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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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II. Theil. I. Capitul.
im geringsten nichts praejudicirt werden solte,
u. s. w.

§. 24. Damit nun die gemeinschafftlichen An-
gelegenheiten über den Rang-Disputen nicht erlie-
gen bleiben, so werden sie öffters durch das Looß
entschieden, oder es wird bey dem sitzen und voti-
ren eine Alternation beliebet. Es geschicht auch
wohl, daß beyde um die Praecedenz mit einander
streitende Theile alles zugleich thun, sich zugleich
niedersetzen, zugleich aufstehen, sich gegen einander
bücken, und mit aller Höflichkeit einander begegnen.
Es werden die Ehren-Bezeigungen von andern ge-
gen diejenigen, die dißfalls in Jrrungen mit einan-
der stehen auf eine gleiche Weise eingetheilet, z. E.
den einen wird zuerst vorgelegt, und dem andern zu-
erst zu trincken gegeben. Bey den Römisch-Ca-
tholischen werden bey gewissen Ceremonien in der
Kirche der eine zu erst mit Weyhwasser besprengt,
der andere zu erst beräuchert.

§. 25. Bey dem heiligen Römischen Reiche,
und in desselben alten Observanz und Verfassung
ist hergebracht, daß der Rang und die Praece-
denz
vieler geistlichen und weltlichen, geossen und
kleinen Reichs-Glieder, Magnaten und Stände,
nicht so wohl nach der Ordnung ihrer ankleben-
den Dignitaeten, Praerogativen, illustren Geblü-
the, Nahmen Hertzoglichen, Marggräflichen und
Fürstlichen Stande Character und Herkommen,
als vornehmlich nach denen auf solennen Reichs-
und Creyß-Conventen grossen Versammlungen,

Colle-

II. Theil. I. Capitul.
im geringſten nichts præjudicirt werden ſolte,
u. ſ. w.

§. 24. Damit nun die gemeinſchafftlichen An-
gelegenheiten uͤber den Rang-Diſputen nicht erlie-
gen bleiben, ſo werden ſie oͤffters durch das Looß
entſchieden, oder es wird bey dem ſitzen und voti-
ren eine Alternation beliebet. Es geſchicht auch
wohl, daß beyde um die Præcedenz mit einander
ſtreitende Theile alles zugleich thun, ſich zugleich
niederſetzen, zugleich aufſtehen, ſich gegen einander
buͤcken, und mit aller Hoͤflichkeit einander begegnen.
Es werden die Ehren-Bezeigungen von andern ge-
gen diejenigen, die dißfalls in Jrrungen mit einan-
der ſtehen auf eine gleiche Weiſe eingetheilet, z. E.
den einen wird zuerſt vorgelegt, und dem andern zu-
erſt zu trincken gegeben. Bey den Roͤmiſch-Ca-
tholiſchen werden bey gewiſſen Ceremonien in der
Kirche der eine zu erſt mit Weyhwaſſer beſprengt,
der andere zu erſt beraͤuchert.

§. 25. Bey dem heiligen Roͤmiſchen Reiche,
und in deſſelben alten Obſervanz und Verfaſſung
iſt hergebracht, daß der Rang und die Præce-
denz
vieler geiſtlichen und weltlichen, geoſſen und
kleinen Reichs-Glieder, Magnaten und Staͤnde,
nicht ſo wohl nach der Ordnung ihrer ankleben-
den Dignitæten, Prærogativen, illuſtren Gebluͤ-
the, Nahmen Hertzoglichen, Marggraͤflichen und
Fuͤrſtlichen Stande Character und Herkommen,
als vornehmlich nach denen auf ſolennen Reichs-
und Creyß-Conventen groſſen Verſammlungen,

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[352/0376] II. Theil. I. Capitul. im geringſten nichts præjudicirt werden ſolte, u. ſ. w. §. 24. Damit nun die gemeinſchafftlichen An- gelegenheiten uͤber den Rang-Diſputen nicht erlie- gen bleiben, ſo werden ſie oͤffters durch das Looß entſchieden, oder es wird bey dem ſitzen und voti- ren eine Alternation beliebet. Es geſchicht auch wohl, daß beyde um die Præcedenz mit einander ſtreitende Theile alles zugleich thun, ſich zugleich niederſetzen, zugleich aufſtehen, ſich gegen einander buͤcken, und mit aller Hoͤflichkeit einander begegnen. Es werden die Ehren-Bezeigungen von andern ge- gen diejenigen, die dißfalls in Jrrungen mit einan- der ſtehen auf eine gleiche Weiſe eingetheilet, z. E. den einen wird zuerſt vorgelegt, und dem andern zu- erſt zu trincken gegeben. Bey den Roͤmiſch-Ca- tholiſchen werden bey gewiſſen Ceremonien in der Kirche der eine zu erſt mit Weyhwaſſer beſprengt, der andere zu erſt beraͤuchert. §. 25. Bey dem heiligen Roͤmiſchen Reiche, und in deſſelben alten Obſervanz und Verfaſſung iſt hergebracht, daß der Rang und die Præce- denz vieler geiſtlichen und weltlichen, geoſſen und kleinen Reichs-Glieder, Magnaten und Staͤnde, nicht ſo wohl nach der Ordnung ihrer ankleben- den Dignitæten, Prærogativen, illuſtren Gebluͤ- the, Nahmen Hertzoglichen, Marggraͤflichen und Fuͤrſtlichen Stande Character und Herkommen, als vornehmlich nach denen auf ſolennen Reichs- und Creyß-Conventen groſſen Verſammlungen, Colle-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/376>, abgerufen am 17.05.2024.