gewöhnlichen Geschenck, beschweren sollen. Jn Ansehung der Invitation lasse ers bey der gewöhn- lichen Observanz, die Gevatter-Briefe lasse er, nach dem Unterschied der Personen, an die sie gerichtet werden, mit Beobachtung der nöthigen Curialien, vernünfftig stylisiren, er überschicke solche durch diejenigen Personen, wie es an einem jeden Orte Herkommens, und an Höhere durch seinen Laquay. Bey denen Hohen erkundige er sich vorher, ob er wohl Erlaubniß habe, sie hierzu zu invitiren, und er- suche sie bey persönlicher Aufwartung selbst, ob sie ihm die Gnade erzeigen, und diese Mühwaltung über sich nehmen wollen.
§. 19. Was die Tractamente anbetrifft, die er seinen Gevattern vorsetzen will, so ist es weder denen natürlichen Rechten noch den göttlichen Geboten zuwider, daß er auch bey dieser Zeit, nach vollbrach- ter heiligen Handlung, seinen Vorgesetzten und Pa- tronis, oder auch seinen wahren guten Freunden, nach Beschaffenheit seiner Einkünffte, an Speisen und Geträncke etwas vorsetzt, und ihnen auch wohl ein reichliches und delicates Mahl, als sonst ge- wöhnlich, anrichten läst; es muß aber alles in den Augen des allgegenwärtigen und allsehenden GOt- tes geschehen, alles unmäßige Fressen und Sauffen, daraus vor die Seele, vor die Gesundheit, vor die Güter und vor die Ehre, mancherley unordentliches Wesen entstehet, ist, wie zu aller Zeit, als in inson- derheit bey diesem Tauff-Essen, zu vermeiden. Noch besser aber ists, wenn diese Tauff-Handlung
in
II. Theil. XVI. Capitul.
gewoͤhnlichen Geſchenck, beſchweren ſollen. Jn Anſehung der Invitation laſſe ers bey der gewoͤhn- lichen Obſervanz, die Gevatter-Briefe laſſe er, nach dem Unterſchied der Perſonen, an die ſie gerichtet werden, mit Beobachtung der noͤthigen Curialien, vernuͤnfftig ſtyliſiren, er uͤberſchicke ſolche durch diejenigen Perſonen, wie es an einem jeden Orte Herkommens, und an Hoͤhere durch ſeinen Laquay. Bey denen Hohen erkundige er ſich vorher, ob er wohl Erlaubniß habe, ſie hierzu zu invitiren, und er- ſuche ſie bey perſoͤnlicher Aufwartung ſelbſt, ob ſie ihm die Gnade erzeigen, und dieſe Muͤhwaltung uͤber ſich nehmen wollen.
§. 19. Was die Tractamente anbetrifft, die er ſeinen Gevattern vorſetzen will, ſo iſt es weder denen natuͤrlichen Rechten noch den goͤttlichen Geboten zuwider, daß er auch bey dieſer Zeit, nach vollbrach- ter heiligen Handlung, ſeinen Vorgeſetzten und Pa- tronis, oder auch ſeinen wahren guten Freunden, nach Beſchaffenheit ſeiner Einkuͤnffte, an Speiſen und Getraͤncke etwas vorſetzt, und ihnen auch wohl ein reichliches und delicates Mahl, als ſonſt ge- woͤhnlich, anrichten laͤſt; es muß aber alles in den Augen des allgegenwaͤrtigen und allſehenden GOt- tes geſchehen, alles unmaͤßige Freſſen und Sauffen, daraus vor die Seele, vor die Geſundheit, vor die Guͤter und vor die Ehre, mancherley unordentliches Weſen entſtehet, iſt, wie zu aller Zeit, als in inſon- derheit bey dieſem Tauff-Eſſen, zu vermeiden. Noch beſſer aber iſts, wenn dieſe Tauff-Handlung
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II. Theil. XVI. Capitul.
gewoͤhnlichen Geſchenck, beſchweren ſollen. Jn
Anſehung der Invitation laſſe ers bey der gewoͤhn-
lichen Obſervanz, die Gevatter-Briefe laſſe er, nach
dem Unterſchied der Perſonen, an die ſie gerichtet
werden, mit Beobachtung der noͤthigen Curialien,
vernuͤnfftig ſtyliſiren, er uͤberſchicke ſolche durch
diejenigen Perſonen, wie es an einem jeden Orte
Herkommens, und an Hoͤhere durch ſeinen Laquay.
Bey denen Hohen erkundige er ſich vorher, ob er
wohl Erlaubniß habe, ſie hierzu zu invitiren, und er-
ſuche ſie bey perſoͤnlicher Aufwartung ſelbſt, ob ſie
ihm die Gnade erzeigen, und dieſe Muͤhwaltung
uͤber ſich nehmen wollen.
§. 19. Was die Tractamente anbetrifft, die er
ſeinen Gevattern vorſetzen will, ſo iſt es weder denen
natuͤrlichen Rechten noch den goͤttlichen Geboten
zuwider, daß er auch bey dieſer Zeit, nach vollbrach-
ter heiligen Handlung, ſeinen Vorgeſetzten und Pa-
tronis, oder auch ſeinen wahren guten Freunden,
nach Beſchaffenheit ſeiner Einkuͤnffte, an Speiſen
und Getraͤncke etwas vorſetzt, und ihnen auch wohl
ein reichliches und delicates Mahl, als ſonſt ge-
woͤhnlich, anrichten laͤſt; es muß aber alles in den
Augen des allgegenwaͤrtigen und allſehenden GOt-
tes geſchehen, alles unmaͤßige Freſſen und Sauffen,
daraus vor die Seele, vor die Geſundheit, vor die
Guͤter und vor die Ehre, mancherley unordentliches
Weſen entſtehet, iſt, wie zu aller Zeit, als in inſon-
derheit bey dieſem Tauff-Eſſen, zu vermeiden.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/656>, abgerufen am 22.11.2024.
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