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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von Divertissemens, Comoedien, Opern, etc.

§. 32. Wo man verbunden ist, bey den Traban-
ten seinen Nahmen zu sagen, so sage man denselben
aufrichtig. Man absentire sich von diesen Oer-
tern, wo nichts als sündliche Eitelkeiten und Thor-
heiten herrschen, so bald als möglich, man gehe als-
denn stille und ruhig nach Hause, damit man nicht
der Schaarwache, Patroille, und wie sie sonst wei-
ter heissen mögen, in die Hände falle.

§. 33. Diese Arten der Lustbarkeiten, welche ins-
gemein das Carneval genennt werden, leiten ih-
ren Ursprung aus Jtalien, und soll es nach der An-
zeige derer, die darinne gewesen, nichts ungewöhn-
liches seyn, daß sich Mönche und Nonnen einiger
Klöster, denen eine großere Freyheit zusteht, nebst
andern zugleich mit masquiren. Wenn GOtt
gewisse Provintzen, entweder mit Erdbeben, oder
einer ungewöhnlichen Wasserfluth, oder mit einer
andern Land-Plage heimsucht, so ist der Pabst
insgemein geschwinde mit einem Edict hinter
diese und andere dergleichen Divertissemens
drein, und verbietet sie auf das schärffste, wie-
wohl sie sich mehrentheils, zur Zeit des Unglücks
von selbst stillen. So bald sie aber mercken, daß
der große GOtt seine Straf-Hand wieder an sich
gezogen, fangen sie wieder an, wo sie aufgehört, und
der Pabst nimmt seine Verbothe auch wieder zu-
rück. Der Autor des XIII. Theiles der Euro-
päischen Famae, macht hierbey folgende Reflexion,
p.
8. Er sagt: es muß doch mit denen Opern,
Comoedi
en, Däntzen, Kartenspielen, Masquera-

den
Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc.

§. 32. Wo man verbunden iſt, bey den Traban-
ten ſeinen Nahmen zu ſagen, ſo ſage man denſelben
aufrichtig. Man abſentire ſich von dieſen Oer-
tern, wo nichts als ſuͤndliche Eitelkeiten und Thor-
heiten herrſchen, ſo bald als moͤglich, man gehe als-
denn ſtille und ruhig nach Hauſe, damit man nicht
der Schaarwache, Patroille, und wie ſie ſonſt wei-
ter heiſſen moͤgen, in die Haͤnde falle.

§. 33. Dieſe Arten der Luſtbarkeiten, welche ins-
gemein das Carneval genennt werden, leiten ih-
ren Urſprung aus Jtalien, und ſoll es nach der An-
zeige derer, die darinne geweſen, nichts ungewoͤhn-
liches ſeyn, daß ſich Moͤnche und Nonnen einiger
Kloͤſter, denen eine großere Freyheit zuſteht, nebſt
andern zugleich mit masquiren. Wenn GOtt
gewiſſe Provintzen, entweder mit Erdbeben, oder
einer ungewoͤhnlichen Waſſerfluth, oder mit einer
andern Land-Plage heimſucht, ſo iſt der Pabſt
insgemein geſchwinde mit einem Edict hinter
dieſe und andere dergleichen Divertiſſemens
drein, und verbietet ſie auf das ſchaͤrffſte, wie-
wohl ſie ſich mehrentheils, zur Zeit des Ungluͤcks
von ſelbſt ſtillen. So bald ſie aber mercken, daß
der große GOtt ſeine Straf-Hand wieder an ſich
gezogen, fangen ſie wieder an, wo ſie aufgehoͤrt, und
der Pabſt nimmt ſeine Verbothe auch wieder zu-
ruͤck. Der Autor des XIII. Theiles der Euro-
paͤiſchen Famæ, macht hierbey folgende Reflexion,
p.
8. Er ſagt: es muß doch mit denen Opern,
Comœdi
en, Daͤntzen, Kartenſpielen, Masquera-

den
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[509/0529] Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc. §. 32. Wo man verbunden iſt, bey den Traban- ten ſeinen Nahmen zu ſagen, ſo ſage man denſelben aufrichtig. Man abſentire ſich von dieſen Oer- tern, wo nichts als ſuͤndliche Eitelkeiten und Thor- heiten herrſchen, ſo bald als moͤglich, man gehe als- denn ſtille und ruhig nach Hauſe, damit man nicht der Schaarwache, Patroille, und wie ſie ſonſt wei- ter heiſſen moͤgen, in die Haͤnde falle. §. 33. Dieſe Arten der Luſtbarkeiten, welche ins- gemein das Carneval genennt werden, leiten ih- ren Urſprung aus Jtalien, und ſoll es nach der An- zeige derer, die darinne geweſen, nichts ungewoͤhn- liches ſeyn, daß ſich Moͤnche und Nonnen einiger Kloͤſter, denen eine großere Freyheit zuſteht, nebſt andern zugleich mit masquiren. Wenn GOtt gewiſſe Provintzen, entweder mit Erdbeben, oder einer ungewoͤhnlichen Waſſerfluth, oder mit einer andern Land-Plage heimſucht, ſo iſt der Pabſt insgemein geſchwinde mit einem Edict hinter dieſe und andere dergleichen Divertiſſemens drein, und verbietet ſie auf das ſchaͤrffſte, wie- wohl ſie ſich mehrentheils, zur Zeit des Ungluͤcks von ſelbſt ſtillen. So bald ſie aber mercken, daß der große GOtt ſeine Straf-Hand wieder an ſich gezogen, fangen ſie wieder an, wo ſie aufgehoͤrt, und der Pabſt nimmt ſeine Verbothe auch wieder zu- ruͤck. Der Autor des XIII. Theiles der Euro- paͤiſchen Famæ, macht hierbey folgende Reflexion, p. 8. Er ſagt: es muß doch mit denen Opern, Comœdien, Daͤntzen, Kartenſpielen, Masquera- den

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/529>, abgerufen am 25.11.2024.