lichen Handlungen, und theilt sich weit ab in die Staats-Ceremoniel-Wissenschafft und in die Privat-Ceremoniel-Wissenschafft. Jene giebet so viel als möglich allgemeine Lehr-Sätze, in Anse- hung der Handlungen, die unter grossen Herren vorfallen, diese aber regulirt die Handlungen der Privat-Personen, und zeiget den Wohlstand der dabey in Obacht zu nehmen.
§. 4. Es ist diese Lehre ein Stück mit derjenigen Wissenschafft, so sich um das Thun und Lassen der Menschen bekümmert, und also gienge es endlich wohl an, daß man sie bey Abhandlung des allge- meinen bürgerlichen Rechts, oder der Politica und Klugheit zu leben, mit vortrüge, ich halte aber doch davor daß es um der Ordnung willen und zu Ver- meidung allzugrosser Weitläufftigkeit, besser sey, wenn man sie ins besondere abhandelt, da zudem die Tugend-Lehre, die Lehre von der Klugheit zu leben und die Ceremoniel-Lehre, wenn man sie recht genau betrachtet, ihre eigne Grentzen haben. Die Tugend-Lehre zeiget überhaupt die Pflichten, die man zu Beförderung der wahren Glückseligkeit, dem grossen GOtt, seinem Nächsten und sich selbst zu leisten schuldig, weiset aber eben nicht ins beson- dere die Regeln und Handgriffe, wie man auf eine zuläßige Weise sich durch seine Handlungen man- cherley Nutzen zuwege bringen, und einigen Scha- den abwenden soll. Die Politica oder die Klugheit zu leben bewerckstelliget dieses letztere, und giebet Cautelen, wie man auf eine bequeme Weise sein
Inter-
A 2
Von der Ceremoniel-Wiſſenſch. uͤberh.
lichen Handlungen, und theilt ſich weit ab in die Staats-Ceremoniel-Wiſſenſchafft und in die Privat-Ceremoniel-Wiſſenſchafft. Jene giebet ſo viel als moͤglich allgemeine Lehr-Saͤtze, in Anſe- hung der Handlungen, die unter groſſen Herren vorfallen, dieſe aber regulirt die Handlungen der Privat-Perſonen, und zeiget den Wohlſtand der dabey in Obacht zu nehmen.
§. 4. Es iſt dieſe Lehre ein Stuͤck mit derjenigen Wiſſenſchafft, ſo ſich um das Thun und Laſſen der Menſchen bekuͤmmert, und alſo gienge es endlich wohl an, daß man ſie bey Abhandlung des allge- meinen buͤrgerlichen Rechts, oder der Politica und Klugheit zu leben, mit vortruͤge, ich halte aber doch davor daß es um der Ordnung willen und zu Ver- meidung allzugroſſer Weitlaͤufftigkeit, beſſer ſey, wenn man ſie ins beſondere abhandelt, da zudem die Tugend-Lehre, die Lehre von der Klugheit zu leben und die Ceremoniel-Lehre, wenn man ſie recht genau betrachtet, ihre eigne Grentzen haben. Die Tugend-Lehre zeiget uͤberhaupt die Pflichten, die man zu Befoͤrderung der wahren Gluͤckſeligkeit, dem groſſen GOtt, ſeinem Naͤchſten und ſich ſelbſt zu leiſten ſchuldig, weiſet aber eben nicht ins beſon- dere die Regeln und Handgriffe, wie man auf eine zulaͤßige Weiſe ſich durch ſeine Handlungen man- cherley Nutzen zuwege bringen, und einigen Scha- den abwenden ſoll. Die Politica oder die Klugheit zu leben bewerckſtelliget dieſes letztere, und giebet Cautelen, wie man auf eine bequeme Weiſe ſein
Inter-
A 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0023"n="3"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von der <hirendition="#aq">Ceremoniel-</hi>Wiſſenſch. uͤberh.</hi></fw><lb/>
lichen Handlungen, und theilt ſich weit ab in die<lb/>
Staats-<hirendition="#aq">Ceremoniel-</hi>Wiſſenſchafft und in die<lb/><hirendition="#aq">Privat-Ceremoniel-</hi>Wiſſenſchafft. Jene giebet<lb/>ſo viel als moͤglich allgemeine Lehr-Saͤtze, in Anſe-<lb/>
hung der Handlungen, die unter groſſen Herren<lb/>
vorfallen, dieſe aber <hirendition="#aq">reguli</hi>rt die Handlungen der<lb/><hirendition="#aq">Privat-</hi>Perſonen, und zeiget den Wohlſtand der<lb/>
dabey in Obacht zu nehmen.</p><lb/><p>§. 4. Es iſt dieſe Lehre ein Stuͤck mit derjenigen<lb/>
Wiſſenſchafft, ſo ſich um das Thun und Laſſen der<lb/>
Menſchen bekuͤmmert, und alſo gienge es endlich<lb/>
wohl an, daß man ſie bey Abhandlung des allge-<lb/>
meinen buͤrgerlichen Rechts, oder der <hirendition="#aq">Politica</hi> und<lb/>
Klugheit zu leben, mit vortruͤge, ich halte aber doch<lb/>
davor daß es um der Ordnung willen und zu Ver-<lb/>
meidung allzugroſſer Weitlaͤufftigkeit, beſſer ſey,<lb/>
wenn man ſie ins beſondere abhandelt, da zudem<lb/>
die Tugend-Lehre, die Lehre von der Klugheit zu<lb/>
leben und die <hirendition="#aq">Ceremoniel-</hi>Lehre, wenn man ſie<lb/>
recht genau betrachtet, ihre eigne Grentzen haben.<lb/>
Die Tugend-Lehre zeiget uͤberhaupt die Pflichten,<lb/>
die man zu Befoͤrderung der wahren Gluͤckſeligkeit,<lb/>
dem groſſen GOtt, ſeinem Naͤchſten und ſich ſelbſt<lb/>
zu leiſten ſchuldig, weiſet aber eben nicht ins beſon-<lb/>
dere die Regeln und Handgriffe, wie man auf eine<lb/>
zulaͤßige Weiſe ſich durch ſeine Handlungen man-<lb/>
cherley Nutzen zuwege bringen, und einigen Scha-<lb/>
den abwenden ſoll. Die <hirendition="#aq">Politica</hi> oder die Klugheit<lb/>
zu leben bewerckſtelliget dieſes letztere, und giebet<lb/><hirendition="#aq">Cautel</hi>en, wie man auf eine bequeme Weiſe ſein<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 2</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Inter-</hi></fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[3/0023]
Von der Ceremoniel-Wiſſenſch. uͤberh.
lichen Handlungen, und theilt ſich weit ab in die
Staats-Ceremoniel-Wiſſenſchafft und in die
Privat-Ceremoniel-Wiſſenſchafft. Jene giebet
ſo viel als moͤglich allgemeine Lehr-Saͤtze, in Anſe-
hung der Handlungen, die unter groſſen Herren
vorfallen, dieſe aber regulirt die Handlungen der
Privat-Perſonen, und zeiget den Wohlſtand der
dabey in Obacht zu nehmen.
§. 4. Es iſt dieſe Lehre ein Stuͤck mit derjenigen
Wiſſenſchafft, ſo ſich um das Thun und Laſſen der
Menſchen bekuͤmmert, und alſo gienge es endlich
wohl an, daß man ſie bey Abhandlung des allge-
meinen buͤrgerlichen Rechts, oder der Politica und
Klugheit zu leben, mit vortruͤge, ich halte aber doch
davor daß es um der Ordnung willen und zu Ver-
meidung allzugroſſer Weitlaͤufftigkeit, beſſer ſey,
wenn man ſie ins beſondere abhandelt, da zudem
die Tugend-Lehre, die Lehre von der Klugheit zu
leben und die Ceremoniel-Lehre, wenn man ſie
recht genau betrachtet, ihre eigne Grentzen haben.
Die Tugend-Lehre zeiget uͤberhaupt die Pflichten,
die man zu Befoͤrderung der wahren Gluͤckſeligkeit,
dem groſſen GOtt, ſeinem Naͤchſten und ſich ſelbſt
zu leiſten ſchuldig, weiſet aber eben nicht ins beſon-
dere die Regeln und Handgriffe, wie man auf eine
zulaͤßige Weiſe ſich durch ſeine Handlungen man-
cherley Nutzen zuwege bringen, und einigen Scha-
den abwenden ſoll. Die Politica oder die Klugheit
zu leben bewerckſtelliget dieſes letztere, und giebet
Cautelen, wie man auf eine bequeme Weiſe ſein
Inter-
A 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/23>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.