l'honneur de nous aprocher non seulement en temps de guerre en nos armees mais meme en temps de paix dans le divertissement de nos ballets. Der Herr von Tzschirnau sagt in seinem Unterricht eines getreuen Hofmeisters: Das Dan- tzen ist deswegen vor einen jungen Cavalier, der ein- mahl bey grossen Solennitäten sich wohl aufführen soll, nöthig, weil es selbigem bey allen Occasionen, es sey bey Visiten vornehmer Leute, bey deren Be- gleitung bey der Tafel, und ordinairen Conversa- tionen stets dienet. Man kan es einem auch gleich ansehen, ob er dieses Exercitium getrieben hat, und werden junge Leute hieraus beurtheilet. S. p. 106.
§. 8. Wie nun das Dantzen an und vor sich selbst eine unschuldige und zuläßige Sache, also fin- det man auch einige wenige christliche und tugend- haffte Leute, an Höfen und ausser den Hösen, und unter mancherley Ständen, die sich dessen ohne Sünde bedienen, und dem Gebrauch vom Miß- brauch in Praxi wohl absondern. An Höfen und auf einigen vornehmen Bällen dantzen einige Ca- valiers und Dames mehr zur Fröhne als zur Freu- de, sie thun es auf Befehl und Ordre ihrer Herr- schafft, und ihnen hiedurch eine gewisse Art einer Aufwartung hierbey zu leisten, sie hängen ihr Hertz nicht dran, und wünschen sich manche wohl weit da- von entfernt zu seyn; oder bloß des unvermeidlichen Wohlstandes wegen, da sie sich in solchen Umstän- den befinden, daß sie andern zu Gefallen, an deren Gnade, Gunst oder Freundschafft ihnen etwas ge-
legen,
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Vom Dantzen und Baͤllen.
l’honneur de nous aprocher non ſeulement en temps de guerre en nos armées mais mème en temps de paix dans le divertiſſement de nos ballets. Der Herr von Tzſchirnau ſagt in ſeinem Unterricht eines getreuen Hofmeiſters: Das Dan- tzen iſt deswegen vor einen jungen Cavalier, der ein- mahl bey groſſen Solennitaͤten ſich wohl auffuͤhren ſoll, noͤthig, weil es ſelbigem bey allen Occaſionen, es ſey bey Viſiten vornehmer Leute, bey deren Be- gleitung bey der Tafel, und ordinairen Converſa- tionen ſtets dienet. Man kan es einem auch gleich anſehen, ob er dieſes Exercitium getrieben hat, und werden junge Leute hieraus beurtheilet. S. p. 106.
§. 8. Wie nun das Dantzen an und vor ſich ſelbſt eine unſchuldige und zulaͤßige Sache, alſo fin- det man auch einige wenige chriſtliche und tugend- haffte Leute, an Hoͤfen und auſſer den Hoͤſen, und unter mancherley Staͤnden, die ſich deſſen ohne Suͤnde bedienen, und dem Gebrauch vom Miß- brauch in Praxi wohl abſondern. An Hoͤfen und auf einigen vornehmen Baͤllen dantzen einige Ca- valiers und Dames mehr zur Froͤhne als zur Freu- de, ſie thun es auf Befehl und Ordre ihrer Herr- ſchafft, und ihnen hiedurch eine gewiſſe Art einer Aufwartung hierbey zu leiſten, ſie haͤngen ihr Hertz nicht dran, und wuͤnſchen ſich manche wohl weit da- von entfernt zu ſeyn; oder bloß des unvermeidlichen Wohlſtandes wegen, da ſie ſich in ſolchen Umſtaͤn- den befinden, daß ſie andern zu Gefallen, an deren Gnade, Gunſt oder Freundſchafft ihnen etwas ge-
legen,
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Vom Dantzen und Baͤllen.
l’honneur de nous aprocher non ſeulement en
temps de guerre en nos armées mais mème en
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ballets. Der Herr von Tzſchirnau ſagt in ſeinem
Unterricht eines getreuen Hofmeiſters: Das Dan-
tzen iſt deswegen vor einen jungen Cavalier, der ein-
mahl bey groſſen Solennitaͤten ſich wohl auffuͤhren
ſoll, noͤthig, weil es ſelbigem bey allen Occaſionen,
es ſey bey Viſiten vornehmer Leute, bey deren Be-
gleitung bey der Tafel, und ordinairen Converſa-
tionen ſtets dienet. Man kan es einem auch gleich
anſehen, ob er dieſes Exercitium getrieben hat, und
werden junge Leute hieraus beurtheilet. S. p. 106.
§. 8. Wie nun das Dantzen an und vor ſich
ſelbſt eine unſchuldige und zulaͤßige Sache, alſo fin-
det man auch einige wenige chriſtliche und tugend-
haffte Leute, an Hoͤfen und auſſer den Hoͤſen, und
unter mancherley Staͤnden, die ſich deſſen ohne
Suͤnde bedienen, und dem Gebrauch vom Miß-
brauch in Praxi wohl abſondern. An Hoͤfen und
auf einigen vornehmen Baͤllen dantzen einige Ca-
valiers und Dames mehr zur Froͤhne als zur Freu-
de, ſie thun es auf Befehl und Ordre ihrer Herr-
ſchafft, und ihnen hiedurch eine gewiſſe Art einer
Aufwartung hierbey zu leiſten, ſie haͤngen ihr Hertz
nicht dran, und wuͤnſchen ſich manche wohl weit da-
von entfernt zu ſeyn; oder bloß des unvermeidlichen
Wohlſtandes wegen, da ſie ſich in ſolchen Umſtaͤn-
den befinden, daß ſie andern zu Gefallen, an deren
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/493>, abgerufen am 22.11.2024.
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