gerey, von Schiessen und vom Gewehr besondere Liebhaber sind, ihre besondern Rüst-Cammern ha- ben, und dieselben in der schönsten Ordnung hal- ten, so muß sich ein junger Cavalier um der in den vorhergehenden angeführten Raisons willen, nm dergleichen auch bekümmern. Er muß die unter- schiednen Arten der Pistohlen, der gezogenen Röh- ren, der Flinten, der Pusch-Büchsen, u. s. w. kunst- mäßig zu nennen, und von ihren Kräfften und Ei- genschafften zu urtheilen wissen. Er muß die ge- wöhnlichen Kunst-Wörter verstehen, die bey den hohen Weyde-Werck vorkommen, damit er mit den Liebhabern von dergleichen Dingen zu raisoniren wisse, und das Weyde-Messer nicht zu befürchten habe. Wenn er sich des Herrn von Flemming Jagd-Buch anschafft, und bißweilen darinnen stu- dirt, so kan er daraus so viel lernen, als ihm zu wis- sen nöthig ist.
Das XV. Capitul. Von der Verehlichung.
§. 1.
GLeichwie die heutige Welt fast in allen Stücken die Galanterien, das Ceremo- niel und den Staat, der Tugend vorzie- het, also schlüssen ihrer viele, ja, möcht ich wohl sagen, die meisten ihre Heyrathen mehr aus
einer
Von denen Bedienten und der Equipage.
gerey, von Schieſſen und vom Gewehr beſondere Liebhaber ſind, ihre beſondern Ruͤſt-Cammern ha- ben, und dieſelben in der ſchoͤnſten Ordnung hal- ten, ſo muß ſich ein junger Cavalier um der in den vorhergehenden angefuͤhrten Raiſons willen, nm dergleichen auch bekuͤmmern. Er muß die unter- ſchiednen Arten der Piſtohlen, der gezogenen Roͤh- ren, der Flinten, der Puſch-Buͤchſen, u. ſ. w. kunſt- maͤßig zu nennen, und von ihren Kraͤfften und Ei- genſchafften zu urtheilen wiſſen. Er muß die ge- woͤhnlichen Kunſt-Woͤrter verſtehen, die bey den hohen Weyde-Werck vorkommen, damit er mit den Liebhabern von dergleichen Dingen zu raiſoniren wiſſe, und das Weyde-Meſſer nicht zu befuͤrchten habe. Wenn er ſich des Herrn von Flemming Jagd-Buch anſchafft, und bißweilen darinnen ſtu- dirt, ſo kan er daraus ſo viel lernen, als ihm zu wiſ- ſen noͤthig iſt.
Das XV. Capitul. Von der Verehlichung.
§. 1.
GLeichwie die heutige Welt faſt in allen Stuͤcken die Galanterien, das Ceremo- niel und den Staat, der Tugend vorzie- het, alſo ſchluͤſſen ihrer viele, ja, moͤcht ich wohl ſagen, die meiſten ihre Heyrathen mehr aus
einer
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[589/0609]
Von denen Bedienten und der Equipage.
gerey, von Schieſſen und vom Gewehr beſondere
Liebhaber ſind, ihre beſondern Ruͤſt-Cammern ha-
ben, und dieſelben in der ſchoͤnſten Ordnung hal-
ten, ſo muß ſich ein junger Cavalier um der in den
vorhergehenden angefuͤhrten Raiſons willen, nm
dergleichen auch bekuͤmmern. Er muß die unter-
ſchiednen Arten der Piſtohlen, der gezogenen Roͤh-
ren, der Flinten, der Puſch-Buͤchſen, u. ſ. w. kunſt-
maͤßig zu nennen, und von ihren Kraͤfften und Ei-
genſchafften zu urtheilen wiſſen. Er muß die ge-
woͤhnlichen Kunſt-Woͤrter verſtehen, die bey den
hohen Weyde-Werck vorkommen, damit er mit den
Liebhabern von dergleichen Dingen zu raiſoniren
wiſſe, und das Weyde-Meſſer nicht zu befuͤrchten
habe. Wenn er ſich des Herrn von Flemming
Jagd-Buch anſchafft, und bißweilen darinnen ſtu-
dirt, ſo kan er daraus ſo viel lernen, als ihm zu wiſ-
ſen noͤthig iſt.
Das XV. Capitul.
Von der Verehlichung.
§. 1.
GLeichwie die heutige Welt faſt in allen
Stuͤcken die Galanterien, das Ceremo-
niel und den Staat, der Tugend vorzie-
het, alſo ſchluͤſſen ihrer viele, ja, moͤcht ich
wohl ſagen, die meiſten ihre Heyrathen mehr aus
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/609>, abgerufen am 22.11.2024.
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