Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil. III. Capitul.
seyn solten. S. den IV. Tomum der Electorum
juris Publici p.
651.

§. 9. Nebst der Geschicklichkeit erwegt man
auch den Stand und Character derjenigen, die
man zur Verschickung gebrauchen will, und pflegt
man nicht leichtlich an sehr hohe Regenten/ Leute
von geringer Condition abzuschicken, es müsten denn
andere, die man dazu nehmen könnte, ermangeln,
oder ihre grosse Fähigkeit ihren geringern Stand
ersetzen. Wollen es einige nicht wohl aufnehmen/
daß man solche die von keiner illustren Naissance
wären, an sie abgeordnet, so lassen die anderen
bißweilen zur Antwort hinterbringen, daß sie bey
ihrem Abgesandten mehr auf die Fähigkeit als auf
die Geburt sähen.

§. 10. Mehrentheils werden an grossen Höfen
vornehme Standes-Personen und hochcharacteri-
si
rte Ministri zu Abgesandten erwehlet, iedoch nicht
leichtlich, aus besonderen rationibus politicis, Fürst-
liche Anverwandten dazu genommen. Es war
daher etwas besonders, daß anno 1694 bey der
Vermählung des Churfürsten von Bäyern mit
der Polnischen Princeßin, Printz Jacob der Braut
Bruder, mit der Bewilligung des Königs und
Churfürstens von Bäyern, die Qualitaet eines Ab-
gesandten am Tage der Vermählung übernom-
men, weil der Polnische Hof keine Ambassade von
den Churfürsten von Bäyern, als der kein souve-
rainer
Herr wäre, annehmen wolte. S. Connors
Beschreibung des Königreichs Pohlen p 237.

§. 11.

II. Theil. III. Capitul.
ſeyn ſolten. S. den IV. Tomum der Electorum
juris Publici p.
651.

§. 9. Nebſt der Geſchicklichkeit erwegt man
auch den Stand und Character derjenigen, die
man zur Verſchickung gebrauchen will, und pflegt
man nicht leichtlich an ſehr hohe Regenten/ Leute
von geringer Condition abzuſchicken, es muͤſten deñ
andere, die man dazu nehmen koͤnnte, ermangeln,
oder ihre groſſe Faͤhigkeit ihren geringern Stand
erſetzen. Wollen es einige nicht wohl aufnehmen/
daß man ſolche die von keiner illuſtren Naiſſance
waͤren, an ſie abgeordnet, ſo laſſen die anderen
bißweilen zur Antwort hinterbringen, daß ſie bey
ihrem Abgeſandten mehr auf die Faͤhigkeit als auf
die Geburt ſaͤhen.

§. 10. Mehrentheils werden an groſſen Hoͤfen
vornehme Standes-Perſonen und hochcharacteri-
ſi
rte Miniſtri zu Abgeſandten erwehlet, iedoch nicht
leichtlich, aus beſondeꝛen rationibus politicis, Fuͤrſt-
liche Anverwandten dazu genommen. Es war
daher etwas beſonders, daß anno 1694 bey der
Vermaͤhlung des Churfuͤrſten von Baͤyern mit
der Polniſchen Princeßin, Printz Jacob der Braut
Bruder, mit der Bewilligung des Koͤnigs und
Churfuͤrſtens von Baͤyern, die Qualitæt eines Ab-
geſandten am Tage der Vermaͤhlung uͤbernom-
men, weil der Polniſche Hof keine Ambaſſade von
den Churfuͤrſten von Baͤyern, als der kein ſouve-
rainer
Herr waͤre, annehmen wolte. S. Connors
Beſchreibung des Koͤnigreichs Pohlen p 237.

§. 11.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0406" n="382"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">III.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;olten. S. den <hi rendition="#aq">IV. Tomum</hi> der <hi rendition="#aq">Electorum<lb/>
juris Publici p.</hi> 651.</p><lb/>
          <p>§. 9. Neb&#x017F;t der Ge&#x017F;chicklichkeit erwegt man<lb/>
auch den Stand und <hi rendition="#aq">Character</hi> derjenigen, die<lb/>
man zur Ver&#x017F;chickung gebrauchen will, und pflegt<lb/>
man nicht leichtlich an &#x017F;ehr hohe Regenten/ Leute<lb/>
von geringer <hi rendition="#aq">Condition</hi> abzu&#x017F;chicken, es mu&#x0364;&#x017F;ten den&#x0303;<lb/>
andere, die man dazu nehmen ko&#x0364;nnte, ermangeln,<lb/>
oder ihre gro&#x017F;&#x017F;e Fa&#x0364;higkeit ihren geringern Stand<lb/>
er&#x017F;etzen. Wollen es einige nicht wohl aufnehmen/<lb/>
daß man &#x017F;olche die von keiner <hi rendition="#aq">illu&#x017F;tren Nai&#x017F;&#x017F;ance</hi><lb/>
wa&#x0364;ren, an &#x017F;ie abgeordnet, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en die anderen<lb/>
bißweilen zur Antwort hinterbringen, daß &#x017F;ie bey<lb/>
ihrem Abge&#x017F;andten mehr auf die Fa&#x0364;higkeit als auf<lb/>
die Geburt &#x017F;a&#x0364;hen.</p><lb/>
          <p>§. 10. Mehrentheils werden an gro&#x017F;&#x017F;en Ho&#x0364;fen<lb/>
vornehme Standes-Per&#x017F;onen und hoch<hi rendition="#aq">characteri-<lb/>
&#x017F;i</hi>rte <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tri</hi> zu Abge&#x017F;andten erwehlet, iedoch nicht<lb/>
leichtlich, aus be&#x017F;onde&#xA75B;en <hi rendition="#aq">rationibus politicis,</hi> Fu&#x0364;r&#x017F;t-<lb/>
liche Anverwandten dazu genommen. Es war<lb/>
daher etwas be&#x017F;onders, daß <hi rendition="#aq">anno</hi> 1694 bey der<lb/>
Verma&#x0364;hlung des Churfu&#x0364;r&#x017F;ten von Ba&#x0364;yern mit<lb/>
der Polni&#x017F;chen Princeßin, Printz Jacob der Braut<lb/>
Bruder, mit der Bewilligung des Ko&#x0364;nigs und<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;tens von Ba&#x0364;yern, die <hi rendition="#aq">Qualitæt</hi> eines Ab-<lb/>
ge&#x017F;andten am Tage der Verma&#x0364;hlung u&#x0364;bernom-<lb/>
men, weil der Polni&#x017F;che Hof keine <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;ade</hi> von<lb/>
den Churfu&#x0364;r&#x017F;ten von Ba&#x0364;yern, als der kein <hi rendition="#aq">&#x017F;ouve-<lb/>
rainer</hi> Herr wa&#x0364;re, annehmen wolte. S. <hi rendition="#aq">Connors</hi><lb/>
Be&#x017F;chreibung des Ko&#x0364;nigreichs Pohlen <hi rendition="#aq">p</hi> 237.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 11.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[382/0406] II. Theil. III. Capitul. ſeyn ſolten. S. den IV. Tomum der Electorum juris Publici p. 651. §. 9. Nebſt der Geſchicklichkeit erwegt man auch den Stand und Character derjenigen, die man zur Verſchickung gebrauchen will, und pflegt man nicht leichtlich an ſehr hohe Regenten/ Leute von geringer Condition abzuſchicken, es muͤſten deñ andere, die man dazu nehmen koͤnnte, ermangeln, oder ihre groſſe Faͤhigkeit ihren geringern Stand erſetzen. Wollen es einige nicht wohl aufnehmen/ daß man ſolche die von keiner illuſtren Naiſſance waͤren, an ſie abgeordnet, ſo laſſen die anderen bißweilen zur Antwort hinterbringen, daß ſie bey ihrem Abgeſandten mehr auf die Faͤhigkeit als auf die Geburt ſaͤhen. §. 10. Mehrentheils werden an groſſen Hoͤfen vornehme Standes-Perſonen und hochcharacteri- ſirte Miniſtri zu Abgeſandten erwehlet, iedoch nicht leichtlich, aus beſondeꝛen rationibus politicis, Fuͤrſt- liche Anverwandten dazu genommen. Es war daher etwas beſonders, daß anno 1694 bey der Vermaͤhlung des Churfuͤrſten von Baͤyern mit der Polniſchen Princeßin, Printz Jacob der Braut Bruder, mit der Bewilligung des Koͤnigs und Churfuͤrſtens von Baͤyern, die Qualitæt eines Ab- geſandten am Tage der Vermaͤhlung uͤbernom- men, weil der Polniſche Hof keine Ambaſſade von den Churfuͤrſten von Baͤyern, als der kein ſouve- rainer Herr waͤre, annehmen wolte. S. Connors Beſchreibung des Koͤnigreichs Pohlen p 237. §. 11.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/406
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/406>, abgerufen am 25.11.2024.