sind es gute, oder ich möchte vielmehr sagen, böse Indifferentisten, und Voluntairs von allen Reli- gionen, wie sie sich auch wohl selbst zu nennen pfle- gen. Sie geben hiedurch zu verstehen, daß es ih- nen gleich viel gilt, ob sie bey ihren oder bey frem- den Religions-Verwandten, vor Römisch-Catho- lische, vor Reformirte, vor Socinianer, vor Grie- chen, vor Qvacker, u. s. w. angesehen werden, sin- temahl sich alle diese Secten ebenfalls Evangelische Christen zu nennen pflegen. Sie schämten sich lieber des Christen Nahmens auch, wenn sie nur einen andern finden könten, mit dem sie eben so mit guter Manier, als wie mit diesem in dem bürgerli- chen Leben fortkommen könten. So vernünfftig aber, als sich solche Leute düncken, so bedencken sie doch nicht, daß dergleichen Beynahme, dadurch gewisse Unterschiede bemercket werden, in Anzei- gung seiner Religion, zu der man sich bekennet, eben so nothwendig seyn, als bey andern Fällen, und daß sich mancherley Umstände hierbey ereig- nen können, da so wohl uns selbst als andern dran gelegen, daß wir andern Leuten durch eine gewisse Benennung einen klaren Begriff beybringen, von derjenigen Religion, zu der wir uns bekennen.
§. 9. Es ist eine mehr als zu bekandte Erfah- rung, daß die Welt, nach einer fast durchgängigen und sündlichen Gewohnheit diejenigen Tage, so dem Göttlichen Befehl nach am meisten geheiliget werden solten, so schändlich entheiliget; der grosse GOtt mag in seinem Wort wider die Ubertreter
der
II. Theil. I. Capitul.
ſind es gute, oder ich moͤchte vielmehr ſagen, boͤſe Indifferentiſten, und Voluntairs von allen Reli- gionen, wie ſie ſich auch wohl ſelbſt zu nennen pfle- gen. Sie geben hiedurch zu verſtehen, daß es ih- nen gleich viel gilt, ob ſie bey ihren oder bey frem- den Religions-Verwandten, vor Roͤmiſch-Catho- liſche, vor Reformirte, vor Socinianer, vor Grie- chen, vor Qvacker, u. ſ. w. angeſehen werden, ſin- temahl ſich alle dieſe Secten ebenfalls Evangeliſche Chriſten zu nennen pflegen. Sie ſchaͤmten ſich lieber des Chriſten Nahmens auch, wenn ſie nur einen andern finden koͤnten, mit dem ſie eben ſo mit guter Manier, als wie mit dieſem in dem buͤrgerli- chen Leben fortkommen koͤnten. So vernuͤnfftig aber, als ſich ſolche Leute duͤncken, ſo bedencken ſie doch nicht, daß dergleichen Beynahme, dadurch gewiſſe Unterſchiede bemercket werden, in Anzei- gung ſeiner Religion, zu der man ſich bekennet, eben ſo nothwendig ſeyn, als bey andern Faͤllen, und daß ſich mancherley Umſtaͤnde hierbey ereig- nen koͤnnen, da ſo wohl uns ſelbſt als andern dran gelegen, daß wir andern Leuten durch eine gewiſſe Benennung einen klaren Begriff beybringen, von derjenigen Religion, zu der wir uns bekennen.
§. 9. Es iſt eine mehr als zu bekandte Erfah- rung, daß die Welt, nach einer faſt durchgaͤngigen und ſuͤndlichen Gewohnheit diejenigen Tage, ſo dem Goͤttlichen Befehl nach am meiſten geheiliget werden ſolten, ſo ſchaͤndlich entheiliget; der groſſe GOtt mag in ſeinem Wort wider die Ubertreter
der
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II. Theil. I. Capitul.
ſind es gute, oder ich moͤchte vielmehr ſagen, boͤſe
Indifferentiſten, und Voluntairs von allen Reli-
gionen, wie ſie ſich auch wohl ſelbſt zu nennen pfle-
gen. Sie geben hiedurch zu verſtehen, daß es ih-
nen gleich viel gilt, ob ſie bey ihren oder bey frem-
den Religions-Verwandten, vor Roͤmiſch-Catho-
liſche, vor Reformirte, vor Socinianer, vor Grie-
chen, vor Qvacker, u. ſ. w. angeſehen werden, ſin-
temahl ſich alle dieſe Secten ebenfalls Evangeliſche
Chriſten zu nennen pflegen. Sie ſchaͤmten ſich
lieber des Chriſten Nahmens auch, wenn ſie nur
einen andern finden koͤnten, mit dem ſie eben ſo mit
guter Manier, als wie mit dieſem in dem buͤrgerli-
chen Leben fortkommen koͤnten. So vernuͤnfftig
aber, als ſich ſolche Leute duͤncken, ſo bedencken ſie
doch nicht, daß dergleichen Beynahme, dadurch
gewiſſe Unterſchiede bemercket werden, in Anzei-
gung ſeiner Religion, zu der man ſich bekennet,
eben ſo nothwendig ſeyn, als bey andern Faͤllen,
und daß ſich mancherley Umſtaͤnde hierbey ereig-
nen koͤnnen, da ſo wohl uns ſelbſt als andern dran
gelegen, daß wir andern Leuten durch eine gewiſſe
Benennung einen klaren Begriff beybringen, von
derjenigen Religion, zu der wir uns bekennen.
§. 9. Es iſt eine mehr als zu bekandte Erfah-
rung, daß die Welt, nach einer faſt durchgaͤngigen
und ſuͤndlichen Gewohnheit diejenigen Tage, ſo
dem Goͤttlichen Befehl nach am meiſten geheiliget
werden ſolten, ſo ſchaͤndlich entheiliget; der groſſe
GOtt mag in ſeinem Wort wider die Ubertreter
der
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/272>, abgerufen am 18.06.2024.
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