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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. XIII. Capitul.
wohlgesitteten Völcker, gröstentheils davon ausge-
schlossen worden. Franckreich hat ihnen von der
Zeit an, da die Crone von der Carolingischen auf
die Capetingische Linie gekommen, die Hoffnung
zur Reichs-Folge abgeschnitten. Charles Loyseau
sagt in seinem Traite des Ordres des Princes Chap.
VII. n. 88. La troisieme ligne des Roys de France
a toujours observe tres justement d'exclure les
batards de la succession du Royaume selon le
droit commun, etabli de present, comme je
crois, en tous les Etats de Chretiente, ou la Po-
lygamie & le Concubinage sont defendus.

§. 9. Man findet hin und wieder in der Historie
einige Exempel, daß manche Printzen aus einer all-
zu grossen Hitze gegen ihre Maitressen so weit ge-
gangen, daß sie ihre natürlichen Kinder nicht allein
vor Successions-fähig erklähren, sondern sie auch
wohl gar ihren rechtmäßigen Leibes-Erben vorzie-
hen wollen. Also wolte Albertus Degener dem
mit der Kunigunda von Eisenberg erzeugten Sohn
Apicium in seinen Landen zum Erben einsetzen, und
seine beyden rechten Söhne Fridericum mit dem
Backenbiß, und Dicemannum davon ausschlies-
sen, wie aus der Sächsischen Historie bekandt.

§. 10. Es ist billich, daß die in der unordentli-
chen Ehe, oder vielmehr ausser dem Ehestand er-
zeugten Kinder, um eine Stuffe iederzeit geringer
seyn, als die ehelich gebohrnen. Der vorhin alle-
gi
rte Französische Autor, Charles Loyseau, sagt in
dem V. Cap. seines Tractats n. 64. Les batards

doivent,

I. Theil. XIII. Capitul.
wohlgeſitteten Voͤlcker, groͤſtentheils davon ausge-
ſchloſſen worden. Franckreich hat ihnen von der
Zeit an, da die Crone von der Carolingiſchen auf
die Capetingiſche Linie gekommen, die Hoffnung
zur Reichs-Folge abgeſchnitten. Charles Loyſeau
ſagt in ſeinem Traité des Ordres des Princes Chap.
VII. n. 88. La troiſiéme ligne des Roys de France
a toujours obſervé tres juſtement d’exclure les
batards de la ſucceſſion du Royaume ſelon le
droit commun, établi de preſent, comme je
crois, en tous les Etats de Chretienté, ou la Po-
lygamie & le Concubinage ſont defendus.

§. 9. Man findet hin und wieder in der Hiſtorie
einige Exempel, daß manche Printzen aus einer all-
zu groſſen Hitze gegen ihre Maitreſſen ſo weit ge-
gangen, daß ſie ihre natuͤrlichen Kinder nicht allein
vor Succeſſions-faͤhig erklaͤhren, ſondern ſie auch
wohl gar ihren rechtmaͤßigen Leibes-Erben vorzie-
hen wollen. Alſo wolte Albertus Degener dem
mit der Kunigunda von Eiſenberg erzeugten Sohn
Apicium in ſeinen Landen zum Erben einſetzen, und
ſeine beyden rechten Soͤhne Fridericum mit dem
Backenbiß, und Dicemannum davon ausſchlieſ-
ſen, wie aus der Saͤchſiſchen Hiſtorie bekandt.

§. 10. Es iſt billich, daß die in der unordentli-
chen Ehe, oder vielmehr auſſer dem Eheſtand er-
zeugten Kinder, um eine Stuffe iederzeit geringer
ſeyn, als die ehelich gebohrnen. Der vorhin alle-
gi
rte Franzoͤſiſche Autor, Charles Loyſeau, ſagt in
dem V. Cap. ſeines Tractats n. 64. Les bâtards

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[220/0244] I. Theil. XIII. Capitul. wohlgeſitteten Voͤlcker, groͤſtentheils davon ausge- ſchloſſen worden. Franckreich hat ihnen von der Zeit an, da die Crone von der Carolingiſchen auf die Capetingiſche Linie gekommen, die Hoffnung zur Reichs-Folge abgeſchnitten. Charles Loyſeau ſagt in ſeinem Traité des Ordres des Princes Chap. VII. n. 88. La troiſiéme ligne des Roys de France a toujours obſervé tres juſtement d’exclure les batards de la ſucceſſion du Royaume ſelon le droit commun, établi de preſent, comme je crois, en tous les Etats de Chretienté, ou la Po- lygamie & le Concubinage ſont defendus. §. 9. Man findet hin und wieder in der Hiſtorie einige Exempel, daß manche Printzen aus einer all- zu groſſen Hitze gegen ihre Maitreſſen ſo weit ge- gangen, daß ſie ihre natuͤrlichen Kinder nicht allein vor Succeſſions-faͤhig erklaͤhren, ſondern ſie auch wohl gar ihren rechtmaͤßigen Leibes-Erben vorzie- hen wollen. Alſo wolte Albertus Degener dem mit der Kunigunda von Eiſenberg erzeugten Sohn Apicium in ſeinen Landen zum Erben einſetzen, und ſeine beyden rechten Soͤhne Fridericum mit dem Backenbiß, und Dicemannum davon ausſchlieſ- ſen, wie aus der Saͤchſiſchen Hiſtorie bekandt. §. 10. Es iſt billich, daß die in der unordentli- chen Ehe, oder vielmehr auſſer dem Eheſtand er- zeugten Kinder, um eine Stuffe iederzeit geringer ſeyn, als die ehelich gebohrnen. Der vorhin alle- girte Franzoͤſiſche Autor, Charles Loyſeau, ſagt in dem V. Cap. ſeines Tractats n. 64. Les bâtards doivent,

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/244>, abgerufen am 24.11.2024.