Händen haltend, entgegen; die Durchlauchtigste Wöchnerin nähert sich mit ihrem Kinde dem hohen Altar, sie kniet davor nieder, bekommt eine geweyhe- te weisse brennende Wachs-Kertze in die Hand, und erhält von dem Päbstlichen Nuntio, einem Cardinal oder Ertz-Bischoff, der in Pontifical-Ha- bit angethan, und deme 2. Praelaten assistiren, den Seegen. Der Cardinal oder Bischoff leget den Printz oder die Printzeßin auf den Altar, und lassen sie so lange liegen, biß die gewöhnlichen Gebethe verrichtet worden, alsdenn giebt er das Kind der Wöchnerin wieder zurück, nachdem er ihm die Be- nediction mitgetheilet. Hierauf wird öffentlicher Gottesdienst, und eine solenne Messe gehalten, und das Te Deum laudamus unter Trompeten- und Paucken-Schall, auch wohl unter Abfeuerung der Canonen abgesungen; es wird auf dem hohen Al- tar viel Geld geopffert, und einem gewissen Heili- gen zu Ehren, über die allgemeine, die an die Heilige Dreyfaltigkeit geschicht, auch noch eine besondere Dancksagung abgestattet. Die Procession gehet auf eben die Weise, wie sie in die Kirche gegangen, aus derselben wieder zurück; die Herrschafft be- kommt von ihren Ministris und fremden Gesand- ten die Gratulationen; es ist denselben Tag bey Hofe Galla und solenne öffentliche Tafel, und auf den Abend siehet man mancherley Freuden-Feuer, Illuminationen und andere Lustbarkeiten, die auch wohl zuweilen einige Tage continuiren.
Das
N
Von Geburth u. Tauffe Fuͤrſtl. Kinder.
Haͤnden haltend, entgegen; die Durchlauchtigſte Woͤchnerin naͤhert ſich mit ihrem Kinde dem hohen Altar, ſie kniet davor nieder, bekommt eine geweyhe- te weiſſe brennende Wachs-Kertze in die Hand, und erhaͤlt von dem Paͤbſtlichen Nuntio, einem Cardinal oder Ertz-Biſchoff, der in Pontifical-Ha- bit angethan, und deme 2. Prælaten aſſiſtiren, den Seegen. Der Cardinal oder Biſchoff leget den Printz oder die Printzeßin auf den Altar, und laſſen ſie ſo lange liegen, biß die gewoͤhnlichen Gebethe verrichtet worden, alsdenn giebt er das Kind der Woͤchnerin wieder zuruͤck, nachdem er ihm die Be- nediction mitgetheilet. Hierauf wird oͤffentlicher Gottesdienſt, und eine ſolenne Meſſe gehalten, und das Te Deum laudamus unter Trompeten- und Paucken-Schall, auch wohl unter Abfeuerung der Canonen abgeſungen; es wird auf dem hohen Al- tar viel Geld geopffert, und einem gewiſſen Heili- gen zu Ehren, uͤber die allgemeine, die an die Heilige Dreyfaltigkeit geſchicht, auch noch eine beſondere Danckſagung abgeſtattet. Die Proceſſion gehet auf eben die Weiſe, wie ſie in die Kirche gegangen, aus derſelben wieder zuruͤck; die Herrſchafft be- kommt von ihren Miniſtris und fremden Geſand- ten die Gratulationen; es iſt denſelben Tag bey Hofe Galla und ſolenne oͤffentliche Tafel, und auf den Abend ſiehet man mancherley Freuden-Feuer, Illuminationen und andere Luſtbarkeiten, die auch wohl zuweilen einige Tage continuiren.
Das
N
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0217"n="193"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von Geburth u. Tauffe Fuͤrſtl. Kinder.</hi></fw><lb/>
Haͤnden haltend, entgegen; die Durchlauchtigſte<lb/>
Woͤchnerin naͤhert ſich mit ihrem Kinde dem hohen<lb/>
Altar, ſie kniet davor nieder, bekommt eine geweyhe-<lb/>
te weiſſe brennende Wachs-Kertze in die Hand,<lb/>
und erhaͤlt von dem Paͤbſtlichen <hirendition="#aq">Nuntio,</hi> einem<lb/><hirendition="#aq">Cardinal</hi> oder Ertz-Biſchoff, der in <hirendition="#aq">Pontifical-Ha-<lb/>
bit</hi> angethan, und deme 2. <hirendition="#aq">Prælat</hi>en <hirendition="#aq">aſſiſti</hi>ren, den<lb/>
Seegen. Der <hirendition="#aq">Cardinal</hi> oder Biſchoff leget den<lb/>
Printz oder die Printzeßin auf den Altar, und laſſen<lb/>ſie ſo lange liegen, biß die gewoͤhnlichen Gebethe<lb/>
verrichtet worden, alsdenn giebt er das Kind der<lb/>
Woͤchnerin wieder zuruͤck, nachdem er ihm die <hirendition="#aq">Be-<lb/>
nediction</hi> mitgetheilet. Hierauf wird oͤffentlicher<lb/>
Gottesdienſt, und eine <hirendition="#aq">ſolenne</hi> Meſſe gehalten, und<lb/>
das <hirendition="#aq">Te Deum laudamus</hi> unter Trompeten- und<lb/>
Paucken-Schall, auch wohl unter Abfeuerung der<lb/>
Canonen abgeſungen; es wird auf dem hohen Al-<lb/>
tar viel Geld geopffert, und einem gewiſſen Heili-<lb/>
gen zu Ehren, uͤber die allgemeine, die an die Heilige<lb/>
Dreyfaltigkeit geſchicht, auch noch eine beſondere<lb/>
Danckſagung abgeſtattet. Die <hirendition="#aq">Proceſſion</hi> gehet<lb/>
auf eben die Weiſe, wie ſie in die Kirche gegangen,<lb/>
aus derſelben wieder zuruͤck; die Herrſchafft be-<lb/>
kommt von ihren <hirendition="#aq">Miniſtris</hi> und fremden Geſand-<lb/>
ten die <hirendition="#aq">Gratulation</hi>en; es iſt denſelben Tag bey<lb/>
Hofe <hirendition="#aq">Galla</hi> und <hirendition="#aq">ſolenne</hi> oͤffentliche Tafel, und auf<lb/>
den Abend ſiehet man mancherley Freuden-Feuer,<lb/><hirendition="#aq">Illumination</hi>en und andere Luſtbarkeiten, die auch<lb/>
wohl zuweilen einige Tage <hirendition="#aq">continui</hi>ren.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#b">N</hi></fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Das</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[193/0217]
Von Geburth u. Tauffe Fuͤrſtl. Kinder.
Haͤnden haltend, entgegen; die Durchlauchtigſte
Woͤchnerin naͤhert ſich mit ihrem Kinde dem hohen
Altar, ſie kniet davor nieder, bekommt eine geweyhe-
te weiſſe brennende Wachs-Kertze in die Hand,
und erhaͤlt von dem Paͤbſtlichen Nuntio, einem
Cardinal oder Ertz-Biſchoff, der in Pontifical-Ha-
bit angethan, und deme 2. Prælaten aſſiſtiren, den
Seegen. Der Cardinal oder Biſchoff leget den
Printz oder die Printzeßin auf den Altar, und laſſen
ſie ſo lange liegen, biß die gewoͤhnlichen Gebethe
verrichtet worden, alsdenn giebt er das Kind der
Woͤchnerin wieder zuruͤck, nachdem er ihm die Be-
nediction mitgetheilet. Hierauf wird oͤffentlicher
Gottesdienſt, und eine ſolenne Meſſe gehalten, und
das Te Deum laudamus unter Trompeten- und
Paucken-Schall, auch wohl unter Abfeuerung der
Canonen abgeſungen; es wird auf dem hohen Al-
tar viel Geld geopffert, und einem gewiſſen Heili-
gen zu Ehren, uͤber die allgemeine, die an die Heilige
Dreyfaltigkeit geſchicht, auch noch eine beſondere
Danckſagung abgeſtattet. Die Proceſſion gehet
auf eben die Weiſe, wie ſie in die Kirche gegangen,
aus derſelben wieder zuruͤck; die Herrſchafft be-
kommt von ihren Miniſtris und fremden Geſand-
ten die Gratulationen; es iſt denſelben Tag bey
Hofe Galla und ſolenne oͤffentliche Tafel, und auf
den Abend ſiehet man mancherley Freuden-Feuer,
Illuminationen und andere Luſtbarkeiten, die auch
wohl zuweilen einige Tage continuiren.
Das
N
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/217>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.