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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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noch Plato es deutlich ausspricht 1), eigen, in untrennbarer Ver-
einigung Leibes und der Seele ewig zu leben. Höfische Theo-
logie konnte wohl den Unterthanen den Glauben an solche
Wunder um so eher zumuthen, weil, wie im semitischen Orient,
so vielleicht auch in Aegypten die Vorstellung der Entrückung
gottgeliebter, göttlicher Natur näher stehender Menschen zu
unvergänglichem Leben einheimischer Sage vertraut war 2), wie

hervor, dass Alexander d. Gr. sich habe in den Euphrat stürzen wollen,
os aphanes ex anthropon genomenos pistoteran ten doxan para tois epeita
egkataleipoi, oti ek theou te auto e genesis kai para theous e apokhoresis.
Völlig der alte Entrückungsgedanke, wie in den Geschichten vom Ende
des Empedokles [s. oben p. 467, 2 Christliche Pamphletisten übertrugen
die Fabel auf Julian und sein Ende). Jedenfalls nach dem Vorgang der
hellenistischen Könige und der an ihren Höfen üblichen Consecrations-
fabeln (sie sterben nicht, sondern methistantai ex anthropon, meth. eis theous:
Dittenb. Syll. 246, 16; Ins. v. Pergamon 240, 4, Ins. aus Hierapolis bei
Fränkel, Ins. v. Perg. I p. 39 a) haben die römischen Kaiser sich ähn-
liche conventionelle Wundergeschichten gefallen lassen. Die Entrückung
des Gottes, der mit seiner vollen Person in caelum redit, wird als der
Vorgang beim Tode des Kaisers angedeutet auf den Consecrationsmünzen,
die den Verklärten durch einen Genius oder einen Vogel (wie den Adler,
den man aus dem rogus des Kaisers auffliegen liess; Cass. Dio 56, 42, 3;
74, 5, 5. Herodian 4, 2 extr.) in den Himmel getragen zeigen (Marquardt
Röm. Staatsverw. 3, 447, 3). Es fanden sich ja auch Leute, die eidlich
bekräftigten, wie sie die Entrückung des Kaisers, mit Leib und Seele,
in den Himmel selbst gesehen hätten, wie einst Julius Proculus die des
Romulus. So bei August's Abscheiden (Cass. Dio 56, 46, 2) und bei dem
der Drusilla (id. 59, 11, 4; Seneca apokolok. 1). Dies war das officiell
Vorausgesetzte, die einzige Weise in der Götter aus dem Leben scheiden
können.
1) Phaedr. 246 C. D: plattomen -- -- theon, athanaton ti zoon, ekhon
men psukhen, ekhon de soma, ton aei de khronon tauta xumpephukota. Nach dem
Willen des demiourgos bleibt (wiewohl an sich to dethen pan luton: hier-
auf anspielend Klearch bei Athen. 15, 670 B: oti luton [luetai die Hs.]
men pan to dedemenon) Leib und Seele der Götter stets verbunden; daher
sind sie athanatoi. Tim. 41 A/B.
2) Hasisadra; Henoch: oben p. 72 f. Auch Moses wird ja entrückt
nach späterer Sage, und Elias. (Verschwinden des, nun und eben des-
wegen mit Opfern verehrten Hamilkar nach der Schlacht bei Panormos:
Herodot 7, 166. 167.). -- Aegypten: von der ex anthropon metastasis, d. i.
Entrückung, des Osiris redet Diodor. 1, 25, 7 (zum Ausdruck vgl.: Kastor
kai Poludeukes ex anthropon ephanisthesan Isocrat. Archid. 18 u. ä. öfter)

noch Plato es deutlich ausspricht 1), eigen, in untrennbarer Ver-
einigung Leibes und der Seele ewig zu leben. Höfische Theo-
logie konnte wohl den Unterthanen den Glauben an solche
Wunder um so eher zumuthen, weil, wie im semitischen Orient,
so vielleicht auch in Aegypten die Vorstellung der Entrückung
gottgeliebter, göttlicher Natur näher stehender Menschen zu
unvergänglichem Leben einheimischer Sage vertraut war 2), wie

hervor, dass Alexander d. Gr. sich habe in den Euphrat stürzen wollen,
ὡς ἀφανὴς ἐξ ἀνϑρώπων γενόμενος πιστοτέραν τὴν δόξαν παρὰ τοῖς ἔπειτα
ἐγκαταλείποι, ὅτι ἐκ ϑεοῦ τε αὐτῷ ἡ γένεσις καὶ παρὰ ϑεοὺς ἡ ἀποχώρησις.
Völlig der alte Entrückungsgedanke, wie in den Geschichten vom Ende
des Empedokles [s. oben p. 467, 2 Christliche Pamphletisten übertrugen
die Fabel auf Julian und sein Ende). Jedenfalls nach dem Vorgang der
hellenistischen Könige und der an ihren Höfen üblichen Consecrations-
fabeln (sie sterben nicht, sondern μεϑίστανται ἐξ ἀνϑρώπων, μεϑ. εἰς ϑεούς:
Dittenb. Syll. 246, 16; Ins. v. Pergamon 240, 4, Ins. aus Hierapolis bei
Fränkel, Ins. v. Perg. I p. 39 a) haben die römischen Kaiser sich ähn-
liche conventionelle Wundergeschichten gefallen lassen. Die Entrückung
des Gottes, der mit seiner vollen Person in caelum redit, wird als der
Vorgang beim Tode des Kaisers angedeutet auf den Consecrationsmünzen,
die den Verklärten durch einen Genius oder einen Vogel (wie den Adler,
den man aus dem rogus des Kaisers auffliegen liess; Cass. Dio 56, 42, 3;
74, 5, 5. Herodian 4, 2 extr.) in den Himmel getragen zeigen (Marquardt
Röm. Staatsverw. 3, 447, 3). Es fanden sich ja auch Leute, die eidlich
bekräftigten, wie sie die Entrückung des Kaisers, mit Leib und Seele,
in den Himmel selbst gesehen hätten, wie einst Julius Proculus die des
Romulus. So bei August’s Abscheiden (Cass. Dio 56, 46, 2) und bei dem
der Drusilla (id. 59, 11, 4; Seneca ἀποκολοκ. 1). Dies war das officiell
Vorausgesetzte, die einzige Weise in der Götter aus dem Leben scheiden
können.
1) Phaedr. 246 C. D: πλάττομεν — — ϑεόν, ἀϑάνατόν τι ζῷον, ἔχον
μὲν ψυχήν, ἔχον δὲ σῶμα, τὸν ἀεὶ δὲ χρόνον ταῦτα ξυμπεφυκότα. Nach dem
Willen des δημιουργός bleibt (wiewohl an sich τὸ δεϑὲν πᾶν λυτόν: hier-
auf anspielend Klearch bei Athen. 15, 670 B: ὅτι λυτὸν [λύεται die Hs.]
μὲν πᾶν τὸ δεδεμένον) Leib und Seele der Götter stets verbunden; daher
sind sie ἀϑάνατοι. Tim. 41 A/B.
2) Hasisadra; Henoch: oben p. 72 f. Auch Moses wird ja entrückt
nach späterer Sage, und Elias. (Verschwinden des, nun und eben des-
wegen mit Opfern verehrten Hamilkar nach der Schlacht bei Panormos:
Herodot 7, 166. 167.). — Aegypten: von der ἐξ ἀνϑρώπων μετάστασις, d. i.
Entrückung, des Osiris redet Diodor. 1, 25, 7 (zum Ausdruck vgl.: Κάστωρ
καὶ Πολυδεύκης ἐξ ἀνϑρώπων ἠφανίσϑησαν Isocrat. Archid. 18 u. ä. öfter)
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[664/0680] noch Plato es deutlich ausspricht 1), eigen, in untrennbarer Ver- einigung Leibes und der Seele ewig zu leben. Höfische Theo- logie konnte wohl den Unterthanen den Glauben an solche Wunder um so eher zumuthen, weil, wie im semitischen Orient, so vielleicht auch in Aegypten die Vorstellung der Entrückung gottgeliebter, göttlicher Natur näher stehender Menschen zu unvergänglichem Leben einheimischer Sage vertraut war 2), wie 2) 1) Phaedr. 246 C. D: πλάττομεν — — ϑεόν, ἀϑάνατόν τι ζῷον, ἔχον μὲν ψυχήν, ἔχον δὲ σῶμα, τὸν ἀεὶ δὲ χρόνον ταῦτα ξυμπεφυκότα. Nach dem Willen des δημιουργός bleibt (wiewohl an sich τὸ δεϑὲν πᾶν λυτόν: hier- auf anspielend Klearch bei Athen. 15, 670 B: ὅτι λυτὸν [λύεται die Hs.] μὲν πᾶν τὸ δεδεμένον) Leib und Seele der Götter stets verbunden; daher sind sie ἀϑάνατοι. Tim. 41 A/B. 2) Hasisadra; Henoch: oben p. 72 f. Auch Moses wird ja entrückt nach späterer Sage, und Elias. (Verschwinden des, nun und eben des- wegen mit Opfern verehrten Hamilkar nach der Schlacht bei Panormos: Herodot 7, 166. 167.). — Aegypten: von der ἐξ ἀνϑρώπων μετάστασις, d. i. Entrückung, des Osiris redet Diodor. 1, 25, 7 (zum Ausdruck vgl.: Κάστωρ καὶ Πολυδεύκης ἐξ ἀνϑρώπων ἠφανίσϑησαν Isocrat. Archid. 18 u. ä. öfter) 2) hervor, dass Alexander d. Gr. sich habe in den Euphrat stürzen wollen, ὡς ἀφανὴς ἐξ ἀνϑρώπων γενόμενος πιστοτέραν τὴν δόξαν παρὰ τοῖς ἔπειτα ἐγκαταλείποι, ὅτι ἐκ ϑεοῦ τε αὐτῷ ἡ γένεσις καὶ παρὰ ϑεοὺς ἡ ἀποχώρησις. Völlig der alte Entrückungsgedanke, wie in den Geschichten vom Ende des Empedokles [s. oben p. 467, 2 Christliche Pamphletisten übertrugen die Fabel auf Julian und sein Ende). Jedenfalls nach dem Vorgang der hellenistischen Könige und der an ihren Höfen üblichen Consecrations- fabeln (sie sterben nicht, sondern μεϑίστανται ἐξ ἀνϑρώπων, μεϑ. εἰς ϑεούς: Dittenb. Syll. 246, 16; Ins. v. Pergamon 240, 4, Ins. aus Hierapolis bei Fränkel, Ins. v. Perg. I p. 39 a) haben die römischen Kaiser sich ähn- liche conventionelle Wundergeschichten gefallen lassen. Die Entrückung des Gottes, der mit seiner vollen Person in caelum redit, wird als der Vorgang beim Tode des Kaisers angedeutet auf den Consecrationsmünzen, die den Verklärten durch einen Genius oder einen Vogel (wie den Adler, den man aus dem rogus des Kaisers auffliegen liess; Cass. Dio 56, 42, 3; 74, 5, 5. Herodian 4, 2 extr.) in den Himmel getragen zeigen (Marquardt Röm. Staatsverw. 3, 447, 3). Es fanden sich ja auch Leute, die eidlich bekräftigten, wie sie die Entrückung des Kaisers, mit Leib und Seele, in den Himmel selbst gesehen hätten, wie einst Julius Proculus die des Romulus. So bei August’s Abscheiden (Cass. Dio 56, 46, 2) und bei dem der Drusilla (id. 59, 11, 4; Seneca ἀποκολοκ. 1). Dies war das officiell Vorausgesetzte, die einzige Weise in der Götter aus dem Leben scheiden können.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/680>, abgerufen am 24.11.2024.