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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von dem Tafel-Ceremoniel.
ohne doch weiter, als nur vor sich hin, und in die ge-
gen über stehenden Spiegel zu schauen.

§. 32. Zuweilen kommen oben von Decken Ta-
feln herunter, und verändern sich zu unterschiedenen
mahlen, so daß immer die eine die andere vertreibt,
und an der herabkommenden sich niederläst, die vo-
rigen aber von sich selbst ihr Raum machen, und
sich an den Boden herunter sencken.

§. 33. Anno 1722. den 23. Martii wurde bey
dem Nahmens-Tage/ Hertzog Eberhards von
Würtenberg, eine schöne Inventions-Tafel prae-
senti
rt. Die Tafel war anzusehen, als eine See,
aus welcher 40 Strahlen Wasser schossen, zwi-
schen denselben schwommen lebendige Enten und
Fische. Um diesen See war ein schöner Lust-Gar-
ten mit Pomerantzen- und Citronen-Bäumen, der
die Hertzogliche Tafel umgab. An derselben sas-
sen 48 hohe Fürstliche, Gräfliche und andere Ade-
liche Personen beyderley Geschlechts, und wurden
148 Speisen dabey aufgetragen.

§. 34. Es sind zuweilen bey Abend über den Ta-
seln sonderbahre Illuminationen angebracht. Die
Sähle sind nicht allein mit grossen silbernen Cro-
nen, die Aufsätze und vielen Tafel-Leuchter unge-
rechnet, sondern auch mit grossen Pyramiden, wor-
an wohl etliche tausend crystallene Lampen hängen/
die der Hoch-Fürstlichen Personen Nahmen und
Jahrzahl vorstellen, ausgeziert; zwischen diesen sie-
het man auch noch hin und wieder Gemählde, Sta-
tu
en, Devisen und kleine Illuminationen, die sich

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Von dem Tafel-Ceremoniel.
ohne doch weiter, als nur vor ſich hin, und in die ge-
gen uͤber ſtehenden Spiegel zu ſchauen.

§. 32. Zuweilen kommen oben von Decken Ta-
feln herunter, und veraͤndern ſich zu unterſchiedenen
mahlen, ſo daß immer die eine die andere vertreibt,
und an der herabkommenden ſich niederlaͤſt, die vo-
rigen aber von ſich ſelbſt ihr Raum machen, und
ſich an den Boden herunter ſencken.

§. 33. Anno 1722. den 23. Martii wurde bey
dem Nahmens-Tage/ Hertzog Eberhards von
Wuͤrtenberg, eine ſchoͤne Inventions-Tafel præ-
ſenti
rt. Die Tafel war anzuſehen, als eine See,
aus welcher 40 Strahlen Waſſer ſchoſſen, zwi-
ſchen denſelben ſchwommen lebendige Enten und
Fiſche. Um dieſen See war ein ſchoͤner Luſt-Gar-
ten mit Pomerantzen- und Citronen-Baͤumen, der
die Hertzogliche Tafel umgab. An derſelben ſaſ-
ſen 48 hohe Fuͤrſtliche, Graͤfliche und andere Ade-
liche Perſonen beyderley Geſchlechts, und wurden
148 Speiſen dabey aufgetragen.

§. 34. Es ſind zuweilen bey Abend uͤber den Ta-
ſeln ſonderbahre Illuminationen angebracht. Die
Saͤhle ſind nicht allein mit groſſen ſilbernen Cro-
nen, die Aufſaͤtze und vielen Tafel-Leuchter unge-
rechnet, ſondern auch mit groſſen Pyramiden, wor-
an wohl etliche tauſend cryſtallene Lampen haͤngen/
die der Hoch-Fuͤrſtlichen Perſonen Nahmen und
Jahrzahl vorſtellen, ausgeziert; zwiſchen dieſen ſie-
het man auch noch hin und wieder Gemaͤhlde, Sta-
tu
en, Deviſen und kleine Illuminationen, die ſich

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[105/0129] Von dem Tafel-Ceremoniel. ohne doch weiter, als nur vor ſich hin, und in die ge- gen uͤber ſtehenden Spiegel zu ſchauen. §. 32. Zuweilen kommen oben von Decken Ta- feln herunter, und veraͤndern ſich zu unterſchiedenen mahlen, ſo daß immer die eine die andere vertreibt, und an der herabkommenden ſich niederlaͤſt, die vo- rigen aber von ſich ſelbſt ihr Raum machen, und ſich an den Boden herunter ſencken. §. 33. Anno 1722. den 23. Martii wurde bey dem Nahmens-Tage/ Hertzog Eberhards von Wuͤrtenberg, eine ſchoͤne Inventions-Tafel præ- ſentirt. Die Tafel war anzuſehen, als eine See, aus welcher 40 Strahlen Waſſer ſchoſſen, zwi- ſchen denſelben ſchwommen lebendige Enten und Fiſche. Um dieſen See war ein ſchoͤner Luſt-Gar- ten mit Pomerantzen- und Citronen-Baͤumen, der die Hertzogliche Tafel umgab. An derſelben ſaſ- ſen 48 hohe Fuͤrſtliche, Graͤfliche und andere Ade- liche Perſonen beyderley Geſchlechts, und wurden 148 Speiſen dabey aufgetragen. §. 34. Es ſind zuweilen bey Abend uͤber den Ta- ſeln ſonderbahre Illuminationen angebracht. Die Saͤhle ſind nicht allein mit groſſen ſilbernen Cro- nen, die Aufſaͤtze und vielen Tafel-Leuchter unge- rechnet, ſondern auch mit groſſen Pyramiden, wor- an wohl etliche tauſend cryſtallene Lampen haͤngen/ die der Hoch-Fuͤrſtlichen Perſonen Nahmen und Jahrzahl vorſtellen, ausgeziert; zwiſchen dieſen ſie- het man auch noch hin und wieder Gemaͤhlde, Sta- tuen, Deviſen und kleine Illuminationen, die ſich zu G 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/129>, abgerufen am 19.05.2024.