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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. VII. Capitul.
selbst zu seyn. Nachdem er nun diese und viel an-
dere dergleichen Handlungen mehr erblicket, so kan
er Gelegenheit finden, mancherley, das ihm selbst
wohl oder übel anständig seyn möchte, gleichsam als
in einem Spiegel zu beschauen, mancherley in den
andern verborgen liegende Meynungen, zu seiner
guten Nachricht, entdecken, und eine und die ande-
re nützliche Regel und Anmerckung hierüber ma-
chen.

§. 23. Gleichwie man überhaupt wohl thut,
wenn man, nach geschehener reiffen Uberlegung,
seine Handlungen nach einem gewissen Maaß de-
termini
rt, bey dem man beständig bleibet, man
müste denn bey einigen Fällen zur Erreichung einer
größern Vollkommenheit zu gewissen Ausnahmen
gezwungen werden; Also handelt man auch weiß-
lich, wenn man sich an einem Orte in Besuchung
der Assembleen und großen Gesellschafften auf ei-
nen solchen Fuß setzt, als es dem Haupt-Endzweck
und den Neben-Absichten, die man sich vorgeschrie-
ben, gemäß ist.

§. 24. Die Sittsamkeit ist allenthalben nöthig,
und die allzugroße Freyheit, der sich einige junge
Leute auf den Assembleen anmaßen, vor etwas
unanständiges anzusehen. Einige unterstehen sich,
die grösten Ministers und Standes-Personen, ob
sie dieselben gleich zum ersten mahl sehen, auf eine
nicht allzu respectueuse Art anzureden, sie plaisanti-
ren mit den Dames, sie raisonniren über das Spiel,
entweder mit den Spielern, oder doch mit denen

Zu-

II. Theil. VII. Capitul.
ſelbſt zu ſeyn. Nachdem er nun dieſe und viel an-
dere dergleichen Handlungen mehr erblicket, ſo kan
er Gelegenheit finden, mancherley, das ihm ſelbſt
wohl oder uͤbel anſtaͤndig ſeyn moͤchte, gleichſam als
in einem Spiegel zu beſchauen, mancherley in den
andern verborgen liegende Meynungen, zu ſeiner
guten Nachricht, entdecken, und eine und die ande-
re nuͤtzliche Regel und Anmerckung hieruͤber ma-
chen.

§. 23. Gleichwie man uͤberhaupt wohl thut,
wenn man, nach geſchehener reiffen Uberlegung,
ſeine Handlungen nach einem gewiſſen Maaß de-
termini
rt, bey dem man beſtaͤndig bleibet, man
muͤſte denn bey einigen Faͤllen zur Erreichung einer
groͤßern Vollkommenheit zu gewiſſen Ausnahmen
gezwungen werden; Alſo handelt man auch weiß-
lich, wenn man ſich an einem Orte in Beſuchung
der Aſſembleen und großen Geſellſchafften auf ei-
nen ſolchen Fuß ſetzt, als es dem Haupt-Endzweck
und den Neben-Abſichten, die man ſich vorgeſchrie-
ben, gemaͤß iſt.

§. 24. Die Sittſamkeit iſt allenthalben noͤthig,
und die allzugroße Freyheit, der ſich einige junge
Leute auf den Aſſembleen anmaßen, vor etwas
unanſtaͤndiges anzuſehen. Einige unterſtehen ſich,
die groͤſten Miniſters und Standes-Perſonen, ob
ſie dieſelben gleich zum erſten mahl ſehen, auf eine
nicht allzu reſpectueuſe Art anzureden, ſie plaiſanti-
ren mit den Dames, ſie raiſonniren uͤber das Spiel,
entweder mit den Spielern, oder doch mit denen

Zu-
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[400/0420] II. Theil. VII. Capitul. ſelbſt zu ſeyn. Nachdem er nun dieſe und viel an- dere dergleichen Handlungen mehr erblicket, ſo kan er Gelegenheit finden, mancherley, das ihm ſelbſt wohl oder uͤbel anſtaͤndig ſeyn moͤchte, gleichſam als in einem Spiegel zu beſchauen, mancherley in den andern verborgen liegende Meynungen, zu ſeiner guten Nachricht, entdecken, und eine und die ande- re nuͤtzliche Regel und Anmerckung hieruͤber ma- chen. §. 23. Gleichwie man uͤberhaupt wohl thut, wenn man, nach geſchehener reiffen Uberlegung, ſeine Handlungen nach einem gewiſſen Maaß de- terminirt, bey dem man beſtaͤndig bleibet, man muͤſte denn bey einigen Faͤllen zur Erreichung einer groͤßern Vollkommenheit zu gewiſſen Ausnahmen gezwungen werden; Alſo handelt man auch weiß- lich, wenn man ſich an einem Orte in Beſuchung der Aſſembleen und großen Geſellſchafften auf ei- nen ſolchen Fuß ſetzt, als es dem Haupt-Endzweck und den Neben-Abſichten, die man ſich vorgeſchrie- ben, gemaͤß iſt. §. 24. Die Sittſamkeit iſt allenthalben noͤthig, und die allzugroße Freyheit, der ſich einige junge Leute auf den Aſſembleen anmaßen, vor etwas unanſtaͤndiges anzuſehen. Einige unterſtehen ſich, die groͤſten Miniſters und Standes-Perſonen, ob ſie dieſelben gleich zum erſten mahl ſehen, auf eine nicht allzu reſpectueuſe Art anzureden, ſie plaiſanti- ren mit den Dames, ſie raiſonniren uͤber das Spiel, entweder mit den Spielern, oder doch mit denen Zu-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/420>, abgerufen am 28.11.2024.