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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Vom Gottesdienste.
ziehen sie die Umstände, der Oerter und Personen,
mit denen sie reden, in Betrachtung, weil die Re-
geln der Klugheit und des Ceremoniels solches er-
fordern, bey ihren Reden mit GOtt aber, setzen sie
diese Regel bey Seite.

§. 27. Ein Theil der Cavaliers, Officiers, und
anderer, die berechtiget sind den Degen zu tragen,
wollen auch denselben nicht ablegen, wenn sie heilige
Handlungen vorhaben, und bey dem heiligen
Nachtmahl zum Tisch des HErrn hintreten wol-
len, da doch dieser sonst an und vor sich selbst un-
schuldige Gebrauch, durch die Observanz, und
zwar nach Anleitung guter Gründe, an einigen Or-
ten abgeschafft worden. Sie wollen ihn aber mit
Gewalt wieder einführen, und bilden sich ein, es
gienge ihrer Grandezza etwas ab, wenn sie bey
dem heiligen Altar ihren Degen ablegen solten,
sie fangen nicht selten mit dem Priester deswegen
an zuzancken, und werffen ihm wohl gar einen Inju-
ri
en-Proceß an den Halß. Es sind aber die
Argumenta der Herren Theologen, durch wel-
che sie das Degen tragen vor dem heiligen Altar,
und vor dem Tauf-Stein abrathen, nicht unge-
gründet, da man den Degen bey vielen Hochzei-
ten uud bürgerlichen Zusammenkünfften ablegt, und
an viel andern Orthen, wo es die Observanz einge-
führt, z. E. wenn sich Fürstliche Herrschafften auf
ihren Land-Schlössern aufhalten; so ist es ja wohl
billich, daß man zu Ehren des HErrn aller Herren,
und des Königs aller Könige, ihn von sich lege.

Die
S 2

Vom Gottesdienſte.
ziehen ſie die Umſtaͤnde, der Oerter und Perſonen,
mit denen ſie reden, in Betrachtung, weil die Re-
geln der Klugheit und des Ceremoniels ſolches er-
fordern, bey ihren Reden mit GOtt aber, ſetzen ſie
dieſe Regel bey Seite.

§. 27. Ein Theil der Cavaliers, Officiers, und
anderer, die berechtiget ſind den Degen zu tragen,
wollen auch denſelben nicht ablegen, wenn ſie heilige
Handlungen vorhaben, und bey dem heiligen
Nachtmahl zum Tiſch des HErrn hintreten wol-
len, da doch dieſer ſonſt an und vor ſich ſelbſt un-
ſchuldige Gebrauch, durch die Obſervanz, und
zwar nach Anleitung guter Gruͤnde, an einigen Or-
ten abgeſchafft worden. Sie wollen ihn aber mit
Gewalt wieder einfuͤhren, und bilden ſich ein, es
gienge ihrer Grandezza etwas ab, wenn ſie bey
dem heiligen Altar ihren Degen ablegen ſolten,
ſie fangen nicht ſelten mit dem Prieſter deswegen
an zuzancken, und werffen ihm wohl gar einen Inju-
ri
en-Proceß an den Halß. Es ſind aber die
Argumenta der Herren Theologen, durch wel-
che ſie das Degen tragen vor dem heiligen Altar,
und vor dem Tauf-Stein abrathen, nicht unge-
gruͤndet, da man den Degen bey vielen Hochzei-
ten uud buͤrgerlichen Zuſammenkuͤnfften ablegt, und
an viel andern Orthen, wo es die Obſervanz einge-
fuͤhrt, z. E. wenn ſich Fuͤrſtliche Herrſchafften auf
ihren Land-Schloͤſſern aufhalten; ſo iſt es ja wohl
billich, daß man zu Ehren des HErrn aller Herren,
und des Koͤnigs aller Koͤnige, ihn von ſich lege.

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[275/0295] Vom Gottesdienſte. ziehen ſie die Umſtaͤnde, der Oerter und Perſonen, mit denen ſie reden, in Betrachtung, weil die Re- geln der Klugheit und des Ceremoniels ſolches er- fordern, bey ihren Reden mit GOtt aber, ſetzen ſie dieſe Regel bey Seite. §. 27. Ein Theil der Cavaliers, Officiers, und anderer, die berechtiget ſind den Degen zu tragen, wollen auch denſelben nicht ablegen, wenn ſie heilige Handlungen vorhaben, und bey dem heiligen Nachtmahl zum Tiſch des HErrn hintreten wol- len, da doch dieſer ſonſt an und vor ſich ſelbſt un- ſchuldige Gebrauch, durch die Obſervanz, und zwar nach Anleitung guter Gruͤnde, an einigen Or- ten abgeſchafft worden. Sie wollen ihn aber mit Gewalt wieder einfuͤhren, und bilden ſich ein, es gienge ihrer Grandezza etwas ab, wenn ſie bey dem heiligen Altar ihren Degen ablegen ſolten, ſie fangen nicht ſelten mit dem Prieſter deswegen an zuzancken, und werffen ihm wohl gar einen Inju- rien-Proceß an den Halß. Es ſind aber die Argumenta der Herren Theologen, durch wel- che ſie das Degen tragen vor dem heiligen Altar, und vor dem Tauf-Stein abrathen, nicht unge- gruͤndet, da man den Degen bey vielen Hochzei- ten uud buͤrgerlichen Zuſammenkuͤnfften ablegt, und an viel andern Orthen, wo es die Obſervanz einge- fuͤhrt, z. E. wenn ſich Fuͤrſtliche Herrſchafften auf ihren Land-Schloͤſſern aufhalten; ſo iſt es ja wohl billich, daß man zu Ehren des HErrn aller Herren, und des Koͤnigs aller Koͤnige, ihn von ſich lege. Die S 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/295>, abgerufen am 25.11.2024.