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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. VII. Capitul.
propre seyn. Es muß an Liqueurs, an Caffe,
The, Chocolade, Orgeade, Limonade,
gebrann-
ten Wassern, Confituren, und dergleichen, was das
Ceremoniel an einem jeden Orte hergebracht,
nichts gebrechen, und alles in allen Stücken so ein-
gerichtet werden, damit der Wirth und die Wir-
thin Ehre, die Fremden aber Vergnügen davon
haben.

§. 11. Was ein junger Cavalier vor Assemble-
en
zu besuchen habe, lehret ihm seine Lebens-Art
und der besondere Endzweck, den er zu erreichen ge-
denckt, die Beschaffenheit seines Beutels, seine
Neigungen, seine Geschicklichkeit oder Ungeschick-
lichkeit, so er in dem, was zur Galanterie erfordert
wird, besitzt, die Eintheilung seiner Zeit, die er sich
gemacht, und andere Umstände mehr. Auf Reisen
ist es gar nütziich, wenn er an dem Orte, da er sich
eine Zeitlang aufzuhalten gedenckt, große Gesell-
schafften dann und wann mit besieht, inmaßen er
dadurch in einigen Tagen so viel Leute kennen lernt,
als er sonst in viel Monathen nicht würde kennen
lernen. Er findet auch Gelegenheit mit manchem
großen Herrn, oder mit mancher vornehmen Dame
bey dem Spiele oder auch sonst in Bekandschafft
zu gerathen, die ihn gar vorträglich seyn kan, und
die er sonst nicht so leicht erhalten hätte; Man muß
auch in Besuchung der Gesellschafften die Mittel-
Strasse beobachten. Laufft einer alle Tage in die
Assembleen, so giebet er den Schein von sich, daß
er die Kostbarkeit der Zeit nicht recht zu schätzen weiß,

weil

II. Theil. VII. Capitul.
propre ſeyn. Es muß an Liqueurs, an Caffé,
Thé, Chocolade, Orgeade, Limonade,
gebrann-
ten Waſſern, Confituren, und dergleichen, was das
Ceremoniel an einem jeden Orte hergebracht,
nichts gebrechen, und alles in allen Stuͤcken ſo ein-
gerichtet werden, damit der Wirth und die Wir-
thin Ehre, die Fremden aber Vergnuͤgen davon
haben.

§. 11. Was ein junger Cavalier vor Aſſemble-
en
zu beſuchen habe, lehret ihm ſeine Lebens-Art
und der beſondere Endzweck, den er zu erreichen ge-
denckt, die Beſchaffenheit ſeines Beutels, ſeine
Neigungen, ſeine Geſchicklichkeit oder Ungeſchick-
lichkeit, ſo er in dem, was zur Galanterie erfordert
wird, beſitzt, die Eintheilung ſeiner Zeit, die er ſich
gemacht, und andere Umſtaͤnde mehr. Auf Reiſen
iſt es gar nuͤtziich, wenn er an dem Orte, da er ſich
eine Zeitlang aufzuhalten gedenckt, große Geſell-
ſchafften dann und wann mit beſieht, inmaßen er
dadurch in einigen Tagen ſo viel Leute kennen lernt,
als er ſonſt in viel Monathen nicht wuͤrde kennen
lernen. Er findet auch Gelegenheit mit manchem
großen Herrn, oder mit mancher vornehmen Dame
bey dem Spiele oder auch ſonſt in Bekandſchafft
zu gerathen, die ihn gar vortraͤglich ſeyn kan, und
die er ſonſt nicht ſo leicht erhalten haͤtte; Man muß
auch in Beſuchung der Geſellſchafften die Mittel-
Straſſe beobachten. Laufft einer alle Tage in die
Aſſembleen, ſo giebet er den Schein von ſich, daß
er die Koſtbarkeit der Zeit nicht recht zu ſchaͤtzen weiß,

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[392/0412] II. Theil. VII. Capitul. propre ſeyn. Es muß an Liqueurs, an Caffé, Thé, Chocolade, Orgeade, Limonade, gebrann- ten Waſſern, Confituren, und dergleichen, was das Ceremoniel an einem jeden Orte hergebracht, nichts gebrechen, und alles in allen Stuͤcken ſo ein- gerichtet werden, damit der Wirth und die Wir- thin Ehre, die Fremden aber Vergnuͤgen davon haben. §. 11. Was ein junger Cavalier vor Aſſemble- en zu beſuchen habe, lehret ihm ſeine Lebens-Art und der beſondere Endzweck, den er zu erreichen ge- denckt, die Beſchaffenheit ſeines Beutels, ſeine Neigungen, ſeine Geſchicklichkeit oder Ungeſchick- lichkeit, ſo er in dem, was zur Galanterie erfordert wird, beſitzt, die Eintheilung ſeiner Zeit, die er ſich gemacht, und andere Umſtaͤnde mehr. Auf Reiſen iſt es gar nuͤtziich, wenn er an dem Orte, da er ſich eine Zeitlang aufzuhalten gedenckt, große Geſell- ſchafften dann und wann mit beſieht, inmaßen er dadurch in einigen Tagen ſo viel Leute kennen lernt, als er ſonſt in viel Monathen nicht wuͤrde kennen lernen. Er findet auch Gelegenheit mit manchem großen Herrn, oder mit mancher vornehmen Dame bey dem Spiele oder auch ſonſt in Bekandſchafft zu gerathen, die ihn gar vortraͤglich ſeyn kan, und die er ſonſt nicht ſo leicht erhalten haͤtte; Man muß auch in Beſuchung der Geſellſchafften die Mittel- Straſſe beobachten. Laufft einer alle Tage in die Aſſembleen, ſo giebet er den Schein von ſich, daß er die Koſtbarkeit der Zeit nicht recht zu ſchaͤtzen weiß, weil

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/412>, abgerufen am 24.11.2024.