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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von Complimens.

§. 17. Eine gute Mine und ein zierlicher Reve-
rence
kan die Stelle eines mündlichen Compli-
mens
bey einem jungen Menschen desto eher ver-
treten, weil auch wohl andere, die hierinnen geübter
sind, oder doch geübter seyn sollen, sie bißweilen
manchen Redens-Arten, die sie sonst mit dem Mun-
de hervor bringen, müsten substituiren. Ein jun-
ger Mensch muß dahin sehen, daß die Complimens
nicht mit den Haaren herbey gezogen werden, son-
dern fein natürlich aus dem Discours entspringen.
S. das VIII. Capitul des Traite de la Civilite
moderne, p.
103. Die besten und angenehmsten
Compliments sind bißweilen die guten Touren, die
man seinen Worten zu geben weiß, und die sinnrei-
chen Einfälle, die man mit wenig Worten, ohne
sich lange zu besinnen, anbringt. Also war es ein
gut Compliment, das Menantes in Saltzdahlen
machte, wie er selbst in seiner allerneuesten Art, höf-
lich und galant zu reden, von sich anführt: Als er
sich auf dem Schloß und in dem Garten zu Saltz-
dahlen umgesehen, und ihn ein Hof-Mann fragte,
wie ihm Saltzdahlen gefiele, so sagte er: So gut als
Saltzdahlen selbst, weil er sonst keines dergleichen
gesehen. Dis eintzige nur mißfiele ihm, daß es ihm,
wegen seiner Reise, die er jetzund an andere Oerter
vorhätte, nicht stets gefallen könte. Jn diesen Com-
pliment
lobte er Saltzdahlen mehr, als wenn er ge-
sprochen hätte, es wäre gantz unvergleichlich, admi-
rable,
u. s. w. weil diese Redens-Arten alle Tage
von allen Leuten gehöret werden.

§. 18.
Von Complimens.

§. 17. Eine gute Mine und ein zierlicher Reve-
rence
kan die Stelle eines muͤndlichen Compli-
mens
bey einem jungen Menſchen deſto eher ver-
treten, weil auch wohl andere, die hierinnen geuͤbter
ſind, oder doch geuͤbter ſeyn ſollen, ſie bißweilen
manchen Redens-Arten, die ſie ſonſt mit dem Mun-
de hervor bringen, muͤſten ſubſtituiren. Ein jun-
ger Menſch muß dahin ſehen, daß die Complimens
nicht mit den Haaren herbey gezogen werden, ſon-
dern fein natuͤrlich aus dem Diſcours entſpringen.
S. das VIII. Capitul des Traitè de la Civilité
moderne, p.
103. Die beſten und angenehmſten
Compliments ſind bißweilen die guten Touren, die
man ſeinen Worten zu geben weiß, und die ſinnrei-
chen Einfaͤlle, die man mit wenig Worten, ohne
ſich lange zu beſinnen, anbringt. Alſo war es ein
gut Compliment, das Menantes in Saltzdahlen
machte, wie er ſelbſt in ſeiner allerneueſten Art, hoͤf-
lich und galant zu reden, von ſich anfuͤhrt: Als er
ſich auf dem Schloß und in dem Garten zu Saltz-
dahlen umgeſehen, und ihn ein Hof-Mann fragte,
wie ihm Saltzdahlen gefiele, ſo ſagte er: So gut als
Saltzdahlen ſelbſt, weil er ſonſt keines dergleichen
geſehen. Dis eintzige nur mißfiele ihm, daß es ihm,
wegen ſeiner Reiſe, die er jetzund an andere Oerter
vorhaͤtte, nicht ſtets gefallen koͤnte. Jn dieſen Com-
pliment
lobte er Saltzdahlen mehr, als wenn er ge-
ſprochen haͤtte, es waͤre gantz unvergleichlich, admi-
rable,
u. ſ. w. weil dieſe Redens-Arten alle Tage
von allen Leuten gehoͤret werden.

§. 18.
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[155/0175] Von Complimens. §. 17. Eine gute Mine und ein zierlicher Reve- rence kan die Stelle eines muͤndlichen Compli- mens bey einem jungen Menſchen deſto eher ver- treten, weil auch wohl andere, die hierinnen geuͤbter ſind, oder doch geuͤbter ſeyn ſollen, ſie bißweilen manchen Redens-Arten, die ſie ſonſt mit dem Mun- de hervor bringen, muͤſten ſubſtituiren. Ein jun- ger Menſch muß dahin ſehen, daß die Complimens nicht mit den Haaren herbey gezogen werden, ſon- dern fein natuͤrlich aus dem Diſcours entſpringen. S. das VIII. Capitul des Traitè de la Civilité moderne, p. 103. Die beſten und angenehmſten Compliments ſind bißweilen die guten Touren, die man ſeinen Worten zu geben weiß, und die ſinnrei- chen Einfaͤlle, die man mit wenig Worten, ohne ſich lange zu beſinnen, anbringt. Alſo war es ein gut Compliment, das Menantes in Saltzdahlen machte, wie er ſelbſt in ſeiner allerneueſten Art, hoͤf- lich und galant zu reden, von ſich anfuͤhrt: Als er ſich auf dem Schloß und in dem Garten zu Saltz- dahlen umgeſehen, und ihn ein Hof-Mann fragte, wie ihm Saltzdahlen gefiele, ſo ſagte er: So gut als Saltzdahlen ſelbſt, weil er ſonſt keines dergleichen geſehen. Dis eintzige nur mißfiele ihm, daß es ihm, wegen ſeiner Reiſe, die er jetzund an andere Oerter vorhaͤtte, nicht ſtets gefallen koͤnte. Jn dieſen Com- pliment lobte er Saltzdahlen mehr, als wenn er ge- ſprochen haͤtte, es waͤre gantz unvergleichlich, admi- rable, u. ſ. w. weil dieſe Redens-Arten alle Tage von allen Leuten gehoͤret werden. §. 18.

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/175>, abgerufen am 21.11.2024.