet
und Majorennitaet zu anderweitiger Em-
pfängniß solcher Lehne und Regalien, wie auch
Lehns-Eyd nicht, vielweniger zu einer doppelten
oder weitern Entrichtung des Lehn-Taxes anhal-
ten, sondern sie bey obgedachter erstern, den Vor-
mündern ertheilten Belehnungen, allerdings las-
sen.

§. 11. Manchmahl wird die Lehns-Pflicht in ei-
ne Erb-Huldigungs-Pflicht verwandelt, theils
durch gütliche Persuasiones, theils durch harte
Drohungen. Damit nun dieses in den künfftigen
Zeiten vermieden werde, so pflegen die schwächern
bey Zeiten auf ihrer Hut zu seyn, und sich zu pro-
spici
ren, daß sie nicht solche verba honoris & ci-
vilitatis
gebrauchen, daraus die Lehns-Herren
nachgehends einen Huldigungs- und Unterthanen-
Eyd würden erzwingen wollen.

§. 12.

Von Belehnungen.
Curatel, ihre der minderjaͤhrigen von dem Reiche
habenden Regalien und Lehne innerhalb Jahr und
Tag wuͤrcklich ſuchen, und mit der darauf folgen-
den Belehnung das gewoͤhnliche juramentum fi-
delitatis
ablegen, und die Gebuͤhr entrichten, an
welche der Vormuͤnder Empfahung und eydliche
Verſprechung die minderjaͤhrigen ſelbſt nach er-
langter pubertæt u. reſpective majorennitæt der-
geſtalt gebunden ſeyn ſollen, als wenn die minder-
jaͤhrigen beruͤhrte Regalien und Lehne nach uͤber-
nommener Regierung ſelbſt empfangen, und den
Lehns-Eyd erſtattet haͤtten, dagegen wollen und
ſollen wir, ſie minderjaͤhrigen nach erlangter Pu-
bertæt
und Majorennitæt zu anderweitiger Em-
pfaͤngniß ſolcher Lehne und Regalien, wie auch
Lehns-Eyd nicht, vielweniger zu einer doppelten
oder weitern Entrichtung des Lehn-Taxes anhal-
ten, ſondern ſie bey obgedachter erſtern, den Vor-
muͤndern ertheilten Belehnungen, allerdings laſ-
ſen.

§. 11. Manchmahl wird die Lehns-Pflicht in ei-
ne Erb-Huldigungs-Pflicht verwandelt, theils
durch guͤtliche Perſuaſiones, theils durch harte
Drohungen. Damit nun dieſes in den kuͤnfftigen
Zeiten vermieden werde, ſo pflegen die ſchwaͤchern
bey Zeiten auf ihrer Hut zu ſeyn, und ſich zu pro-
ſpici
ren, daß ſie nicht ſolche verba honoris & ci-
vilitatis
gebrauchen, daraus die Lehns-Herren
nachgehends einen Huldigungs- und Unterthanen-
Eyd wuͤrden erzwingen wollen.

§. 12.
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[443/0467] Von Belehnungen. Curatel, ihre der minderjaͤhrigen von dem Reiche habenden Regalien und Lehne innerhalb Jahr und Tag wuͤrcklich ſuchen, und mit der darauf folgen- den Belehnung das gewoͤhnliche juramentum fi- delitatis ablegen, und die Gebuͤhr entrichten, an welche der Vormuͤnder Empfahung und eydliche Verſprechung die minderjaͤhrigen ſelbſt nach er- langter pubertæt u. reſpective majorennitæt der- geſtalt gebunden ſeyn ſollen, als wenn die minder- jaͤhrigen beruͤhrte Regalien und Lehne nach uͤber- nommener Regierung ſelbſt empfangen, und den Lehns-Eyd erſtattet haͤtten, dagegen wollen und ſollen wir, ſie minderjaͤhrigen nach erlangter Pu- bertæt und Majorennitæt zu anderweitiger Em- pfaͤngniß ſolcher Lehne und Regalien, wie auch Lehns-Eyd nicht, vielweniger zu einer doppelten oder weitern Entrichtung des Lehn-Taxes anhal- ten, ſondern ſie bey obgedachter erſtern, den Vor- muͤndern ertheilten Belehnungen, allerdings laſ- ſen. §. 11. Manchmahl wird die Lehns-Pflicht in ei- ne Erb-Huldigungs-Pflicht verwandelt, theils durch guͤtliche Perſuaſiones, theils durch harte Drohungen. Damit nun dieſes in den kuͤnfftigen Zeiten vermieden werde, ſo pflegen die ſchwaͤchern bey Zeiten auf ihrer Hut zu ſeyn, und ſich zu pro- ſpiciren, daß ſie nicht ſolche verba honoris & ci- vilitatis gebrauchen, daraus die Lehns-Herren nachgehends einen Huldigungs- und Unterthanen- Eyd wuͤrden erzwingen wollen. §. 12.

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/467>, abgerufen am 22.11.2024.