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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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freundlichen Bilder von einem "Orte der Hinkunft", zu dem
die geplagten Menschenkinder der Tod entsende, mögen weiter
verbreiteten Glauben gefunden haben. Homer, der Lehrer
Aller, hatte sie dem Gedächtniss eingeprägt. Dem Dichter
hatte die elysische Flur als ein Ort auf der Oberfläche der
Erde gegolten, an den seltene Göttergunst bei Leibesleben
einzelne Lieblinge entrücken konnte, damit sie dort ohne Tod
ein ewiges Glück genössen 1). In seinem Sinne hatte die Dich-
tung der folgenden Zeiten den zu selig verborgenem Leben im
Elysion oder auf den Inseln der Seligen Entrückten noch
manchen Helden und manche Heldenfrau der alten Sage zu-
geführt 2). Wem das Elysion als der Ort der Verheissung

Maury, La magie et l'astrol. dans l'antiq. 166 ff.]) Atrocitäten wirklich
volksthümlichem Glauben entsprechen, ist schwer genau festzustellen.
Aber Celsus z. B., der selbst an ewige Höllenstrafen glaubt (Orig. adv. C.
8, 49 p. 180) weiss sich doch zur Bekräftigung dieses Glaubens nur
auf die Lehren der exegetai telestai te kai mustagogoi gewisser (nicht
näher bezeichneter) iera zu berufen: Orig. 8, 48 p. 177. Vgl. oben
p. 284 ff.; 420, 4.
1) S. oben p. 64 ff.
2) Peleus, Kadmos, Achill auf der makaron nasos: Pindar,
Ol. 2, 78 ff. (Peleus und Kadmos höchste Beispiele der eudaimonia: Pyth.
3, 86 ff.). Dem Peleus verheisst Thetis bei Eurip. Andr. 1225 ff. unsterb-
liches Leben Nereos en domois. Von Kadmos (und seiner Harmonia)
muss ein altes Gedicht ausdrücklich so erzählt haben. Versetzung beider
(nach ihrem Abscheiden in Illyrien, wo ihre Gräber und die steinernen
Schlangen gezeigt wurden, in die sie verwandelt worden waren: s. C.
Müller zu Skylax § 24, p. 31) makaron es aian: Eurip. Bacch. 1327 f.;
poietai und muthographoi bei Schol. Pind. P. 3, 153. Achill und Dio-
medes
nesois en makaron, nach dem Skolion auf Harmodios: carm. popul.
fr. 10 Bgk. (So ist noch öfter davon die Rede, dass Achill auf den Inseln
der Seligen sei, oder auf dem, mit diesen durchweg gleich gesetzten
Elusion pedion [elusios leimon auf der makaron nesos: Luc. Jupp. conf.
17, ver. hist. 2, 14]: z. B. Plat. Symp. 179 B; Apoll. Rhod. 4, 811. Sein
eigentlicher Aufenthalt, die Insel Leuke, ist eben auch eine makaron
nesos, von älterer Erfindung jedenfalls als die allgemeinen Inseln der
Seligen, von denen für uns zuerst Hesiod, Op. 159 ff. redet. So hat Dio-
medes eigentlich -- nach seinem aphanismos -- ewiges Leben auf der
nach ihm benannten Insel im Adriatischen Meer [Ibykos bei Schol. Pind.
N. 10. 12; Strabo 6, 283. 284 u. A.], das Skolion setzt auch ihn an den

freundlichen Bilder von einem „Orte der Hinkunft“, zu dem
die geplagten Menschenkinder der Tod entsende, mögen weiter
verbreiteten Glauben gefunden haben. Homer, der Lehrer
Aller, hatte sie dem Gedächtniss eingeprägt. Dem Dichter
hatte die elysische Flur als ein Ort auf der Oberfläche der
Erde gegolten, an den seltene Göttergunst bei Leibesleben
einzelne Lieblinge entrücken konnte, damit sie dort ohne Tod
ein ewiges Glück genössen 1). In seinem Sinne hatte die Dich-
tung der folgenden Zeiten den zu selig verborgenem Leben im
Elysion oder auf den Inseln der Seligen Entrückten noch
manchen Helden und manche Heldenfrau der alten Sage zu-
geführt 2). Wem das Elysion als der Ort der Verheissung

Maury, La magie et l’astrol. dans l’antiq. 166 ff.]) Atrocitäten wirklich
volksthümlichem Glauben entsprechen, ist schwer genau festzustellen.
Aber Celsus z. B., der selbst an ewige Höllenstrafen glaubt (Orig. adv. C.
8, 49 p. 180) weiss sich doch zur Bekräftigung dieses Glaubens nur
auf die Lehren der ἐξηγηταὶ τελεσταί τε καὶ μυσταγωγοί gewisser (nicht
näher bezeichneter) ἱερά zu berufen: Orig. 8, 48 p. 177. Vgl. oben
p. 284 ff.; 420, 4.
1) S. oben p. 64 ff.
2) Peleus, Kadmos, Achill auf der μακάρων νᾶσος: Pindar,
Ol. 2, 78 ff. (Peleus und Kadmos höchste Beispiele der εὐδαιμονία: Pyth.
3, 86 ff.). Dem Peleus verheisst Thetis bei Eurip. Andr. 1225 ff. unsterb-
liches Leben Νηρέως ἐν δόμοις. Von Kadmos (und seiner Harmonia)
muss ein altes Gedicht ausdrücklich so erzählt haben. Versetzung beider
(nach ihrem Abscheiden in Illyrien, wo ihre Gräber und die steinernen
Schlangen gezeigt wurden, in die sie verwandelt worden waren: s. C.
Müller zu Skylax § 24, p. 31) μακάρων ἐς αἶαν: Eurip. Bacch. 1327 f.;
ποιηταἱ und μυϑογράφοι bei Schol. Pind. P. 3, 153. Achill und Dio-
medes
νήσοις ἐν μακάρων, nach dem Skolion auf Harmodios: carm. popul.
fr. 10 Bgk. (So ist noch öfter davon die Rede, dass Achill auf den Inseln
der Seligen sei, oder auf dem, mit diesen durchweg gleich gesetzten
Ἠλύσιον πεδίον [ἠλύσιος λειμών auf der μακάρων νῆσος: Luc. Jupp. conf.
17, ver. hist. 2, 14]: z. B. Plat. Symp. 179 B; Apoll. Rhod. 4, 811. Sein
eigentlicher Aufenthalt, die Insel Leuke, ist eben auch eine μακάρων
νῆσος, von älterer Erfindung jedenfalls als die allgemeinen Inseln der
Seligen, von denen für uns zuerst Hesiod, Op. 159 ff. redet. So hat Dio-
medes eigentlich — nach seinem ἀφανισμός — ewiges Leben auf der
nach ihm benannten Insel im Adriatischen Meer [Ibykos bei Schol. Pind.
N. 10. 12; Strabo 6, 283. 284 u. A.], das Skolion setzt auch ihn an den
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[658/0674] freundlichen Bilder von einem „Orte der Hinkunft“, zu dem die geplagten Menschenkinder der Tod entsende, mögen weiter verbreiteten Glauben gefunden haben. Homer, der Lehrer Aller, hatte sie dem Gedächtniss eingeprägt. Dem Dichter hatte die elysische Flur als ein Ort auf der Oberfläche der Erde gegolten, an den seltene Göttergunst bei Leibesleben einzelne Lieblinge entrücken konnte, damit sie dort ohne Tod ein ewiges Glück genössen 1). In seinem Sinne hatte die Dich- tung der folgenden Zeiten den zu selig verborgenem Leben im Elysion oder auf den Inseln der Seligen Entrückten noch manchen Helden und manche Heldenfrau der alten Sage zu- geführt 2). Wem das Elysion als der Ort der Verheissung 1) 1) S. oben p. 64 ff. 2) Peleus, Kadmos, Achill auf der μακάρων νᾶσος: Pindar, Ol. 2, 78 ff. (Peleus und Kadmos höchste Beispiele der εὐδαιμονία: Pyth. 3, 86 ff.). Dem Peleus verheisst Thetis bei Eurip. Andr. 1225 ff. unsterb- liches Leben Νηρέως ἐν δόμοις. Von Kadmos (und seiner Harmonia) muss ein altes Gedicht ausdrücklich so erzählt haben. Versetzung beider (nach ihrem Abscheiden in Illyrien, wo ihre Gräber und die steinernen Schlangen gezeigt wurden, in die sie verwandelt worden waren: s. C. Müller zu Skylax § 24, p. 31) μακάρων ἐς αἶαν: Eurip. Bacch. 1327 f.; ποιηταἱ und μυϑογράφοι bei Schol. Pind. P. 3, 153. Achill und Dio- medes νήσοις ἐν μακάρων, nach dem Skolion auf Harmodios: carm. popul. fr. 10 Bgk. (So ist noch öfter davon die Rede, dass Achill auf den Inseln der Seligen sei, oder auf dem, mit diesen durchweg gleich gesetzten Ἠλύσιον πεδίον [ἠλύσιος λειμών auf der μακάρων νῆσος: Luc. Jupp. conf. 17, ver. hist. 2, 14]: z. B. Plat. Symp. 179 B; Apoll. Rhod. 4, 811. Sein eigentlicher Aufenthalt, die Insel Leuke, ist eben auch eine μακάρων νῆσος, von älterer Erfindung jedenfalls als die allgemeinen Inseln der Seligen, von denen für uns zuerst Hesiod, Op. 159 ff. redet. So hat Dio- medes eigentlich — nach seinem ἀφανισμός — ewiges Leben auf der nach ihm benannten Insel im Adriatischen Meer [Ibykos bei Schol. Pind. N. 10. 12; Strabo 6, 283. 284 u. A.], das Skolion setzt auch ihn an den 1) Maury, La magie et l’astrol. dans l’antiq. 166 ff.]) Atrocitäten wirklich volksthümlichem Glauben entsprechen, ist schwer genau festzustellen. Aber Celsus z. B., der selbst an ewige Höllenstrafen glaubt (Orig. adv. C. 8, 49 p. 180) weiss sich doch zur Bekräftigung dieses Glaubens nur auf die Lehren der ἐξηγηταὶ τελεσταί τε καὶ μυσταγωγοί gewisser (nicht näher bezeichneter) ἱερά zu berufen: Orig. 8, 48 p. 177. Vgl. oben p. 284 ff.; 420, 4.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/674>, abgerufen am 24.11.2024.