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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Vom Sterben.
von allem Tand der irrdichen Eitelkeiten völlig loß,
und achtet alle Schätze dieser Welt, alle sein Geld
und seine Kostbarkeiten, die ihm GOtt eine Zeitlang
übergeben, vor Koth und Spreu. Spühret er,
daß sich sein Ende mehr und mehr nähert, so über-
giebt er die Schlüssel zu allen seinen Sachen und
zu seiner gantzen Baarschafft, entweder seinem näch-
sten Erben den er um sich hat, oder seinem nächsten
Anverwandten, der genugsame Jahre und Redlich-
keit besitzt, vor etwas zu sorgen, oder einem von sei-
nen Bedienten, oder sonst einer christlichen und
tugendhafften Person, geistlichen oder weltlichen
Standes, zu der er hierunter das beste Vertrauen
hat, biß er einen von seinen Anverwandten erlangen
kan. Damit er auch noch hierinnen thue, was ihm
möglich ist, so giebt er seinem Beicht Vater, oder
einem andern redlichen Mann Nachricht was und
wie viel er etwan von seinem baaren Gelde, oder
sonst von den besten Sachen, um sich herum habe,
damit seine Erben nicht etwan zu kurtz kommen, und
überläst alsdenn die Vorsorge vor seine zurück ge-
lassene Güter sie mögen viel oder wenig seyn GOtt,
und denjenigen, denen es derselbe nach seinem Tode
zugedacht. Es ist gewiß eine schändliche Sache,
wenn einige Geitz Hälse, wie man hin und wieder
Exempel hat, auf ihrem Krancken- und Sterbe-
Bette von nichts anders als von ihrem Mammon
reden, sich die Chatullen und die Kästen mit dem
Gelde vor das Sterbe-Bette setzen lassen, die Du-
caten und harten Thaler öffters zehlen und ansehen,

und,
T t 2

Vom Sterben.
von allem Tand der irrdichen Eitelkeiten voͤllig loß,
und achtet alle Schaͤtze dieſer Welt, alle ſein Geld
und ſeine Koſtbarkeiten, die ihm GOtt eine Zeitlang
uͤbergeben, vor Koth und Spreu. Spuͤhret er,
daß ſich ſein Ende mehr und mehr naͤhert, ſo uͤber-
giebt er die Schluͤſſel zu allen ſeinen Sachen und
zu ſeiner gantzen Baarſchafft, entweder ſeinem naͤch-
ſten Erben den er um ſich hat, oder ſeinem naͤchſten
Anverwandten, der genugſame Jahre und Redlich-
keit beſitzt, vor etwas zu ſorgen, oder einem von ſei-
nen Bedienten, oder ſonſt einer chriſtlichen und
tugendhafften Perſon, geiſtlichen oder weltlichen
Standes, zu der er hierunter das beſte Vertrauen
hat, biß er einen von ſeinen Anverwandten erlangen
kan. Damit er auch noch hierinnen thue, was ihm
moͤglich iſt, ſo giebt er ſeinem Beicht Vater, oder
einem andern redlichen Mann Nachricht was und
wie viel er etwan von ſeinem baaren Gelde, oder
ſonſt von den beſten Sachen, um ſich herum habe,
damit ſeine Erben nicht etwan zu kurtz kommen, und
uͤberlaͤſt alsdenn die Vorſorge vor ſeine zuruͤck ge-
laſſene Guͤter ſie moͤgen viel oder wenig ſeyn GOtt,
und denjenigen, denen es derſelbe nach ſeinem Tode
zugedacht. Es iſt gewiß eine ſchaͤndliche Sache,
wenn einige Geitz Haͤlſe, wie man hin und wieder
Exempel hat, auf ihrem Krancken- und Sterbe-
Bette von nichts anders als von ihrem Mammon
reden, ſich die Chatullen und die Kaͤſten mit dem
Gelde vor das Sterbe-Bette ſetzen laſſen, die Du-
caten und harten Thaler oͤffters zehlen und anſehen,

und,
T t 2
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[659/0679] Vom Sterben. von allem Tand der irrdichen Eitelkeiten voͤllig loß, und achtet alle Schaͤtze dieſer Welt, alle ſein Geld und ſeine Koſtbarkeiten, die ihm GOtt eine Zeitlang uͤbergeben, vor Koth und Spreu. Spuͤhret er, daß ſich ſein Ende mehr und mehr naͤhert, ſo uͤber- giebt er die Schluͤſſel zu allen ſeinen Sachen und zu ſeiner gantzen Baarſchafft, entweder ſeinem naͤch- ſten Erben den er um ſich hat, oder ſeinem naͤchſten Anverwandten, der genugſame Jahre und Redlich- keit beſitzt, vor etwas zu ſorgen, oder einem von ſei- nen Bedienten, oder ſonſt einer chriſtlichen und tugendhafften Perſon, geiſtlichen oder weltlichen Standes, zu der er hierunter das beſte Vertrauen hat, biß er einen von ſeinen Anverwandten erlangen kan. Damit er auch noch hierinnen thue, was ihm moͤglich iſt, ſo giebt er ſeinem Beicht Vater, oder einem andern redlichen Mann Nachricht was und wie viel er etwan von ſeinem baaren Gelde, oder ſonſt von den beſten Sachen, um ſich herum habe, damit ſeine Erben nicht etwan zu kurtz kommen, und uͤberlaͤſt alsdenn die Vorſorge vor ſeine zuruͤck ge- laſſene Guͤter ſie moͤgen viel oder wenig ſeyn GOtt, und denjenigen, denen es derſelbe nach ſeinem Tode zugedacht. Es iſt gewiß eine ſchaͤndliche Sache, wenn einige Geitz Haͤlſe, wie man hin und wieder Exempel hat, auf ihrem Krancken- und Sterbe- Bette von nichts anders als von ihrem Mammon reden, ſich die Chatullen und die Kaͤſten mit dem Gelde vor das Sterbe-Bette ſetzen laſſen, die Du- caten und harten Thaler oͤffters zehlen und anſehen, und, T t 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/679>, abgerufen am 22.11.2024.