Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Gesandten.
Volcks an welches sie abgeschickt worden, confor-
mi
rem, je angenehmer und beliebter machen sie sich,
wenn sie auch schon bißweilen einen Schertz mit
einer guten Art anbringen. Kayser Rudolphus
verlangte einstens von einem Pommerischen Her-
tzog, der sich bey der Kayserlichen Hofstatt aufhielt,
in Schertz, er solte ihn doch einmahl einen recht
groben Pommer sehen lassen, welches der Hertzog
Kayserlicher Majestät versprochen. Nach etlichen
Tagen langte von ihm ein Abgesandter bey dem
Kayserlichen Hofe an, in einem gar altfränckischen
Jäger-Kleide, mit ziemlich ungeschliffenen Wor-
ten und Geberden, so daß der Kayser und seine
Hofstatt sich höchlich darüber verwunderten. Bey
dem Abschied aber erschien der Gesandte in einem
andern Habit, und conduisirte sich wie der aller-
höflichste und manierlichste Cavalier. S. das I.
Stück von Schötgens alten und neuen Pommer-
lande, p. 117.

§. 61. An einigen Höfen werden die Gesandten
zu allen jungen Printzen und Princeßinnen zur Au-
dienz
geführet, an andern aber nicht, und es ge-
schicht nur bißweilen zur Distinction. Bißweilen
suchen sie auch Audienz bey den natürlichen Kin-
dern, doch pflegt dieses gar sehr selten zu gesche-
hen.

§. 62. Einige Abgesandten bringen von ihren
Durchlauchtigsten Principalen ansehnliche Prae-
sente
mit, an kostbahren Pferden, Galanterien, de-
licat
en Weinen u. s. w. Sie werden auch wohl

selbst
C c 4

Von den Geſandten.
Volcks an welches ſie abgeſchickt worden, confor-
mi
rem, je angenehmer und beliebter machen ſie ſich,
wenn ſie auch ſchon bißweilen einen Schertz mit
einer guten Art anbringen. Kayſer Rudolphus
verlangte einſtens von einem Pommeriſchen Her-
tzog, der ſich bey der Kayſerlichen Hofſtatt aufhielt,
in Schertz, er ſolte ihn doch einmahl einen recht
groben Pommer ſehen laſſen, welches der Hertzog
Kayſerlicher Majeſtaͤt verſprochen. Nach etlichen
Tagen langte von ihm ein Abgeſandter bey dem
Kayſerlichen Hofe an, in einem gar altfraͤnckiſchen
Jaͤger-Kleide, mit ziemlich ungeſchliffenen Wor-
ten und Geberden, ſo daß der Kayſer und ſeine
Hofſtatt ſich hoͤchlich daruͤber verwunderten. Bey
dem Abſchied aber erſchien der Geſandte in einem
andern Habit, und conduiſirte ſich wie der aller-
hoͤflichſte und manierlichſte Cavalier. S. das I.
Stuͤck von Schoͤtgens alten und neuen Pommer-
lande, p. 117.

§. 61. An einigen Hoͤfen werden die Geſandten
zu allen jungen Printzen und Princeßinnen zur Au-
dienz
gefuͤhret, an andern aber nicht, und es ge-
ſchicht nur bißweilen zur Diſtinction. Bißweilen
ſuchen ſie auch Audienz bey den natuͤrlichen Kin-
dern, doch pflegt dieſes gar ſehr ſelten zu geſche-
hen.

§. 62. Einige Abgeſandten bringen von ihren
Durchlauchtigſten Principalen anſehnliche Præ-
ſente
mit, an koſtbahren Pferden, Galanterien, de-
licat
en Weinen u. ſ. w. Sie werden auch wohl

ſelbſt
C c 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0431" n="407"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Ge&#x017F;andten.</hi></fw><lb/>
Volcks an welches &#x017F;ie abge&#x017F;chickt worden, <hi rendition="#aq">confor-<lb/>
mi</hi>rem, je angenehmer und beliebter machen &#x017F;ie &#x017F;ich,<lb/>
wenn &#x017F;ie auch &#x017F;chon bißweilen einen Schertz mit<lb/>
einer guten Art anbringen. Kay&#x017F;er <hi rendition="#aq">Rudolphus</hi><lb/>
verlangte ein&#x017F;tens von einem Pommeri&#x017F;chen Her-<lb/>
tzog, der &#x017F;ich bey der Kay&#x017F;erlichen Hof&#x017F;tatt aufhielt,<lb/>
in Schertz, er &#x017F;olte ihn doch einmahl einen recht<lb/>
groben Pommer &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en, welches der Hertzog<lb/>
Kay&#x017F;erlicher Maje&#x017F;ta&#x0364;t ver&#x017F;prochen. Nach etlichen<lb/>
Tagen langte von ihm ein Abge&#x017F;andter bey dem<lb/>
Kay&#x017F;erlichen Hofe an, in einem gar altfra&#x0364;ncki&#x017F;chen<lb/>
Ja&#x0364;ger-Kleide, mit ziemlich unge&#x017F;chliffenen Wor-<lb/>
ten und Geberden, &#x017F;o daß der Kay&#x017F;er und &#x017F;eine<lb/>
Hof&#x017F;tatt &#x017F;ich ho&#x0364;chlich daru&#x0364;ber verwunderten. Bey<lb/>
dem Ab&#x017F;chied aber er&#x017F;chien der Ge&#x017F;andte in einem<lb/>
andern Habit, und <hi rendition="#aq">condui&#x017F;i</hi>rte &#x017F;ich wie der aller-<lb/>
ho&#x0364;flich&#x017F;te und manierlich&#x017F;te <hi rendition="#aq">Cavalier.</hi> S. das <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/>
Stu&#x0364;ck von Scho&#x0364;tgens alten und neuen Pommer-<lb/>
lande, <hi rendition="#aq">p.</hi> 117.</p><lb/>
          <p>§. 61. An einigen Ho&#x0364;fen werden die Ge&#x017F;andten<lb/>
zu allen jungen Printzen und Princeßinnen zur <hi rendition="#aq">Au-<lb/>
dienz</hi> gefu&#x0364;hret, an andern aber nicht, und es ge-<lb/>
&#x017F;chicht nur bißweilen zur <hi rendition="#aq">Di&#x017F;tinction.</hi> Bißweilen<lb/>
&#x017F;uchen &#x017F;ie auch <hi rendition="#aq">Audienz</hi> bey den natu&#x0364;rlichen Kin-<lb/>
dern, doch pflegt die&#x017F;es gar &#x017F;ehr &#x017F;elten zu ge&#x017F;che-<lb/>
hen.</p><lb/>
          <p>§. 62. Einige Abge&#x017F;andten bringen von ihren<lb/>
Durchlauchtig&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Principal</hi>en an&#x017F;ehnliche <hi rendition="#aq">Præ-<lb/>
&#x017F;ente</hi> mit, an ko&#x017F;tbahren Pferden, <hi rendition="#aq">Galanteri</hi>en, <hi rendition="#aq">de-<lb/>
licat</hi>en Weinen u. &#x017F;. w. Sie werden auch wohl<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elb&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[407/0431] Von den Geſandten. Volcks an welches ſie abgeſchickt worden, confor- mirem, je angenehmer und beliebter machen ſie ſich, wenn ſie auch ſchon bißweilen einen Schertz mit einer guten Art anbringen. Kayſer Rudolphus verlangte einſtens von einem Pommeriſchen Her- tzog, der ſich bey der Kayſerlichen Hofſtatt aufhielt, in Schertz, er ſolte ihn doch einmahl einen recht groben Pommer ſehen laſſen, welches der Hertzog Kayſerlicher Majeſtaͤt verſprochen. Nach etlichen Tagen langte von ihm ein Abgeſandter bey dem Kayſerlichen Hofe an, in einem gar altfraͤnckiſchen Jaͤger-Kleide, mit ziemlich ungeſchliffenen Wor- ten und Geberden, ſo daß der Kayſer und ſeine Hofſtatt ſich hoͤchlich daruͤber verwunderten. Bey dem Abſchied aber erſchien der Geſandte in einem andern Habit, und conduiſirte ſich wie der aller- hoͤflichſte und manierlichſte Cavalier. S. das I. Stuͤck von Schoͤtgens alten und neuen Pommer- lande, p. 117. §. 61. An einigen Hoͤfen werden die Geſandten zu allen jungen Printzen und Princeßinnen zur Au- dienz gefuͤhret, an andern aber nicht, und es ge- ſchicht nur bißweilen zur Diſtinction. Bißweilen ſuchen ſie auch Audienz bey den natuͤrlichen Kin- dern, doch pflegt dieſes gar ſehr ſelten zu geſche- hen. §. 62. Einige Abgeſandten bringen von ihren Durchlauchtigſten Principalen anſehnliche Præ- ſente mit, an koſtbahren Pferden, Galanterien, de- licaten Weinen u. ſ. w. Sie werden auch wohl ſelbſt C c 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/431
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/431>, abgerufen am 22.11.2024.