und muß man bißweilen besorgen, es möchte ihren Gräbern, oder gar ihren Cörpern selbst Gewalt wiederfahren, und die Stücken an statt der kost- bahren Reliquien gebraucht werden.
§. 44. Viel grosse Herrn die ihre Ehgatten sehr zärtlich geliebet, haben, da sie sich ihre Gräber ver- fertigen lassen, ausdrücklich verlangt daß ihre Ge- mahlinnen ihnen beygesellet werden wöchten. Da sich Churfürst Johann Fridrich zu Sachsen in der Schloß-Capelle zu Torgau ein schön Begräbniß machen lassen, so befahl er bey Verfertigung seines Grabes dem Secretario seiner Gemahlin, Johann Rudolphen, er solte den Mäurern sagen, sie solten ihm auch bey seiner Gemahlin einen Platz machen/ denn er wolte ihr bald nachfolgen, und bey ihr ru- hen. S. Rudolphi Gothae Diplomaticae I. Theil p. 461.
§. 45. Jm XI. XII. und XIII. Seculo war es grand mode, daß die Bischöffe und andere grosse Herren ihre Bildnisse wie sie hergangen, mit vol- len Wapen auf ihre Gräber hauen liessen. So war es auch in diesen und folgenden Seculis sehr gebräuchlich, daß die Fürstlichen Epitaphia mit halb teutschen und halb lateinischen Grabschrifften versehen worden: Z. E. Hier liegt ein Fürste löbe- lich, quam vulgus flebile plangit, von Meissen Marggraf Friderich, cujus insignia pangit &c. Jn den sechzehenden Jahrhundert hörten dieser Art Grabschrifften auf, und da erfolgten nachge- hends entweder gantz lateinische oder teutsche in
prosa
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Von Leich-Begaͤngn. u. Begraͤbniſſen.
und muß man bißweilen beſorgen, es moͤchte ihren Graͤbern, oder gar ihren Coͤrpern ſelbſt Gewalt wiederfahren, und die Stuͤcken an ſtatt der koſt- bahren Reliquien gebraucht werden.
§. 44. Viel groſſe Herrn die ihre Ehgatten ſehr zaͤrtlich geliebet, haben, da ſie ſich ihre Graͤber ver- fertigen laſſen, ausdruͤcklich verlangt daß ihre Ge- mahlinnen ihnen beygeſellet werden woͤchten. Da ſich Churfuͤrſt Johann Fridrich zu Sachſen in der Schloß-Capelle zu Torgau ein ſchoͤn Begraͤbniß machen laſſen, ſo befahl er bey Verfertigung ſeines Grabes dem Secretario ſeiner Gemahlin, Johann Rudolphen, er ſolte den Maͤurern ſagen, ſie ſolten ihm auch bey ſeiner Gemahlin einen Platz machen/ denn er wolte ihr bald nachfolgen, und bey ihr ru- hen. S. Rudolphi Gothæ Diplomaticæ I. Theil p. 461.
§. 45. Jm XI. XII. und XIII. Seculo war es grand mode, daß die Biſchoͤffe und andere groſſe Herren ihre Bildniſſe wie ſie hergangen, mit vol- len Wapen auf ihre Graͤber hauen lieſſen. So war es auch in dieſen und folgenden Seculis ſehr gebraͤuchlich, daß die Fuͤrſtlichen Epitaphia mit halb teutſchen und halb lateiniſchen Grabſchrifften verſehen worden: Z. E. Hier liegt ein Fuͤrſte loͤbe- lich, quam vulgus flebile plangit, von Meiſſen Marggraf Friderich, cujus inſignia pangit &c. Jn den ſechzehenden Jahrhundert hoͤrten dieſer Art Grabſchrifften auf, und da erfolgten nachge- hends entweder gantz lateiniſche oder teutſche in
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Von Leich-Begaͤngn. u. Begraͤbniſſen.
und muß man bißweilen beſorgen, es moͤchte ihren
Graͤbern, oder gar ihren Coͤrpern ſelbſt Gewalt
wiederfahren, und die Stuͤcken an ſtatt der koſt-
bahren Reliquien gebraucht werden.
§. 44. Viel groſſe Herrn die ihre Ehgatten ſehr
zaͤrtlich geliebet, haben, da ſie ſich ihre Graͤber ver-
fertigen laſſen, ausdruͤcklich verlangt daß ihre Ge-
mahlinnen ihnen beygeſellet werden woͤchten. Da
ſich Churfuͤrſt Johann Fridrich zu Sachſen in der
Schloß-Capelle zu Torgau ein ſchoͤn Begraͤbniß
machen laſſen, ſo befahl er bey Verfertigung ſeines
Grabes dem Secretario ſeiner Gemahlin, Johann
Rudolphen, er ſolte den Maͤurern ſagen, ſie ſolten
ihm auch bey ſeiner Gemahlin einen Platz machen/
denn er wolte ihr bald nachfolgen, und bey ihr ru-
hen. S. Rudolphi Gothæ Diplomaticæ I. Theil
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§. 45. Jm XI. XII. und XIII. Seculo war es
grand mode, daß die Biſchoͤffe und andere groſſe
Herren ihre Bildniſſe wie ſie hergangen, mit vol-
len Wapen auf ihre Graͤber hauen lieſſen. So
war es auch in dieſen und folgenden Seculis ſehr
gebraͤuchlich, daß die Fuͤrſtlichen Epitaphia mit
halb teutſchen und halb lateiniſchen Grabſchrifften
verſehen worden: Z. E. Hier liegt ein Fuͤrſte loͤbe-
lich, quam vulgus flebile plangit, von Meiſſen
Marggraf Friderich, cujus inſignia pangit &c.
Jn den ſechzehenden Jahrhundert hoͤrten dieſer
Art Grabſchrifften auf, und da erfolgten nachge-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/351>, abgerufen am 24.11.2024.
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