werden möchte, sintemahl diejenigen, die einem hierunter weh thun wollen, ihren Endzweck hierbey nicht erreichen; sie würden einen solchen Menschen sehr verdencken, daß er sich nichts draus machte, sondern noch gantz frey und lustig dabey wäre; sie würden unwillig werden, daß er gar keine Empfin- dung von dem Point d'honeur bey sich hätte, sie dürfften wohl gar glauben, daß er ihrer noch darzu braviren und trotzen wolte. Andere Leute würden dieses vor ein Zeichen eines niederträchtigen Ge- müths ansehen, welches, wie aus der Tugend-Lehre bekandt, ein schändlich Laster; ein jedweder würde von einem solchen Menschen urtheilen, daß er weder Ehre noch Schande in seinem Leibe hätte, feindseli- ge Gemüther würden hierdurch aufgebracht wer- den, ihn auf das äusserste zu beschimpffen/ und ein so unempfindlicher Mensch würde zu einen allgemei- nen Ziel der Verachtung und Beschimpffung die- nen.
§. 36. Bey so gestalten Sachen muß es ein auf eine Zeitlang unglücklicher und disgracirter Hof- Mann machen, wie ein vernünfftiger Wanders- mann bey Sturm und Blitzen, und bey ungestümen Wetter auf der Strasse es zu machen pflegt; er fängt zwar keinen Streit mit dem Himmel an, er flucht und lästert nicht auf die Schlossen, er lacht doch aber auch nicht dabey, er ist nicht frölich, klinget und sin- get nicht, als wenn er sich in der grösten Glückselig- keit befände, sondern bezeiget durch seine Minen, daß es ihm lieber, wenn der Sturm vorüber wäre.
Er
I. Theil. IV. Capitul.
werden moͤchte, ſintemahl diejenigen, die einem hierunter weh thun wollen, ihren Endzweck hierbey nicht erreichen; ſie wuͤrden einen ſolchen Menſchen ſehr verdencken, daß er ſich nichts draus machte, ſondern noch gantz frey und luſtig dabey waͤre; ſie wuͤrden unwillig werden, daß er gar keine Empfin- dung von dem Point d’honeur bey ſich haͤtte, ſie duͤrfften wohl gar glauben, daß er ihrer noch darzu braviren und trotzen wolte. Andere Leute wuͤrden dieſes vor ein Zeichen eines niedertraͤchtigen Ge- muͤths anſehen, welches, wie aus der Tugend-Lehre bekandt, ein ſchaͤndlich Laſter; ein jedweder wuͤrde von einem ſolchen Menſchen urtheilen, daß er weder Ehre noch Schande in ſeinem Leibe haͤtte, feindſeli- ge Gemuͤther wuͤrden hierdurch aufgebracht wer- den, ihn auf das aͤuſſerſte zu beſchimpffen/ und ein ſo unempfindlicher Menſch wuͤrde zu einen allgemei- nen Ziel der Verachtung und Beſchimpffung die- nen.
§. 36. Bey ſo geſtalten Sachen muß es ein auf eine Zeitlang ungluͤcklicher und diſgracirter Hof- Mann machen, wie ein vernuͤnfftiger Wanders- mann bey Sturm und Blitzen, und bey ungeſtuͤmen Wetter auf der Straſſe es zu machen pflegt; er faͤngt zwar keinen Streit mit dem Himmel an, er flucht und laͤſtert nicht auf die Schloſſen, er lacht doch aber auch nicht dabey, er iſt nicht froͤlich, klinget und ſin- get nicht, als wenn er ſich in der groͤſten Gluͤckſelig- keit befaͤnde, ſondern bezeiget durch ſeine Minen, daß es ihm lieber, wenn der Sturm voruͤber waͤre.
Er
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I. Theil. IV. Capitul.
werden moͤchte, ſintemahl diejenigen, die einem
hierunter weh thun wollen, ihren Endzweck hierbey
nicht erreichen; ſie wuͤrden einen ſolchen Menſchen
ſehr verdencken, daß er ſich nichts draus machte,
ſondern noch gantz frey und luſtig dabey waͤre; ſie
wuͤrden unwillig werden, daß er gar keine Empfin-
dung von dem Point d’honeur bey ſich haͤtte, ſie
duͤrfften wohl gar glauben, daß er ihrer noch darzu
braviren und trotzen wolte. Andere Leute wuͤrden
dieſes vor ein Zeichen eines niedertraͤchtigen Ge-
muͤths anſehen, welches, wie aus der Tugend-Lehre
bekandt, ein ſchaͤndlich Laſter; ein jedweder wuͤrde
von einem ſolchen Menſchen urtheilen, daß er weder
Ehre noch Schande in ſeinem Leibe haͤtte, feindſeli-
ge Gemuͤther wuͤrden hierdurch aufgebracht wer-
den, ihn auf das aͤuſſerſte zu beſchimpffen/ und ein
ſo unempfindlicher Menſch wuͤrde zu einen allgemei-
nen Ziel der Verachtung und Beſchimpffung die-
nen.
§. 36. Bey ſo geſtalten Sachen muß es ein auf
eine Zeitlang ungluͤcklicher und diſgracirter Hof-
Mann machen, wie ein vernuͤnfftiger Wanders-
mann bey Sturm und Blitzen, und bey ungeſtuͤmen
Wetter auf der Straſſe es zu machen pflegt; er faͤngt
zwar keinen Streit mit dem Himmel an, er flucht
und laͤſtert nicht auf die Schloſſen, er lacht doch aber
auch nicht dabey, er iſt nicht froͤlich, klinget und ſin-
get nicht, als wenn er ſich in der groͤſten Gluͤckſelig-
keit befaͤnde, ſondern bezeiget durch ſeine Minen,
daß es ihm lieber, wenn der Sturm voruͤber waͤre.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/154>, abgerufen am 21.11.2024.
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