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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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für sie sorgt nicht nur die Familie, sondern vielfach auch die
Genossenschaft, der etwa der Verstorbene angehört hatte 1).
Verdienten Bürgern wird in diesen Zeiten, in denen die Städte
für den Mangel grosser Lebensinteressen in einer oft rührenden
Fürsorge für das Nächstliegende und Beschränkte Ersatz suchen,
nicht selten feierliches Grabgeleite und Begräbniss durch die
Bürgerschaft zuerkannt 2); die Hinterbliebenen, beschliessen dann
wohl die Väter der Stadt, sollen durch bestellte Trostredner
der Theilnahme an ihrem Verlust versichert und über den
Schmerz hinweggeleitet werden 3).

nomos esti genesthai, tonde tukhon kago tonde taphon katekho. Kaib. epigr.
lap.
137. Vgl. 153, 7. 8.
1) omotaphoi unter anderen Genossenschaften erwähnt schon in einem
Solonischen Gesetz: Digest. 47, 22, 4. Dies wohl eigene collegia funera-
ticia.
Sonst finden sich (nicht eben sehr häufig) Spuren von gemeinsamen
Grabstätten von thiasoi: z. B. auf Kos, Inscr. of Cos 155--159. eranistai be-
statten ihr Mitglied: C. I. Att. II 3308; summustai desgleichen: Athen. Mit-
theil.
9, 35; ein Mitglied steuert, als tamias des collegium, verstorbenen
Mitgliedern eines eranos aus eigenen Mitteln bei eis ten taphen, tou euskhemo-
nein autous kai teteleutekotas ktl. C. I. A. II 621 (um 150 v. Chr.) Ein
andrer tamias dedoken tois metallaxasin (thiasotais) to taphikon parakhrema:
Att. Ins., 3. Jh. v. Chr.; Ath. Mitth. 9, 388. Vgl. Rhodische Inschr.
Bull. corr. hell. 4, 138. Dionysiasten, Athenaisten in Tanagra ethapsan ton
deina: Collitz, Dialektins. 960--962. oi thiasoi pantes und auch noch oi
epheboi kai oi neoi, o demos, e gerousia setzen das Denkmal: C. I. Gr. 3101.
3112. (Teos) sunodeitai bestatten gemeinsam die Mitglieder ihrer sunodoi:
I. or. sept. Pont. Eux. II n. 60--65.
2) demosia taphe öfter. Beschlüsse, pandemei parapempsasthai to soma
tou deinos epi ten kedeian autou: Ins. Amorgos, Bull. corr. hell. 1891,
p. 577 (Z. 26); p. 586 (Z. 17 ff.). Beschluss von Rath und Volk in Olbia
(1. Jahrh. v. Chr.): es sollen, wenn der Leichnam eines gewissen, in der
Fremde verstorbenen verdienten Bürgers in die Stadt gebracht werde, alle
Werkstätten geschlossen werden, die Bürger in schwarzer Kleidung seiner
ekphora folgen, ein Reiterstandbild dem Todten errichtet werden, alljähr-
lich an den ippodromiai für Achill der dem Todten verliehene goldene
Kranz ausgerufen werden u. s. w. I. or. sept. Pont. Eux. I n. 17, 22 ff. --
Ehrung des Verstorbenen durch einen goldenen Kranz: C. I. Gr. 3185;
Cic. pro Flacco § 75. Diese Beispiele aus Smyrna, wo solche Ehrung
besonders herkömmlich war. S. Böckh zu C. I. Gr. 3216.
3) Besonders auf Amorgos scheint dies üblich gewesen zu sein:
S. C. I. Gr. 2264 b; vier Inss. aus Amorgos, bull. corr. hell. 1891 p. 574

für sie sorgt nicht nur die Familie, sondern vielfach auch die
Genossenschaft, der etwa der Verstorbene angehört hatte 1).
Verdienten Bürgern wird in diesen Zeiten, in denen die Städte
für den Mangel grosser Lebensinteressen in einer oft rührenden
Fürsorge für das Nächstliegende und Beschränkte Ersatz suchen,
nicht selten feierliches Grabgeleite und Begräbniss durch die
Bürgerschaft zuerkannt 2); die Hinterbliebenen, beschliessen dann
wohl die Väter der Stadt, sollen durch bestellte Trostredner
der Theilnahme an ihrem Verlust versichert und über den
Schmerz hinweggeleitet werden 3).

νόμος ἐστὶ γενέσϑαι, τῶνδε τυχὼν κἀγὼ τόνδε τάφον κατέχω. Kaib. epigr.
lap.
137. Vgl. 153, 7. 8.
1) ὁμόταφοι unter anderen Genossenschaften erwähnt schon in einem
Solonischen Gesetz: Digest. 47, 22, 4. Dies wohl eigene collegia funera-
ticia.
Sonst finden sich (nicht eben sehr häufig) Spuren von gemeinsamen
Grabstätten von ϑίασοι: z. B. auf Kos, Inscr. of Cos 155—159. ἐρανισταί be-
statten ihr Mitglied: C. I. Att. II 3308; συμμύσται desgleichen: Athen. Mit-
theil.
9, 35; ein Mitglied steuert, als ταμίας des collegium, verstorbenen
Mitgliedern eines ἔρανος aus eigenen Mitteln bei εἰς τὴν ταφήν, τοῦ εὐσχημο-
νεῖν αὐτοὺς καὶ τετελευτηκότας κτλ. C. I. A. II 621 (um 150 v. Chr.) Ein
andrer ταμίας δέδωκεν τοῖς μεταλλάξασιν (ϑιασώταις) τὸ ταφικὸν παραχρῆμα:
Att. Ins., 3. Jh. v. Chr.; Ath. Mitth. 9, 388. Vgl. Rhodische Inschr.
Bull. corr. hell. 4, 138. Dionysiasten, Athenaisten in Tanagra ἔϑαψαν τὸν
δεῖνα: Collitz, Dialektins. 960—962. οἱ ϑίασοι πάντες und auch noch οἱ
ἔφηβοι καὶ οἱ νέοι, ὁ δῆμος, ἡ γερουσία setzen das Denkmal: C. I. Gr. 3101.
3112. (Teos) συνοδεῖται bestatten gemeinsam die Mitglieder ihrer σύνοδοι:
I. or. sept. Pont. Eux. II n. 60—65.
2) δημοσία ταφή öfter. Beschlüsse, πανδημεὶ παραπέμψασϑαι τὸ σῶμα
τοῦ δεῖνος ἐπὶ τὴν κηδείαν αὐτοῦ: Ins. Amorgos, Bull. corr. hell. 1891,
p. 577 (Z. 26); p. 586 (Z. 17 ff.). Beschluss von Rath und Volk in Olbia
(1. Jahrh. v. Chr.): es sollen, wenn der Leichnam eines gewissen, in der
Fremde verstorbenen verdienten Bürgers in die Stadt gebracht werde, alle
Werkstätten geschlossen werden, die Bürger in schwarzer Kleidung seiner
ἐκφορά folgen, ein Reiterstandbild dem Todten errichtet werden, alljähr-
lich an den ἱπποδρομίαι für Achill der dem Todten verliehene goldene
Kranz ausgerufen werden u. s. w. I. or. sept. Pont. Eux. I n. 17, 22 ff. —
Ehrung des Verstorbenen durch einen goldenen Kranz: C. I. Gr. 3185;
Cic. pro Flacco § 75. Diese Beispiele aus Smyrna, wo solche Ehrung
besonders herkömmlich war. S. Böckh zu C. I. Gr. 3216.
3) Besonders auf Amorgos scheint dies üblich gewesen zu sein:
S. C. I. Gr. 2264 b; vier Inss. aus Amorgos, bull. corr. hell. 1891 p. 574
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[628/0644] für sie sorgt nicht nur die Familie, sondern vielfach auch die Genossenschaft, der etwa der Verstorbene angehört hatte 1). Verdienten Bürgern wird in diesen Zeiten, in denen die Städte für den Mangel grosser Lebensinteressen in einer oft rührenden Fürsorge für das Nächstliegende und Beschränkte Ersatz suchen, nicht selten feierliches Grabgeleite und Begräbniss durch die Bürgerschaft zuerkannt 2); die Hinterbliebenen, beschliessen dann wohl die Väter der Stadt, sollen durch bestellte Trostredner der Theilnahme an ihrem Verlust versichert und über den Schmerz hinweggeleitet werden 3). 2) 1) ὁμόταφοι unter anderen Genossenschaften erwähnt schon in einem Solonischen Gesetz: Digest. 47, 22, 4. Dies wohl eigene collegia funera- ticia. Sonst finden sich (nicht eben sehr häufig) Spuren von gemeinsamen Grabstätten von ϑίασοι: z. B. auf Kos, Inscr. of Cos 155—159. ἐρανισταί be- statten ihr Mitglied: C. I. Att. II 3308; συμμύσται desgleichen: Athen. Mit- theil. 9, 35; ein Mitglied steuert, als ταμίας des collegium, verstorbenen Mitgliedern eines ἔρανος aus eigenen Mitteln bei εἰς τὴν ταφήν, τοῦ εὐσχημο- νεῖν αὐτοὺς καὶ τετελευτηκότας κτλ. C. I. A. II 621 (um 150 v. Chr.) Ein andrer ταμίας δέδωκεν τοῖς μεταλλάξασιν (ϑιασώταις) τὸ ταφικὸν παραχρῆμα: Att. Ins., 3. Jh. v. Chr.; Ath. Mitth. 9, 388. Vgl. Rhodische Inschr. Bull. corr. hell. 4, 138. Dionysiasten, Athenaisten in Tanagra ἔϑαψαν τὸν δεῖνα: Collitz, Dialektins. 960—962. οἱ ϑίασοι πάντες und auch noch οἱ ἔφηβοι καὶ οἱ νέοι, ὁ δῆμος, ἡ γερουσία setzen das Denkmal: C. I. Gr. 3101. 3112. (Teos) συνοδεῖται bestatten gemeinsam die Mitglieder ihrer σύνοδοι: I. or. sept. Pont. Eux. II n. 60—65. 2) δημοσία ταφή öfter. Beschlüsse, πανδημεὶ παραπέμψασϑαι τὸ σῶμα τοῦ δεῖνος ἐπὶ τὴν κηδείαν αὐτοῦ: Ins. Amorgos, Bull. corr. hell. 1891, p. 577 (Z. 26); p. 586 (Z. 17 ff.). Beschluss von Rath und Volk in Olbia (1. Jahrh. v. Chr.): es sollen, wenn der Leichnam eines gewissen, in der Fremde verstorbenen verdienten Bürgers in die Stadt gebracht werde, alle Werkstätten geschlossen werden, die Bürger in schwarzer Kleidung seiner ἐκφορά folgen, ein Reiterstandbild dem Todten errichtet werden, alljähr- lich an den ἱπποδρομίαι für Achill der dem Todten verliehene goldene Kranz ausgerufen werden u. s. w. I. or. sept. Pont. Eux. I n. 17, 22 ff. — Ehrung des Verstorbenen durch einen goldenen Kranz: C. I. Gr. 3185; Cic. pro Flacco § 75. Diese Beispiele aus Smyrna, wo solche Ehrung besonders herkömmlich war. S. Böckh zu C. I. Gr. 3216. 3) Besonders auf Amorgos scheint dies üblich gewesen zu sein: S. C. I. Gr. 2264 b; vier Inss. aus Amorgos, bull. corr. hell. 1891 p. 574 2) νόμος ἐστὶ γενέσϑαι, τῶνδε τυχὼν κἀγὼ τόνδε τάφον κατέχω. Kaib. epigr. lap. 137. Vgl. 153, 7. 8.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 628. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/644>, abgerufen am 30.05.2024.