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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Visiten u. Zusammenk. grosser Herren.
der Haupt-Zweck der angestellten Zusammenkunfft,
durch den Verdruß des Ceremonielle, nicht ge-
hindert werde.

§. 4. Bey dergleichen Ceremoniellen sind alle
Umstände reiflich zu überlegen, und ist darauf zu
sehen, ob die Person, so mit denen andern concur-
ri
rt, höher, gleicher oder niedriger, als jene, ob sie
denn souverain, welcher die Visite bekommt, mit
Bluts-Freundschafft, Alliancen, oder sonst durch
ein genau Attachement verwandt, welche unter
beyden Wirth oder Gast sey, ob die eine oder an-
dere Person weder die Stelle eines Wirths noch
Gastes vertreten, sondern beyde an einen dritten
Orte zusammen kommen, und beyde als frembde
zu consideriren.

§. 5. Kommen Puissancen von ungleichen
Stande zusammen, wenn zum Exempel ein Fürst,
Churfürst oder König, einen Käyser in seinen Lan-
de und in seiner Residenz besucht, oder diese in Ge-
gentheil von einem Käyser die Visite in ihren Län-
dern und Residentien erhalten, auch wohl an dritten
Orte eine Zusammenkunfft veranlaßt, so wird ein
König/ Churfürst oder Fürst von Käyserlicher Ma-
jestät nicht mit so grossen Ceremonien empfangen,
als dieser von jenen bekommt.

§. 6. Bey dergleichen Gelegenheiten wird alle-
zeit der gradus praerogativae in Obacht genommen,
und das Ceremoniel in allen darnach proportio-
ni
rt, also daß sich der höhere bey einen Congress
mit einen niedrigen, es sey in seinem eigenem Lande

und
Z 4

Von Viſiten u. Zuſammenk. groſſer Herren.
der Haupt-Zweck der angeſtellten Zuſammenkunfft,
durch den Verdruß des Ceremonielle, nicht ge-
hindert werde.

§. 4. Bey dergleichen Ceremoniellen ſind alle
Umſtaͤnde reiflich zu uͤberlegen, und iſt darauf zu
ſehen, ob die Perſon, ſo mit denen andern concur-
ri
rt, hoͤher, gleicher oder niedriger, als jene, ob ſie
denn ſouverain, welcher die Viſite bekommt, mit
Bluts-Freundſchafft, Alliancen, oder ſonſt durch
ein genau Attachement verwandt, welche unter
beyden Wirth oder Gaſt ſey, ob die eine oder an-
dere Perſon weder die Stelle eines Wirths noch
Gaſtes vertreten, ſondern beyde an einen dritten
Orte zuſammen kommen, und beyde als frembde
zu conſideriren.

§. 5. Kommen Puiſſancen von ungleichen
Stande zuſammen, wenn zum Exempel ein Fuͤrſt,
Churfuͤrſt oder Koͤnig, einen Kaͤyſer in ſeinen Lan-
de und in ſeiner Reſidenz beſucht, oder dieſe in Ge-
gentheil von einem Kaͤyſer die Viſite in ihren Laͤn-
dern und Reſidentien erhalten, auch wohl an dritten
Orte eine Zuſammenkunfft veranlaßt, ſo wird ein
Koͤnig/ Churfuͤrſt oder Fuͤrſt von Kaͤyſerlicher Ma-
jeſtaͤt nicht mit ſo groſſen Ceremonien empfangen,
als dieſer von jenen bekommt.

§. 6. Bey dergleichen Gelegenheiten wird alle-
zeit der gradus prærogativæ in Obacht genommen,
und das Ceremoniel in allen darnach proportio-
ni
rt, alſo daß ſich der hoͤhere bey einen Congreſs
mit einen niedrigen, es ſey in ſeinem eigenem Lande

und
Z 4
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[359/0383] Von Viſiten u. Zuſammenk. groſſer Herren. der Haupt-Zweck der angeſtellten Zuſammenkunfft, durch den Verdruß des Ceremonielle, nicht ge- hindert werde. §. 4. Bey dergleichen Ceremoniellen ſind alle Umſtaͤnde reiflich zu uͤberlegen, und iſt darauf zu ſehen, ob die Perſon, ſo mit denen andern concur- rirt, hoͤher, gleicher oder niedriger, als jene, ob ſie denn ſouverain, welcher die Viſite bekommt, mit Bluts-Freundſchafft, Alliancen, oder ſonſt durch ein genau Attachement verwandt, welche unter beyden Wirth oder Gaſt ſey, ob die eine oder an- dere Perſon weder die Stelle eines Wirths noch Gaſtes vertreten, ſondern beyde an einen dritten Orte zuſammen kommen, und beyde als frembde zu conſideriren. §. 5. Kommen Puiſſancen von ungleichen Stande zuſammen, wenn zum Exempel ein Fuͤrſt, Churfuͤrſt oder Koͤnig, einen Kaͤyſer in ſeinen Lan- de und in ſeiner Reſidenz beſucht, oder dieſe in Ge- gentheil von einem Kaͤyſer die Viſite in ihren Laͤn- dern und Reſidentien erhalten, auch wohl an dritten Orte eine Zuſammenkunfft veranlaßt, ſo wird ein Koͤnig/ Churfuͤrſt oder Fuͤrſt von Kaͤyſerlicher Ma- jeſtaͤt nicht mit ſo groſſen Ceremonien empfangen, als dieſer von jenen bekommt. §. 6. Bey dergleichen Gelegenheiten wird alle- zeit der gradus prærogativæ in Obacht genommen, und das Ceremoniel in allen darnach proportio- nirt, alſo daß ſich der hoͤhere bey einen Congreſs mit einen niedrigen, es ſey in ſeinem eigenem Lande und Z 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/383>, abgerufen am 22.11.2024.