Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil. XII. Capitul.
unterhalten und zu divertiren pflegen, genugsamen
Raum vor dieselben haben. So sind auch vor
den ordinairen Wohnungs-Zimmern noch Anti-
Chambres
oder Vor-Gemächer, darinnen sich ent-
weder diejenigen, die den vornehmen Besitzern auf-
warten wollen, oder auch ihre geringern Subalter-
nen sich aufhalten. Nach dem vorhandenen Raum
oder auch nach der Hoheit und der Absicht dessen,
der ein Schloß oder ander prächtig Gebäude er-
bauet, werden mehr oder weniger Vor-Gemächer
angeleget. Die Zimmer des HErrn und der Frau
sind entweder einander gegen über, oder wenn der
eine Theil unten wohnet, und der andre oben, wer-
den öffters geheime und verborgene Treppen er-
bauet, daß sie ohne Hülffe der Haupt-Treppe zu-
sammen kommen können; Wo Gelegenheit zu
Wasser vorhanden, pflegt es bißweilen zu gesche-
hen, daß die Wasser durch verborgene Röhren biß
in die Zimmer geleitet, und in einigen Zimmern
Fontainen angetroffen werden, iedoch ist dieses
in Teutschland nicht so gewöhnlich als in Jta-
lien.

§. 7. Die Zimmer der Dames werden meisten-
theils noch proprer angelegt als die Zimmer der
Manns-Personen. Uber die ordinair-Zimmer
werden vor diejenige, die vor andern Liehaber von
Künsten und von der Hauß-Wirthschafft sind, be-
sondre kleine Küchen angerichtet, darinnen sie sich
bißweilen gefallen lassen, ihre besondre Versuche
anzustellen, und darinnen alles was man in einer

Küche

II. Theil. XII. Capitul.
unterhalten und zu divertiren pflegen, genugſamen
Raum vor dieſelben haben. So ſind auch vor
den ordinairen Wohnungs-Zimmern noch Anti-
Chambres
oder Vor-Gemaͤcher, darinnen ſich ent-
weder diejenigen, die den vornehmen Beſitzern auf-
warten wollen, oder auch ihre geringern Subalter-
nen ſich aufhalten. Nach dem vorhandenen Raum
oder auch nach der Hoheit und der Abſicht deſſen,
der ein Schloß oder ander praͤchtig Gebaͤude er-
bauet, werden mehr oder weniger Vor-Gemaͤcher
angeleget. Die Zimmer des HErrn und der Frau
ſind entweder einander gegen uͤber, oder wenn der
eine Theil unten wohnet, und der andre oben, wer-
den oͤffters geheime und verborgene Treppen er-
bauet, daß ſie ohne Huͤlffe der Haupt-Treppe zu-
ſammen kommen koͤnnen; Wo Gelegenheit zu
Waſſer vorhanden, pflegt es bißweilen zu geſche-
hen, daß die Waſſer durch verborgene Roͤhren biß
in die Zimmer geleitet, und in einigen Zimmern
Fontainen angetroffen werden, iedoch iſt dieſes
in Teutſchland nicht ſo gewoͤhnlich als in Jta-
lien.

§. 7. Die Zimmer der Dames werden meiſten-
theils noch proprer angelegt als die Zimmer der
Manns-Perſonen. Uber die ordinair-Zimmer
werden vor diejenige, die vor andern Liehaber von
Kuͤnſten und von der Hauß-Wirthſchafft ſind, be-
ſondre kleine Kuͤchen angerichtet, darinnen ſie ſich
bißweilen gefallen laſſen, ihre beſondre Verſuche
anzuſtellen, und darinnen alles was man in einer

Kuͤche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0542" n="522"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
unterhalten und zu <hi rendition="#aq">diverti</hi>ren pflegen, genug&#x017F;amen<lb/>
Raum vor die&#x017F;elben haben. So &#x017F;ind auch vor<lb/>
den <hi rendition="#aq">ordinai</hi>ren Wohnungs-Zimmern noch <hi rendition="#aq">Anti-<lb/>
Chambres</hi> oder Vor-Gema&#x0364;cher, darinnen &#x017F;ich ent-<lb/>
weder diejenigen, die den vornehmen Be&#x017F;itzern auf-<lb/>
warten wollen, oder auch ihre geringern <hi rendition="#aq">Subalter-</hi><lb/>
nen &#x017F;ich aufhalten. Nach dem vorhandenen Raum<lb/>
oder auch nach der Hoheit und der Ab&#x017F;icht de&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
der ein Schloß oder ander pra&#x0364;chtig Geba&#x0364;ude er-<lb/>
bauet, werden mehr oder weniger Vor-Gema&#x0364;cher<lb/>
angeleget. Die Zimmer des HErrn und der Frau<lb/>
&#x017F;ind entweder einander gegen u&#x0364;ber, oder wenn der<lb/>
eine Theil unten wohnet, und der andre oben, wer-<lb/>
den o&#x0364;ffters geheime und verborgene Treppen er-<lb/>
bauet, daß &#x017F;ie ohne Hu&#x0364;lffe der Haupt-Treppe zu-<lb/>
&#x017F;ammen kommen ko&#x0364;nnen; Wo Gelegenheit zu<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er vorhanden, pflegt es bißweilen zu ge&#x017F;che-<lb/>
hen, daß die Wa&#x017F;&#x017F;er durch verborgene Ro&#x0364;hren biß<lb/>
in die Zimmer geleitet, und in einigen Zimmern<lb/><hi rendition="#aq">Fontain</hi>en angetroffen werden, iedoch i&#x017F;t die&#x017F;es<lb/>
in Teut&#x017F;chland nicht &#x017F;o gewo&#x0364;hnlich als in Jta-<lb/>
lien.</p><lb/>
        <p>§. 7. Die Zimmer der <hi rendition="#aq">Dames</hi> werden mei&#x017F;ten-<lb/>
theils noch <hi rendition="#aq">proprer</hi> angelegt als die Zimmer der<lb/>
Manns-Per&#x017F;onen. Uber die <hi rendition="#aq">ordinair-</hi>Zimmer<lb/>
werden vor diejenige, die vor andern Liehaber von<lb/>
Ku&#x0364;n&#x017F;ten und von der Hauß-Wirth&#x017F;chafft &#x017F;ind, be-<lb/>
&#x017F;ondre kleine Ku&#x0364;chen angerichtet, darinnen &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
bißweilen gefallen la&#x017F;&#x017F;en, ihre be&#x017F;ondre Ver&#x017F;uche<lb/>
anzu&#x017F;tellen, und darinnen alles was man in einer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ku&#x0364;che</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[522/0542] II. Theil. XII. Capitul. unterhalten und zu divertiren pflegen, genugſamen Raum vor dieſelben haben. So ſind auch vor den ordinairen Wohnungs-Zimmern noch Anti- Chambres oder Vor-Gemaͤcher, darinnen ſich ent- weder diejenigen, die den vornehmen Beſitzern auf- warten wollen, oder auch ihre geringern Subalter- nen ſich aufhalten. Nach dem vorhandenen Raum oder auch nach der Hoheit und der Abſicht deſſen, der ein Schloß oder ander praͤchtig Gebaͤude er- bauet, werden mehr oder weniger Vor-Gemaͤcher angeleget. Die Zimmer des HErrn und der Frau ſind entweder einander gegen uͤber, oder wenn der eine Theil unten wohnet, und der andre oben, wer- den oͤffters geheime und verborgene Treppen er- bauet, daß ſie ohne Huͤlffe der Haupt-Treppe zu- ſammen kommen koͤnnen; Wo Gelegenheit zu Waſſer vorhanden, pflegt es bißweilen zu geſche- hen, daß die Waſſer durch verborgene Roͤhren biß in die Zimmer geleitet, und in einigen Zimmern Fontainen angetroffen werden, iedoch iſt dieſes in Teutſchland nicht ſo gewoͤhnlich als in Jta- lien. §. 7. Die Zimmer der Dames werden meiſten- theils noch proprer angelegt als die Zimmer der Manns-Perſonen. Uber die ordinair-Zimmer werden vor diejenige, die vor andern Liehaber von Kuͤnſten und von der Hauß-Wirthſchafft ſind, be- ſondre kleine Kuͤchen angerichtet, darinnen ſie ſich bißweilen gefallen laſſen, ihre beſondre Verſuche anzuſtellen, und darinnen alles was man in einer Kuͤche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/542
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/542>, abgerufen am 25.11.2024.