Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Gesandten.
bessern Respect mit mir reden, auch zu Gemüthe
führen, mit wem ihr redet, und an was vor einem
Orte ihr redet. S. Kevenhüllers Annales T. XII.
pag.
136.

§. 65. Manche erregen sich deswegen Verdrüß-
lichkeiten, weil sie sich in Sachen mengen, die ihnen
nichts angehen. Es ist auch dieserwegen in eini-
gen Fundamental-Gesetzen des Reichs und Wahl-
Capitulationen ausgemacht, daß die auswärtigen
Gesandten sich nicht in die Reichs-Sachen einmi-
schen sollen. Der Frantzösische Gesandte wandte
anno 1703 in Portugall zu Lißabon allen Fleiß an,
um den General-Inquisitorem dahin zu vermögen,
daß er dem Portugiesischen König vorstellen solte,
es sey derselbe im Gewissen verbunden, sich an kei-
ne ketzerischen Fürsten oder Republicken wider ei-
nem Römisch-Catholischen König zu verbinden.
Als aber der König davon Nachricht bekam, ließ er
dem Frantzösischen Gesandten zu wissen thun, daß
soferne derselbe fortführe, sich in dergleichen Hän-
del zu mischen, so würde man genöthiget werden,
solche Anstalten zu machen, die ihm vielleicht nicht
gefällig seyn würden. S. den XX. Theil der Eu-
ropäischen Famae p. 683. Chur-Fürst Friedrich
Wilhelm zu Brandenburg schrieben anno 1658
an Landgraf Wilhelm VI. zu Hessen-Cassel, wi-
der die zu den Allianz-Tractaten zu Franckfurt an-
wesende Gesandten, daß selbige sich unterstünden,
Jhrer Chur-Fürstlichen Durchlauchtigkeit vorzu-
schreiben, wie sie sich in ihren Actionen verhalten

und
C c 5

Von den Geſandten.
beſſern Reſpect mit mir reden, auch zu Gemuͤthe
fuͤhren, mit wem ihr redet, und an was vor einem
Orte ihr redet. S. Kevenhuͤllers Annales T. XII.
pag.
136.

§. 65. Manche erregen ſich deswegen Verdruͤß-
lichkeiten, weil ſie ſich in Sachen mengen, die ihnen
nichts angehen. Es iſt auch dieſerwegen in eini-
gen Fundamental-Geſetzen des Reichs und Wahl-
Capitulationen ausgemacht, daß die auswaͤrtigen
Geſandten ſich nicht in die Reichs-Sachen einmi-
ſchen ſollen. Der Frantzoͤſiſche Geſandte wandte
anno 1703 in Portugall zu Lißabon allen Fleiß an,
um den General-Inquiſitorem dahin zu vermoͤgen,
daß er dem Portugieſiſchen Koͤnig vorſtellen ſolte,
es ſey derſelbe im Gewiſſen verbunden, ſich an kei-
ne ketzeriſchen Fuͤrſten oder Republicken wider ei-
nem Roͤmiſch-Catholiſchen Koͤnig zu verbinden.
Als aber der Koͤnig davon Nachricht bekam, ließ er
dem Frantzoͤſiſchen Geſandten zu wiſſen thun, daß
ſoferne derſelbe fortfuͤhre, ſich in dergleichen Haͤn-
del zu miſchen, ſo wuͤrde man genoͤthiget werden,
ſolche Anſtalten zu machen, die ihm vielleicht nicht
gefaͤllig ſeyn wuͤrden. S. den XX. Theil der Eu-
ropaͤiſchen Famæ p. 683. Chur-Fuͤrſt Friedrich
Wilhelm zu Brandenburg ſchrieben anno 1658
an Landgraf Wilhelm VI. zu Heſſen-Caſſel, wi-
der die zu den Allianz-Tractaten zu Franckfurt an-
weſende Geſandten, daß ſelbige ſich unterſtuͤnden,
Jhrer Chur-Fuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit vorzu-
ſchreiben, wie ſie ſich in ihren Actionen verhalten

und
C c 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0433" n="409"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Ge&#x017F;andten.</hi></fw><lb/>
be&#x017F;&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Re&#x017F;pect</hi> mit mir reden, auch zu Gemu&#x0364;the<lb/>
fu&#x0364;hren, mit wem ihr redet, und an was vor einem<lb/>
Orte ihr redet. S. Kevenhu&#x0364;llers <hi rendition="#aq">Annales T. XII.<lb/>
pag.</hi> 136.</p><lb/>
          <p>§. 65. Manche erregen &#x017F;ich deswegen Verdru&#x0364;ß-<lb/>
lichkeiten, weil &#x017F;ie &#x017F;ich in Sachen mengen, die ihnen<lb/>
nichts angehen. Es i&#x017F;t auch die&#x017F;erwegen in eini-<lb/>
gen <hi rendition="#aq">Fundamental-</hi>Ge&#x017F;etzen des Reichs und Wahl-<lb/><hi rendition="#aq">Capitulation</hi>en ausgemacht, daß die auswa&#x0364;rtigen<lb/>
Ge&#x017F;andten &#x017F;ich nicht in die Reichs-Sachen einmi-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;ollen. Der Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Ge&#x017F;andte wandte<lb/><hi rendition="#aq">anno</hi> 1703 in Portugall zu Lißabon allen Fleiß an,<lb/>
um den <hi rendition="#aq">General-Inqui&#x017F;itorem</hi> dahin zu vermo&#x0364;gen,<lb/>
daß er dem Portugie&#x017F;i&#x017F;chen Ko&#x0364;nig vor&#x017F;tellen &#x017F;olte,<lb/>
es &#x017F;ey der&#x017F;elbe im Gewi&#x017F;&#x017F;en verbunden, &#x017F;ich an kei-<lb/>
ne ketzeri&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten oder Republicken wider ei-<lb/>
nem Ro&#x0364;mi&#x017F;ch-Catholi&#x017F;chen Ko&#x0364;nig zu verbinden.<lb/>
Als aber der Ko&#x0364;nig davon Nachricht bekam, ließ er<lb/>
dem Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Ge&#x017F;andten zu wi&#x017F;&#x017F;en thun, daß<lb/>
&#x017F;oferne der&#x017F;elbe fortfu&#x0364;hre, &#x017F;ich in dergleichen Ha&#x0364;n-<lb/>
del zu mi&#x017F;chen, &#x017F;o wu&#x0364;rde man geno&#x0364;thiget werden,<lb/>
&#x017F;olche An&#x017F;talten zu machen, die ihm vielleicht nicht<lb/>
gefa&#x0364;llig &#x017F;eyn wu&#x0364;rden. S. den <hi rendition="#aq">XX.</hi> Theil der Eu-<lb/>
ropa&#x0364;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Famæ p.</hi> 683. Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;t Friedrich<lb/>
Wilhelm zu Brandenburg &#x017F;chrieben <hi rendition="#aq">anno</hi> 1658<lb/>
an Landgraf Wilhelm <hi rendition="#aq">VI.</hi> zu He&#x017F;&#x017F;en-Ca&#x017F;&#x017F;el, wi-<lb/>
der die zu den <hi rendition="#aq">Allianz-Tractat</hi>en zu Franckfurt an-<lb/>
we&#x017F;ende Ge&#x017F;andten, daß &#x017F;elbige &#x017F;ich unter&#x017F;tu&#x0364;nden,<lb/>
Jhrer Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Durchlauchtigkeit vorzu-<lb/>
&#x017F;chreiben, wie &#x017F;ie &#x017F;ich in ihren <hi rendition="#aq">Action</hi>en verhalten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c 5</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[409/0433] Von den Geſandten. beſſern Reſpect mit mir reden, auch zu Gemuͤthe fuͤhren, mit wem ihr redet, und an was vor einem Orte ihr redet. S. Kevenhuͤllers Annales T. XII. pag. 136. §. 65. Manche erregen ſich deswegen Verdruͤß- lichkeiten, weil ſie ſich in Sachen mengen, die ihnen nichts angehen. Es iſt auch dieſerwegen in eini- gen Fundamental-Geſetzen des Reichs und Wahl- Capitulationen ausgemacht, daß die auswaͤrtigen Geſandten ſich nicht in die Reichs-Sachen einmi- ſchen ſollen. Der Frantzoͤſiſche Geſandte wandte anno 1703 in Portugall zu Lißabon allen Fleiß an, um den General-Inquiſitorem dahin zu vermoͤgen, daß er dem Portugieſiſchen Koͤnig vorſtellen ſolte, es ſey derſelbe im Gewiſſen verbunden, ſich an kei- ne ketzeriſchen Fuͤrſten oder Republicken wider ei- nem Roͤmiſch-Catholiſchen Koͤnig zu verbinden. Als aber der Koͤnig davon Nachricht bekam, ließ er dem Frantzoͤſiſchen Geſandten zu wiſſen thun, daß ſoferne derſelbe fortfuͤhre, ſich in dergleichen Haͤn- del zu miſchen, ſo wuͤrde man genoͤthiget werden, ſolche Anſtalten zu machen, die ihm vielleicht nicht gefaͤllig ſeyn wuͤrden. S. den XX. Theil der Eu- ropaͤiſchen Famæ p. 683. Chur-Fuͤrſt Friedrich Wilhelm zu Brandenburg ſchrieben anno 1658 an Landgraf Wilhelm VI. zu Heſſen-Caſſel, wi- der die zu den Allianz-Tractaten zu Franckfurt an- weſende Geſandten, daß ſelbige ſich unterſtuͤnden, Jhrer Chur-Fuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit vorzu- ſchreiben, wie ſie ſich in ihren Actionen verhalten und C c 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/433
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/433>, abgerufen am 18.05.2024.