Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.Flötenklang hörte, in heftigste Aufregung gerieth und von un- 1) Erscheinungen des korubantiasmos: Hören von Flötenklang: Plat. Crito 54 D (Max. Tyr. diss. 38 p. 220 R), vgl. Cicero de divinat. I § 114. Sehen von phantasiai: Dionys. Hal. de Demosth. 22 (und dieses Träumen ohne Schlaf, einen der Hypnose ähnlichen Zustand, meint wohl Plinius nat. hist. 11, 147: patentibus oculis dormiunt multi homines, quos cory- bantiare Graeci dicunt). Aufregung, Herzklopfen, Thränenerguss: Plat. Symp. 215 E. Tanzwuth: oi korubantiontes ouk emphrones ontes orkhountai. Plat. Ion. 534 A. "Nüchterne Trunkenheit" methe nephalios der koruban- tiontes: Philo de mund. opif. p. 16 M. -- Der Name drückt aus, dass diese Kranken für "besessen" von den Korybanten galten. korubantian to Korubasi katekhesthai Schol. Ar. Vesp. 9. Denn die Korybanten manias kai ektheiasmou eisin empoietikoi Schol. Vesp. 8. entheos ek semnon Koru- banton Eurip. Hippol. 142. Dort Schol.: Korubantes manias aitioi. enthen kai korubantian. -- Besonders anschaulich redet von der korybantischen Raserei der Phryger Arrian an einer wenig beachteten Stelle, bei Eustath. ad Dion. Perieg. 809: -- mainontai te Rea kai pros Korubanton katekhontai, egoun korubantiosi daimonontes. otan de kataskhe autous to theion, elaunomenoi kai mega boontes kai orkhoumenoi prothespizousi ta mel- lonta, theophoroumenoi kai mainomenoi. Man bemerkt leicht die voll- kommene Aehnlichkeit dieses Zustandes mit der Ekstase im Bakchos- dienst. 2) Heilung der korybantisch Erregten durch Tanz und Musik: Plato,
Leg. 7, 790 D. E, 791 A. Dass im Besonderen die Flötenweisen des Olympos die Eigenschaften haben sollten, als theia, die zur korybantischen Ekstase Neigenden (durch die begeisternde Wirkung, die sie auf solche ausübten) kenntlich zu machen und zu heilen, lässt namentlich die Aus- führung bei Plato, Symp. 215 C--E erkennen, in welcher ganz offenbar die 215 E genannten korubantiontes (da E nur die Anwendung des C im Allgemeinen Gesagten giebt) nicht verschieden sind von den 215 C er- wähnten theon kai teleton deomenoi. Auf die homöopathisch, durch Auf- regung und Entladung des krankhaften Triebes zu bewirkende Heilung der korubantiontes geht also zunächst alles was von der phrygischen Ton- art als enthousiastike, den mele Olumpou als die Seelen zum Enthusiasmus aufregend gesagt wird (Aristot., Polit. p. 1340 b, 4. 5; 1342 b. 1 ff., 1340 a, 8; Pseudoplat. Minos 318 B. Vgl. Cicero de divin. 1, 114). Die Flötenklang hörte, in heftigste Aufregung gerieth und von un- 1) Erscheinungen des κορυβαντιασμός: Hören von Flötenklang: Plat. Crito 54 D (Max. Tyr. diss. 38 p. 220 R), vgl. Cicero de divinat. I § 114. Sehen von φαντασίαι: Dionys. Hal. de Demosth. 22 (und dieses Träumen ohne Schlaf, einen der Hypnose ähnlichen Zustand, meint wohl Plinius nat. hist. 11, 147: patentibus oculis dormiunt multi homines, quos cory- bantiare Graeci dicunt). Aufregung, Herzklopfen, Thränenerguss: Plat. Symp. 215 E. Tanzwuth: οἱ κορυβαντιῶντες οὐκ ἔμφρονες ὄντες ὀρχοῦνται. Plat. Ion. 534 A. „Nüchterne Trunkenheit“ μέϑη νηφάλιος der κορυβαν- τιῶντες: Philo de mund. opif. p. 16 M. — Der Name drückt aus, dass diese Kranken für „besessen“ von den Korybanten galten. κορυβαντιᾶν τὸ Κορύβασι κατέχεσϑαι Schol. Ar. Vesp. 9. Denn die Korybanten μανίας καὶ ἐκϑειασμοῦ εἰσιν ἐμποιητικοί Schol. Vesp. 8. ἔνϑεος ἐκ σεμνῶν Κορυ- βάντων Eurip. Hippol. 142. Dort Schol.: Κορύβαντες μανίας αἴτιοι. ἔνϑεν καὶ κορυβαντιᾶν. — Besonders anschaulich redet von der korybantischen Raserei der Phryger Arrian an einer wenig beachteten Stelle, bei Eustath. ad Dion. Perieg. 809: — μαίνονται τῇ Ῥέᾳ καὶ πρὸς Κορυβάντων κατέχονται, ἤγουν κορυβαντιῶσι δαιμονῶντες. ὅταν δὲ κατάσχῃ αὐτοὺς τὸ ϑεῖον, ἐλαυνόμενοι καὶ μέγα βοῶντες καὶ ὀρχούμενοι προϑεσπίζουσι τὰ μελ- λοντα, ϑεοφορούμενοι καὶ μαινόμενοι. Man bemerkt leicht die voll- kommene Aehnlichkeit dieses Zustandes mit der Ekstase im Bakchos- dienst. 2) Heilung der korybantisch Erregten durch Tanz und Musik: Plato,
Leg. 7, 790 D. E, 791 A. Dass im Besonderen die Flötenweisen des Olympos die Eigenschaften haben sollten, als ϑεῖα, die zur korybantischen Ekstase Neigenden (durch die begeisternde Wirkung, die sie auf solche ausübten) kenntlich zu machen und zu heilen, lässt namentlich die Aus- führung bei Plato, Symp. 215 C—E erkennen, in welcher ganz offenbar die 215 E genannten κορυβαντιῶντες (da E nur die Anwendung des C im Allgemeinen Gesagten giebt) nicht verschieden sind von den 215 C er- wähnten ϑεῶν καὶ τελετῶν δεόμενοι. Auf die homöopathisch, durch Auf- regung und Entladung des krankhaften Triebes zu bewirkende Heilung der κορυβαντιῶντες geht also zunächst alles was von der phrygischen Ton- art als ἐνϑουσιαστική, den μέλη Ὀλύμπου als die Seelen zum Enthusiasmus aufregend gesagt wird (Aristot., Polit. p. 1340 b, 4. 5; 1342 b. 1 ff., 1340 a, 8; Pseudoplat. Minos 318 B. Vgl. Cicero de divin. 1, 114). Die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0352" n="336"/> Flötenklang hörte, in heftigste Aufregung gerieth und von un-<lb/> widerstehlicher Tanzwuth ergriffen wurde <note place="foot" n="1)">Erscheinungen des κορυβαντιασμός: Hören von Flötenklang: Plat.<lb/><hi rendition="#i">Crito</hi> 54 D (Max. Tyr. <hi rendition="#i">diss.</hi> 38 p. 220 R), vgl. Cicero <hi rendition="#i">de divinat.</hi> I § 114.<lb/> Sehen von φαντασίαι: Dionys. Hal. <hi rendition="#i">de Demosth.</hi> 22 (und dieses Träumen<lb/> ohne Schlaf, einen der Hypnose ähnlichen Zustand, meint wohl Plinius<lb/><hi rendition="#i">nat. hist.</hi> 11, 147: <hi rendition="#i">patentibus oculis dormiunt multi homines, quos cory-<lb/> bantiare Graeci dicunt</hi>). Aufregung, Herzklopfen, Thränenerguss: Plat.<lb/><hi rendition="#i">Symp.</hi> 215 E. Tanzwuth: οἱ κορυβαντιῶντες οὐκ ἔμφρονες ὄντες ὀρχοῦνται.<lb/> Plat. <hi rendition="#i">Ion.</hi> 534 A. „Nüchterne Trunkenheit“ μέϑη νηφάλιος der κορυβαν-<lb/> τιῶντες: Philo <hi rendition="#i">de mund. opif.</hi> p. 16 M. — Der Name drückt aus, dass<lb/> diese Kranken für „besessen“ von den Korybanten galten. κορυβαντιᾶν<lb/> τὸ Κορύβασι κατέχεσϑαι Schol. Ar. <hi rendition="#i">Vesp.</hi> 9. Denn die Korybanten μανίας<lb/> καὶ ἐκϑειασμοῦ εἰσιν ἐμποιητικοί Schol. <hi rendition="#i">Vesp.</hi> 8. ἔνϑεος ἐκ σεμνῶν Κορυ-<lb/> βάντων Eurip. <hi rendition="#i">Hippol.</hi> 142. Dort Schol.: Κορύβαντες μανίας αἴτιοι. ἔνϑεν<lb/> καὶ κορυβαντιᾶν. — Besonders anschaulich redet von der korybantischen<lb/> Raserei der Phryger <hi rendition="#g">Arrian</hi> an einer wenig beachteten Stelle, bei<lb/> Eustath. ad Dion. Perieg. 809: — μαίνονται τῇ Ῥέᾳ καὶ πρὸς Κορυβάντων<lb/> κατέχονται, ἤγουν κορυβαντιῶσι δαιμονῶντες. ὅταν δὲ κατάσχῃ αὐτοὺς τὸ<lb/> ϑεῖον, ἐλαυνόμενοι καὶ μέγα βοῶντες καὶ ὀρχούμενοι προϑεσπίζουσι τὰ μελ-<lb/> λοντα, ϑεοφορούμενοι καὶ μαινόμενοι. Man bemerkt leicht die voll-<lb/> kommene Aehnlichkeit dieses Zustandes mit der Ekstase im Bakchos-<lb/> dienst.</note>. Solchem enthusia-<lb/> stischen Drange zur Entladung und damit zur Heilung und<lb/> „Reinigung“ dienten die mit Tanz und Musik, vornehmlich den,<lb/> in empfänglichen Seelen Begeisterung weckenden Flötenweisen<lb/> der altphrygischen Meister, begangenen Weihefeste der phry-<lb/> gischen Gottheiten <note xml:id="seg2pn_108_1" next="#seg2pn_108_2" place="foot" n="2)">Heilung der korybantisch Erregten durch Tanz und Musik: Plato,<lb/><hi rendition="#i">Leg.</hi> 7, 790 D. E, 791 A. Dass im Besonderen die Flötenweisen des<lb/> Olympos die Eigenschaften haben sollten, als ϑεῖα, die zur korybantischen<lb/> Ekstase Neigenden (durch die begeisternde Wirkung, die sie auf solche<lb/> ausübten) kenntlich zu machen und zu heilen, lässt namentlich die Aus-<lb/> führung bei Plato, <hi rendition="#i">Symp.</hi> 215 <hi rendition="#i">C—E</hi> erkennen, in welcher ganz offenbar<lb/> die 215 <hi rendition="#i">E</hi> genannten κορυβαντιῶντες (da <hi rendition="#i">E</hi> nur die Anwendung des <hi rendition="#i">C</hi> im<lb/> Allgemeinen Gesagten giebt) nicht verschieden sind von den 215 <hi rendition="#i">C</hi> er-<lb/> wähnten ϑεῶν καὶ τελετῶν δεόμενοι. Auf die homöopathisch, durch Auf-<lb/> regung und Entladung des krankhaften Triebes zu bewirkende Heilung<lb/> der κορυβαντιῶντες geht also zunächst alles was von der phrygischen Ton-<lb/> art als ἐνϑουσιαστική, den μέλη Ὀλύμπου als die Seelen zum Enthusiasmus<lb/> aufregend gesagt wird (Aristot., <hi rendition="#i">Polit.</hi> p. 1340 b, 4. 5; 1342 b. 1 ff.,<lb/> 1340 a, 8; Pseudoplat. <hi rendition="#i">Minos</hi> 318 B. Vgl. Cicero <hi rendition="#i">de divin.</hi> 1, 114). Die</note>. Das Ekstatische soll in diesem Ver-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [336/0352]
Flötenklang hörte, in heftigste Aufregung gerieth und von un-
widerstehlicher Tanzwuth ergriffen wurde 1). Solchem enthusia-
stischen Drange zur Entladung und damit zur Heilung und
„Reinigung“ dienten die mit Tanz und Musik, vornehmlich den,
in empfänglichen Seelen Begeisterung weckenden Flötenweisen
der altphrygischen Meister, begangenen Weihefeste der phry-
gischen Gottheiten 2). Das Ekstatische soll in diesem Ver-
1) Erscheinungen des κορυβαντιασμός: Hören von Flötenklang: Plat.
Crito 54 D (Max. Tyr. diss. 38 p. 220 R), vgl. Cicero de divinat. I § 114.
Sehen von φαντασίαι: Dionys. Hal. de Demosth. 22 (und dieses Träumen
ohne Schlaf, einen der Hypnose ähnlichen Zustand, meint wohl Plinius
nat. hist. 11, 147: patentibus oculis dormiunt multi homines, quos cory-
bantiare Graeci dicunt). Aufregung, Herzklopfen, Thränenerguss: Plat.
Symp. 215 E. Tanzwuth: οἱ κορυβαντιῶντες οὐκ ἔμφρονες ὄντες ὀρχοῦνται.
Plat. Ion. 534 A. „Nüchterne Trunkenheit“ μέϑη νηφάλιος der κορυβαν-
τιῶντες: Philo de mund. opif. p. 16 M. — Der Name drückt aus, dass
diese Kranken für „besessen“ von den Korybanten galten. κορυβαντιᾶν
τὸ Κορύβασι κατέχεσϑαι Schol. Ar. Vesp. 9. Denn die Korybanten μανίας
καὶ ἐκϑειασμοῦ εἰσιν ἐμποιητικοί Schol. Vesp. 8. ἔνϑεος ἐκ σεμνῶν Κορυ-
βάντων Eurip. Hippol. 142. Dort Schol.: Κορύβαντες μανίας αἴτιοι. ἔνϑεν
καὶ κορυβαντιᾶν. — Besonders anschaulich redet von der korybantischen
Raserei der Phryger Arrian an einer wenig beachteten Stelle, bei
Eustath. ad Dion. Perieg. 809: — μαίνονται τῇ Ῥέᾳ καὶ πρὸς Κορυβάντων
κατέχονται, ἤγουν κορυβαντιῶσι δαιμονῶντες. ὅταν δὲ κατάσχῃ αὐτοὺς τὸ
ϑεῖον, ἐλαυνόμενοι καὶ μέγα βοῶντες καὶ ὀρχούμενοι προϑεσπίζουσι τὰ μελ-
λοντα, ϑεοφορούμενοι καὶ μαινόμενοι. Man bemerkt leicht die voll-
kommene Aehnlichkeit dieses Zustandes mit der Ekstase im Bakchos-
dienst.
2) Heilung der korybantisch Erregten durch Tanz und Musik: Plato,
Leg. 7, 790 D. E, 791 A. Dass im Besonderen die Flötenweisen des
Olympos die Eigenschaften haben sollten, als ϑεῖα, die zur korybantischen
Ekstase Neigenden (durch die begeisternde Wirkung, die sie auf solche
ausübten) kenntlich zu machen und zu heilen, lässt namentlich die Aus-
führung bei Plato, Symp. 215 C—E erkennen, in welcher ganz offenbar
die 215 E genannten κορυβαντιῶντες (da E nur die Anwendung des C im
Allgemeinen Gesagten giebt) nicht verschieden sind von den 215 C er-
wähnten ϑεῶν καὶ τελετῶν δεόμενοι. Auf die homöopathisch, durch Auf-
regung und Entladung des krankhaften Triebes zu bewirkende Heilung
der κορυβαντιῶντες geht also zunächst alles was von der phrygischen Ton-
art als ἐνϑουσιαστική, den μέλη Ὀλύμπου als die Seelen zum Enthusiasmus
aufregend gesagt wird (Aristot., Polit. p. 1340 b, 4. 5; 1342 b. 1 ff.,
1340 a, 8; Pseudoplat. Minos 318 B. Vgl. Cicero de divin. 1, 114). Die
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