schlechte Zufriedenheit davon zu erwarten haben; Wer also den Trunck nicht vertragen kan, muß die Höfe meyden, wo man bey dem übermäßigen Truncke keine Dispensation erhalten kan. Wer mäs- sige Einkünffte besitzt, darf sich an den Höfen, wo alles mit einer besondern Magnisicence zugehet, oder große Geld-Summen in Spielen aufgesetzt werden, nicht lange aufhalten.
§. 5. Man thut überaus wohl, wenn man sich vorhero, ehe man den Hof besieht, nach allen un- vermeydlichen und zum Wohlstand erforderlichen Ausgaben genau erkundiget, damit man sich dar- nach zu richten wisse, und bey der Zeit seines Auf- enthalts eine durchgehends gleiche Conduite be- obachten möge. Es läst sehr schlecht, wenn man einige Wochen einen großen Staat macht, sich in Quartier, Equipage u. s. w. prächtig aufführt, oder alle Tage in Spiel-Gesellschafften antreffen läst, und grosse Summen mit aufsetzt, hernach aber die übrige Zeit zu Fuß gehet, das propre Quartier mit einem schlechten verwechselt, und fast keine Gesell- schafft mehr besucht, so daß man sich nachgehends bey andern Leuten durch diese jählinge Verände- rung lächerlich macht.
§. 6. Kommt ein junger Cavalier in eine Fürst- liche Residentz, so muß er wissen, wie er sich bey Hofe zu melden habe, und durch wen er introdu- ciret, und bey den Durchlauchtigsten Herrschaff- ten praesentiret werden könne. Damit er in kei- nem Stück verstoße, so muß er seine erste Sorge
seyn
I. Theil. VII. Capitul.
ſchlechte Zufriedenheit davon zu erwarten haben; Wer alſo den Trunck nicht vertragen kan, muß die Hoͤfe meyden, wo man bey dem uͤbermaͤßigen Tꝛuncke keine Diſpenſation erhalten kan. Wer maͤſ- ſige Einkuͤnffte beſitzt, darf ſich an den Hoͤfen, wo alles mit einer beſondern Magniſicence zugehet, oder große Geld-Summen in Spielen aufgeſetzt werden, nicht lange aufhalten.
§. 5. Man thut uͤberaus wohl, wenn man ſich vorhero, ehe man den Hof beſieht, nach allen un- vermeydlichen und zum Wohlſtand erforderlichen Ausgaben genau erkundiget, damit man ſich dar- nach zu richten wiſſe, und bey der Zeit ſeines Auf- enthalts eine durchgehends gleiche Conduite be- obachten moͤge. Es laͤſt ſehr ſchlecht, wenn man einige Wochen einen großen Staat macht, ſich in Quartier, Equipage u. ſ. w. praͤchtig auffuͤhrt, oder alle Tage in Spiel-Geſellſchafften antreffen laͤſt, und groſſe Summen mit aufſetzt, hernach aber die uͤbrige Zeit zu Fuß gehet, das propre Quartier mit einem ſchlechten verwechſelt, und faſt keine Geſell- ſchafft mehr beſucht, ſo daß man ſich nachgehends bey andern Leuten durch dieſe jaͤhlinge Veraͤnde- rung laͤcherlich macht.
§. 6. Kommt ein junger Cavalier in eine Fuͤrſt- liche Reſidentz, ſo muß er wiſſen, wie er ſich bey Hofe zu melden habe, und durch wen er introdu- ciret, und bey den Durchlauchtigſten Herrſchaff- ten præſentiret werden koͤnne. Damit er in kei- nem Stuͤck verſtoße, ſo muß er ſeine erſte Sorge
ſeyn
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I. Theil. VII. Capitul.
ſchlechte Zufriedenheit davon zu erwarten haben;
Wer alſo den Trunck nicht vertragen kan, muß
die Hoͤfe meyden, wo man bey dem uͤbermaͤßigen
Tꝛuncke keine Diſpenſation erhalten kan. Wer maͤſ-
ſige Einkuͤnffte beſitzt, darf ſich an den Hoͤfen, wo
alles mit einer beſondern Magniſicence zugehet,
oder große Geld-Summen in Spielen aufgeſetzt
werden, nicht lange aufhalten.
§. 5. Man thut uͤberaus wohl, wenn man ſich
vorhero, ehe man den Hof beſieht, nach allen un-
vermeydlichen und zum Wohlſtand erforderlichen
Ausgaben genau erkundiget, damit man ſich dar-
nach zu richten wiſſe, und bey der Zeit ſeines Auf-
enthalts eine durchgehends gleiche Conduite be-
obachten moͤge. Es laͤſt ſehr ſchlecht, wenn man
einige Wochen einen großen Staat macht, ſich in
Quartier, Equipage u. ſ. w. praͤchtig auffuͤhrt, oder
alle Tage in Spiel-Geſellſchafften antreffen laͤſt,
und groſſe Summen mit aufſetzt, hernach aber die
uͤbrige Zeit zu Fuß gehet, das propre Quartier mit
einem ſchlechten verwechſelt, und faſt keine Geſell-
ſchafft mehr beſucht, ſo daß man ſich nachgehends
bey andern Leuten durch dieſe jaͤhlinge Veraͤnde-
rung laͤcherlich macht.
§. 6. Kommt ein junger Cavalier in eine Fuͤrſt-
liche Reſidentz, ſo muß er wiſſen, wie er ſich bey
Hofe zu melden habe, und durch wen er introdu-
ciret, und bey den Durchlauchtigſten Herrſchaff-
ten præſentiret werden koͤnne. Damit er in kei-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/224>, abgerufen am 24.11.2024.
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