anführen können von solchen Personen, die dabey würcklich wären verbessert worden, an statt daß man eine unzehliche Anzahl derselben sähe, die da- durch verderbt werden. Doch ich will bey diesem und bey den andern Divertissemens, derer ich in diesem Capitul Erwehnungen thun werde, die übri- gen moralischen Anmerckungen, die hierbey ange- bracht könten werden, bey Seite setzen, und viel- mehr einige Regeln der Klugheit, die dem Wohl- stande nach, hierbey in Obacht zu nehmen, mit- theilen.
§. 5. Ein junger Cavalier muß den Unterscheid lernen, worinnen eine Pastorelle von einer Serenata, Opera, oder Operette abgesondert; damit er auch hierinnen accurat zu reden und zu urtheilen wisse. Eine Pastorelle differirt darinne von einer Haupt- Opera und Serenata, daß sie kleiner als jene, und grösser als diese ist. Jst die Haupt-Person ein Frauenzimmer, wird es eine Pastorelle genannt, ist es aber eine Manns-Person, ein Pastoral, oder gut Teusch, eine Schäferey oder Schäfer-Spiel. Zu Personen werden gemeiniglich Schäfer und Schäferinnen genommen; iedoch ziehet man auch zuweilen Jäger, Gärtner, Götter mit dazu, nur daß die Schäfer die Haupt-Personen ausmachen müs- sen. Es werden mancherley angenehme Schau- spiele praesentirt, und, um dem Werck ein Ansehen zu machen, gewisse Entreen dazu gemacht. Die Comoedien und Opern bestehen aus mancherley Veränderungen und Verwandlungen der Theatra,
und
II. Theil. XI. Capitul.
anfuͤhren koͤnnen von ſolchen Perſonen, die dabey wuͤrcklich waͤren verbeſſert worden, an ſtatt daß man eine unzehliche Anzahl derſelben ſaͤhe, die da- durch verderbt werden. Doch ich will bey dieſem und bey den andern Divertiſſemens, derer ich in dieſem Capitul Erwehnungen thun werde, die uͤbri- gen moraliſchen Anmerckungen, die hierbey ange- bracht koͤnten werden, bey Seite ſetzen, und viel- mehr einige Regeln der Klugheit, die dem Wohl- ſtande nach, hierbey in Obacht zu nehmen, mit- theilen.
§. 5. Ein junger Cavalier muß den Unterſcheid lernen, worinnen eine Paſtorelle von einer Serenata, Opera, oder Operette abgeſondert; damit er auch hierinnen accurat zu reden und zu urtheilen wiſſe. Eine Paſtorelle differirt darinne von einer Haupt- Opera und Serenata, daß ſie kleiner als jene, und groͤſſer als dieſe iſt. Jſt die Haupt-Perſon ein Frauenzimmer, wird es eine Paſtorelle genannt, iſt es aber eine Manns-Perſon, ein Paſtoral, oder gut Teuſch, eine Schaͤferey oder Schaͤfer-Spiel. Zu Perſonen werden gemeiniglich Schaͤfer und Schaͤferinnen genommen; iedoch ziehet man auch zuweilen Jaͤger, Gaͤrtner, Goͤtter mit dazu, nur daß die Schaͤfer die Haupt-Perſonen ausmachen muͤſ- ſen. Es werden mancherley angenehme Schau- ſpiele præſentirt, und, um dem Werck ein Anſehen zu machen, gewiſſe Entreen dazu gemacht. Die Comœdien und Opern beſtehen aus mancherley Veraͤnderungen und Verwandlungen der Theatra,
und
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II. Theil. XI. Capitul.
anfuͤhren koͤnnen von ſolchen Perſonen, die dabey
wuͤrcklich waͤren verbeſſert worden, an ſtatt daß
man eine unzehliche Anzahl derſelben ſaͤhe, die da-
durch verderbt werden. Doch ich will bey dieſem
und bey den andern Divertiſſemens, derer ich in
dieſem Capitul Erwehnungen thun werde, die uͤbri-
gen moraliſchen Anmerckungen, die hierbey ange-
bracht koͤnten werden, bey Seite ſetzen, und viel-
mehr einige Regeln der Klugheit, die dem Wohl-
ſtande nach, hierbey in Obacht zu nehmen, mit-
theilen.
§. 5. Ein junger Cavalier muß den Unterſcheid
lernen, worinnen eine Paſtorelle von einer Serenata,
Opera, oder Operette abgeſondert; damit er auch
hierinnen accurat zu reden und zu urtheilen wiſſe.
Eine Paſtorelle differirt darinne von einer Haupt-
Opera und Serenata, daß ſie kleiner als jene, und
groͤſſer als dieſe iſt. Jſt die Haupt-Perſon ein
Frauenzimmer, wird es eine Paſtorelle genannt,
iſt es aber eine Manns-Perſon, ein Paſtoral, oder
gut Teuſch, eine Schaͤferey oder Schaͤfer-Spiel.
Zu Perſonen werden gemeiniglich Schaͤfer und
Schaͤferinnen genommen; iedoch ziehet man auch
zuweilen Jaͤger, Gaͤrtner, Goͤtter mit dazu, nur daß
die Schaͤfer die Haupt-Perſonen ausmachen muͤſ-
ſen. Es werden mancherley angenehme Schau-
ſpiele præſentirt, und, um dem Werck ein Anſehen
zu machen, gewiſſe Entreen dazu gemacht. Die
Comœdien und Opern beſtehen aus mancherley
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und
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/516>, abgerufen am 22.11.2024.
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