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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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gemäss, das Gute, das aus Dionysos-Zagreus stammte, bei-
gemischt ist dem bösen, titanischen Elemente 1).

Mit der Herrschaft des neu erzeugten Dionysos und der
Entstehung der Menschen kam die Reihe der mythischen Be-
gebenheiten in orphischer Dichtung zu Ende 2). Wo der Mensch

1) S. die Berichte bei Lobeck 565 f.; diese aus den Rhapsodien.
Dass in den Rhaps. die Menschenentstehung stand, und weiterhin die
Lehre von der Metempsychose u. s. w. ausgeführt wurde, geht aus Pro-
clus ad Remp. 116, 12 ff. Sch. hervor. Nur aus älterer orphischer
Dichtung, jedenfalls nicht aus den Rhapsodien, ist diese Dichtung dem
Dio Chrysost. 30 p. 333, 4 ff. zugekommen. Auch Plutarch will jedenfalls
auf sie anspielen, de esu carn. 1, 7 p. 996 c: to en emin alogon kai
atakton kai biaion oi palaioi Titanas onomasan, wohl auch Oppian, Hal.
5, 9. 10. Vielleicht auch Aelian fr. 89 p. 230, 19 f. Herch. (s. Lobeck
567 g). Schon Worte des Xenokrates (fr. 20, p. 166 Heinz.) scheinen
auf diesen orphischen Mythus anzuspielen. Die Rhapsodien folgen also
auch hier älterer orphischer Lehre und Poesie. Vgl. auch hymn. Orph. 37.
Ein Nachklang der orphischen Dichtung ist vielleicht was (irrthümlich?)
als hesiodische Ueberlieferung vorträgt Nicander, Ther. 8 ff. Gaben den
Anlass zu der Ableitung des Menschengeschlechts von den Titanen ältere
Phantasien, wie sie sich etwa ankündigen in Stellen wie hymn. Apoll.
Pyth. 157 f.: Titenes te theoi ton ex andres te theoi te? Homerisch ist
das nicht (trotz des homerischen Zeus, pater andron te theon te), wie-
wohl möglicher Weise noch ganz anders gemeint als bei "Orpheus".
2) Dionysos ist der letzte der göttlichen Weltherrscher: fr. 114;
190 (und daher despotes emon Procl. ad Cratyl. p. 59; 114. Freilich
heisst bei Pr. auch z. B. Hermes o despotes emon: ad Crat. p. 73).
Dionys ist der sechste Herrscher: denn Zeus, ihm vorangehend, ist der
fünfte: fr. 113 (85. 121. 122). Es wird gerechnet: 1. Phanes, 2. Nyx,
3. Uranos, 4. Kronos, 5. Zeus, 6. Dionysos. Das stellte Syrian fest
(fr. 85; Proclus folgt seinem Lehrer: fr. 85; 121) und die Reste der
Rhapsodien bestätigen es: fr. 86; 87; 96; 113. Es scheint aber wirklich,
als ob Plato, wie Syrian annahm, dieselbe Anordnung in der ihm vor-
liegenden orphischen Theogonie gelesen habe. Zwar den von ihm citirten
orphischen Vers: ekte den genee katapausate kosmon (thumon Plut. EI ap.
D. 15, sinnlos. Las er thesmon?) aoides lasen offenbar, wie ihr Schweigen
hievon beweist, die Neoplatoniker nicht in den Rhapsodien, aber dass
die alte, von Plato gemeinte orphische Theogonie in der That ebenfalls
sechs Göttergenerationen kannte (dem pythagoreischen teleios arithmos zu
Ehren?) und in der sechsten Generation zu Ende kam, haben sie doch
richtig aus jenem Verse entnommen, den freilich Plato selbst, der ihn
nur spielend anführt, in etwas anderem Sinne verwendet (Anders Gruppe,
Die rhapsod. Theog. p. 693 f.). Es liegt also wirklich hier ein bedeutendes

gemäss, das Gute, das aus Dionysos-Zagreus stammte, bei-
gemischt ist dem bösen, titanischen Elemente 1).

Mit der Herrschaft des neu erzeugten Dionysos und der
Entstehung der Menschen kam die Reihe der mythischen Be-
gebenheiten in orphischer Dichtung zu Ende 2). Wo der Mensch

1) S. die Berichte bei Lobeck 565 f.; diese aus den Rhapsodien.
Dass in den Rhaps. die Menschenentstehung stand, und weiterhin die
Lehre von der Metempsychose u. s. w. ausgeführt wurde, geht aus Pro-
clus ad Remp. 116, 12 ff. Sch. hervor. Nur aus älterer orphischer
Dichtung, jedenfalls nicht aus den Rhapsodien, ist diese Dichtung dem
Dio Chrysost. 30 p. 333, 4 ff. zugekommen. Auch Plutarch will jedenfalls
auf sie anspielen, de esu carn. 1, 7 p. 996 c: τὸ ἐν ἡμῖν ἄλογον καὶ
ἄτακτον καὶ βίαιον οἱ παλαιοὶ Τιτᾶνας ὠνόμασαν, wohl auch Oppian, Hal.
5, 9. 10. Vielleicht auch Aelian fr. 89 p. 230, 19 f. Herch. (s. Lobeck
567 g). Schon Worte des Xenokrates (fr. 20, p. 166 Heinz.) scheinen
auf diesen orphischen Mythus anzuspielen. Die Rhapsodien folgen also
auch hier älterer orphischer Lehre und Poesie. Vgl. auch hymn. Orph. 37.
Ein Nachklang der orphischen Dichtung ist vielleicht was (irrthümlich?)
als hesiodische Ueberlieferung vorträgt Nicander, Ther. 8 ff. Gaben den
Anlass zu der Ableitung des Menschengeschlechts von den Titanen ältere
Phantasien, wie sie sich etwa ankündigen in Stellen wie hymn. Apoll.
Pyth. 157 f.: Τιτῆνές τε ϑεοί τῶν ἒξ ἄνδρες τε ϑεοί τε? Homerisch ist
das nicht (trotz des homerischen Zeus, πατὴρ ὰνδρῶν τε ϑεῶν τε), wie-
wohl möglicher Weise noch ganz anders gemeint als bei „Orpheus“.
2) Dionysos ist der letzte der göttlichen Weltherrscher: fr. 114;
190 (und daher δεσπότης ἡμῶν Procl. ad Cratyl. p. 59; 114. Freilich
heisst bei Pr. auch z. B. Hermes ὁ δεσπότης ἡμῶν: ad Crat. p. 73).
Dionys ist der sechste Herrscher: denn Zeus, ihm vorangehend, ist der
fünfte: fr. 113 (85. 121. 122). Es wird gerechnet: 1. Phanes, 2. Nyx,
3. Uranos, 4. Kronos, 5. Zeus, 6. Dionysos. Das stellte Syrian fest
(fr. 85; Proclus folgt seinem Lehrer: fr. 85; 121) und die Reste der
Rhapsodien bestätigen es: fr. 86; 87; 96; 113. Es scheint aber wirklich,
als ob Plato, wie Syrian annahm, dieselbe Anordnung in der ihm vor-
liegenden orphischen Theogonie gelesen habe. Zwar den von ihm citirten
orphischen Vers: ἕκτῃ δ̕ἐν γενεῇ καταπαύσατε κόσμον (ϑυμόν Plut. EI ap.
D. 15, sinnlos. Las er ϑεσμόν?) ἀοιδῆς lasen offenbar, wie ihr Schweigen
hievon beweist, die Neoplatoniker nicht in den Rhapsodien, aber dass
die alte, von Plato gemeinte orphische Theogonie in der That ebenfalls
sechs Göttergenerationen kannte (dem pythagoreischen τέλειος ἀριϑμός zu
Ehren?) und in der sechsten Generation zu Ende kam, haben sie doch
richtig aus jenem Verse entnommen, den freilich Plato selbst, der ihn
nur spielend anführt, in etwas anderem Sinne verwendet (Anders Gruppe,
Die rhapsod. Theog. p. 693 f.). Es liegt also wirklich hier ein bedeutendes
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[413/0429] gemäss, das Gute, das aus Dionysos-Zagreus stammte, bei- gemischt ist dem bösen, titanischen Elemente 1). Mit der Herrschaft des neu erzeugten Dionysos und der Entstehung der Menschen kam die Reihe der mythischen Be- gebenheiten in orphischer Dichtung zu Ende 2). Wo der Mensch 1) S. die Berichte bei Lobeck 565 f.; diese aus den Rhapsodien. Dass in den Rhaps. die Menschenentstehung stand, und weiterhin die Lehre von der Metempsychose u. s. w. ausgeführt wurde, geht aus Pro- clus ad Remp. 116, 12 ff. Sch. hervor. Nur aus älterer orphischer Dichtung, jedenfalls nicht aus den Rhapsodien, ist diese Dichtung dem Dio Chrysost. 30 p. 333, 4 ff. zugekommen. Auch Plutarch will jedenfalls auf sie anspielen, de esu carn. 1, 7 p. 996 c: τὸ ἐν ἡμῖν ἄλογον καὶ ἄτακτον καὶ βίαιον οἱ παλαιοὶ Τιτᾶνας ὠνόμασαν, wohl auch Oppian, Hal. 5, 9. 10. Vielleicht auch Aelian fr. 89 p. 230, 19 f. Herch. (s. Lobeck 567 g). Schon Worte des Xenokrates (fr. 20, p. 166 Heinz.) scheinen auf diesen orphischen Mythus anzuspielen. Die Rhapsodien folgen also auch hier älterer orphischer Lehre und Poesie. Vgl. auch hymn. Orph. 37. Ein Nachklang der orphischen Dichtung ist vielleicht was (irrthümlich?) als hesiodische Ueberlieferung vorträgt Nicander, Ther. 8 ff. Gaben den Anlass zu der Ableitung des Menschengeschlechts von den Titanen ältere Phantasien, wie sie sich etwa ankündigen in Stellen wie hymn. Apoll. Pyth. 157 f.: Τιτῆνές τε ϑεοί τῶν ἒξ ἄνδρες τε ϑεοί τε? Homerisch ist das nicht (trotz des homerischen Zeus, πατὴρ ὰνδρῶν τε ϑεῶν τε), wie- wohl möglicher Weise noch ganz anders gemeint als bei „Orpheus“. 2) Dionysos ist der letzte der göttlichen Weltherrscher: fr. 114; 190 (und daher δεσπότης ἡμῶν Procl. ad Cratyl. p. 59; 114. Freilich heisst bei Pr. auch z. B. Hermes ὁ δεσπότης ἡμῶν: ad Crat. p. 73). Dionys ist der sechste Herrscher: denn Zeus, ihm vorangehend, ist der fünfte: fr. 113 (85. 121. 122). Es wird gerechnet: 1. Phanes, 2. Nyx, 3. Uranos, 4. Kronos, 5. Zeus, 6. Dionysos. Das stellte Syrian fest (fr. 85; Proclus folgt seinem Lehrer: fr. 85; 121) und die Reste der Rhapsodien bestätigen es: fr. 86; 87; 96; 113. Es scheint aber wirklich, als ob Plato, wie Syrian annahm, dieselbe Anordnung in der ihm vor- liegenden orphischen Theogonie gelesen habe. Zwar den von ihm citirten orphischen Vers: ἕκτῃ δ̕ἐν γενεῇ καταπαύσατε κόσμον (ϑυμόν Plut. EI ap. D. 15, sinnlos. Las er ϑεσμόν?) ἀοιδῆς lasen offenbar, wie ihr Schweigen hievon beweist, die Neoplatoniker nicht in den Rhapsodien, aber dass die alte, von Plato gemeinte orphische Theogonie in der That ebenfalls sechs Göttergenerationen kannte (dem pythagoreischen τέλειος ἀριϑμός zu Ehren?) und in der sechsten Generation zu Ende kam, haben sie doch richtig aus jenem Verse entnommen, den freilich Plato selbst, der ihn nur spielend anführt, in etwas anderem Sinne verwendet (Anders Gruppe, Die rhapsod. Theog. p. 693 f.). Es liegt also wirklich hier ein bedeutendes

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/429>, abgerufen am 22.05.2024.