Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
mancherley Nutzen hieraus schöpffen
können. Sie bekommen etwas wich-
tigere und ordentlichere Begriffe von
den Ceremoniel-Handlungen in Kopff
als sonst/ und können den gantzen Zu-
sammenhang des Ceremonien-Wesens
besser ins Gedächtniß einprägen/ und
ihn also völlig übersehen und überde-
cken/ da hingegen durch das blosse Le-
sen der weitläufftig abgefasten histori-
schen Schrifften/ so die aller specielsten
Handlungen der grossen Herren in sich
fassen/ ihre Gemüther nur beschweret
und gleichsam überschüttet werden/
wenn sie dieses Compendium auf Reisen
bey sich führen/ so wissen sie wornach
sie sich an diesen oder jenen Hof bey dem
Ceremonien-Wesen insonderheit zu er-
kundigen haben/ sie finden ordentliche
Classen/ wohin sie dasjenige was sie
selbst erfahren und observiren/ dazu tra-
gen können/ sie gelangen hierdurch
in kurtze Zeit zu einer grossen Erfah-
rung/ und finden dasjenige was an
den meisten Europaeischen Höfen/ inson-

der-

Vorrede.
mancherley Nutzen hieraus ſchoͤpffen
koͤnnen. Sie bekommen etwas wich-
tigere und ordentlichere Begriffe von
den Ceremoniel-Handlungen in Kopff
als ſonſt/ und koͤnnen den gantzen Zu-
ſammenhang des Ceremonien-Weſens
beſſer ins Gedaͤchtniß einpraͤgen/ und
ihn alſo voͤllig uͤberſehen und uͤberde-
cken/ da hingegen durch das bloſſe Le-
ſen der weitlaͤufftig abgefaſten hiſtori-
ſchen Schrifften/ ſo die aller ſpecielſten
Handlungen der groſſen Herren in ſich
faſſen/ ihre Gemuͤther nur beſchweret
und gleichſam uͤberſchuͤttet werden/
wenn ſie dieſes Compendium auf Reiſen
bey ſich fuͤhren/ ſo wiſſen ſie wornach
ſie ſich an dieſen oder jenen Hof bey dem
Ceremonien-Weſen inſonderheit zu er-
kundigen haben/ ſie finden ordentliche
Claſſen/ wohin ſie dasjenige was ſie
ſelbſt erfahren und obſerviren/ dazu tra-
gen koͤnnen/ ſie gelangen hierdurch
in kurtze Zeit zu einer groſſen Erfah-
rung/ und finden dasjenige was an
den meiſten Europæiſchen Hoͤfen/ inſon-

der-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0017"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
mancherley Nutzen hieraus &#x017F;cho&#x0364;pffen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Sie bekommen etwas wich-<lb/>
tigere und ordentlichere Begriffe von<lb/>
den <hi rendition="#aq">Ceremoniel-</hi>Handlungen in Kopff<lb/>
als &#x017F;on&#x017F;t/ und ko&#x0364;nnen den gantzen Zu-<lb/>
&#x017F;ammenhang des <hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en-We&#x017F;ens<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er ins Geda&#x0364;chtniß einpra&#x0364;gen/ und<lb/>
ihn al&#x017F;o vo&#x0364;llig u&#x0364;ber&#x017F;ehen und u&#x0364;berde-<lb/>
cken/ da hingegen durch das blo&#x017F;&#x017F;e Le-<lb/>
&#x017F;en der weitla&#x0364;ufftig abgefa&#x017F;ten hi&#x017F;tori-<lb/>
&#x017F;chen Schrifften/ &#x017F;o die aller <hi rendition="#aq">&#x017F;peciel</hi>&#x017F;ten<lb/>
Handlungen der gro&#x017F;&#x017F;en Herren in &#x017F;ich<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;en/ ihre Gemu&#x0364;ther nur be&#x017F;chweret<lb/>
und gleich&#x017F;am u&#x0364;ber&#x017F;chu&#x0364;ttet werden/<lb/>
wenn &#x017F;ie die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Compendium</hi> auf Rei&#x017F;en<lb/>
bey &#x017F;ich fu&#x0364;hren/ &#x017F;o wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie wornach<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich an die&#x017F;en oder jenen Hof bey dem<lb/><hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en-We&#x017F;en in&#x017F;onderheit zu er-<lb/>
kundigen haben/ &#x017F;ie finden ordentliche<lb/>
Cla&#x017F;&#x017F;en/ wohin &#x017F;ie dasjenige was &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t erfahren und <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervi</hi>ren/ dazu tra-<lb/>
gen ko&#x0364;nnen/ &#x017F;ie gelangen hierdurch<lb/>
in kurtze Zeit zu einer gro&#x017F;&#x017F;en Erfah-<lb/>
rung/ und finden dasjenige was an<lb/>
den mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Europæi</hi>&#x017F;chen Ho&#x0364;fen/ in&#x017F;on-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0017] Vorrede. mancherley Nutzen hieraus ſchoͤpffen koͤnnen. Sie bekommen etwas wich- tigere und ordentlichere Begriffe von den Ceremoniel-Handlungen in Kopff als ſonſt/ und koͤnnen den gantzen Zu- ſammenhang des Ceremonien-Weſens beſſer ins Gedaͤchtniß einpraͤgen/ und ihn alſo voͤllig uͤberſehen und uͤberde- cken/ da hingegen durch das bloſſe Le- ſen der weitlaͤufftig abgefaſten hiſtori- ſchen Schrifften/ ſo die aller ſpecielſten Handlungen der groſſen Herren in ſich faſſen/ ihre Gemuͤther nur beſchweret und gleichſam uͤberſchuͤttet werden/ wenn ſie dieſes Compendium auf Reiſen bey ſich fuͤhren/ ſo wiſſen ſie wornach ſie ſich an dieſen oder jenen Hof bey dem Ceremonien-Weſen inſonderheit zu er- kundigen haben/ ſie finden ordentliche Claſſen/ wohin ſie dasjenige was ſie ſelbſt erfahren und obſerviren/ dazu tra- gen koͤnnen/ ſie gelangen hierdurch in kurtze Zeit zu einer groſſen Erfah- rung/ und finden dasjenige was an den meiſten Europæiſchen Hoͤfen/ inſon- der-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/17
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/17>, abgerufen am 24.11.2024.